Donau Zeitung

Wollen wir so viel schlachten?

Kommentar

- Michael.kerler@augsburger allgemeine.de

ist er Pastor im Münsterlan­d, aber engagiert sich immer noch für die Interessen der Werkarbeit­er. „Die Regeln sind nur so gut, wie sie nachher auch kontrollie­rt werden“, sagt Kossen. Das neue Gesetz gehe in die richtige Richtung, aber notwendig sei ein Systemwech­sel. Es gehe nicht an, dass es für das Kerngeschä­ft eines Schlachtho­fes nur 20 Prozent Stammbeleg­schaft und 80 Prozent Werkarbeit­er gebe. Der Anteil der Werkarbeit­er müsse gesetzlich begrenzt und die Kontrollmö­glichkeite­n der Behörden müssten verbessert werden. Zoll oder Gewerbeauf­sicht müssten Sanktionsm­öglichkeit­en haben.

In Bayern – auch in unserer Region – sorgten in letzter Zeit mehrere Schlachthö­fe für negative Schlagzeil­en. Problem war hier weniger die Beschäftig­ung, sondern die unzureiche­nde Betäubung von Tieren.

Elmar Stephan, dpa/afp/AZ

DVON MICHAEL KERLER ie Situation ist absurd. Der Fleischver­brauch in Deutschlan­d pro Kopf geht seit einigen Jahren tendenziel­l zurück. Gleichzeit­ig steigt in den deutschen Schlachthö­fen die Fleischerz­eugung. Immer mehr Tiere werden für die Lebensmitt­elprodukti­on getötet. Viel Fleisch geht in den Export.

Kaum ein Arbeitnehm­er in Deutschlan­d will aber die harte Arbeit im Schlachtha­us erledigen. Viele Arbeitskrä­fte stammen aus Osteuropa. Der Preisdruck in der Branche ist groß. Die Löhne sind dementspre­chend gering. Es ist deshalb begrüßensw­ert, dass der Bundestag schärfere Regeln beschließt, um gegen die Ausbeutung ausländisc­her Arbeitskrä­fte vorzugehen. Jetzt müssen die Ämter genug Ressourcen bekommen, die Einhaltung der Regeln zu kontrollie­ren.

Denn wer zu Hungerlöhn­en arbeitet, hat wahrschein­lich für einen vernünftig­en Umgang mit den Tieren weniger Sinn. In deutschen Schlachthö­fen kam es zuletzt immer wieder zu Skandalen, da Tiere unzureiche­nd betäubt wurden. Deutschlan­d sollte sich deshalb die Frage stellen, ob es das Schlachtha­us Europas sein will.

Newspapers in German

Newspapers from Germany