Wollen wir so viel schlachten?
Kommentar
ist er Pastor im Münsterland, aber engagiert sich immer noch für die Interessen der Werkarbeiter. „Die Regeln sind nur so gut, wie sie nachher auch kontrolliert werden“, sagt Kossen. Das neue Gesetz gehe in die richtige Richtung, aber notwendig sei ein Systemwechsel. Es gehe nicht an, dass es für das Kerngeschäft eines Schlachthofes nur 20 Prozent Stammbelegschaft und 80 Prozent Werkarbeiter gebe. Der Anteil der Werkarbeiter müsse gesetzlich begrenzt und die Kontrollmöglichkeiten der Behörden müssten verbessert werden. Zoll oder Gewerbeaufsicht müssten Sanktionsmöglichkeiten haben.
In Bayern – auch in unserer Region – sorgten in letzter Zeit mehrere Schlachthöfe für negative Schlagzeilen. Problem war hier weniger die Beschäftigung, sondern die unzureichende Betäubung von Tieren.
Elmar Stephan, dpa/afp/AZ
DVON MICHAEL KERLER ie Situation ist absurd. Der Fleischverbrauch in Deutschland pro Kopf geht seit einigen Jahren tendenziell zurück. Gleichzeitig steigt in den deutschen Schlachthöfen die Fleischerzeugung. Immer mehr Tiere werden für die Lebensmittelproduktion getötet. Viel Fleisch geht in den Export.
Kaum ein Arbeitnehmer in Deutschland will aber die harte Arbeit im Schlachthaus erledigen. Viele Arbeitskräfte stammen aus Osteuropa. Der Preisdruck in der Branche ist groß. Die Löhne sind dementsprechend gering. Es ist deshalb begrüßenswert, dass der Bundestag schärfere Regeln beschließt, um gegen die Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte vorzugehen. Jetzt müssen die Ämter genug Ressourcen bekommen, die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren.
Denn wer zu Hungerlöhnen arbeitet, hat wahrscheinlich für einen vernünftigen Umgang mit den Tieren weniger Sinn. In deutschen Schlachthöfen kam es zuletzt immer wieder zu Skandalen, da Tiere unzureichend betäubt wurden. Deutschland sollte sich deshalb die Frage stellen, ob es das Schlachthaus Europas sein will.