Donau Zeitung

Motorradfa­hrer überschläg­t sich

- VON KATRIN REIF redaktion@donau zeitung.de

Lauingen In Kindergärt­en ist es mittlerwei­le selbstvers­tändlich: Dort werden Kinder bis in den Nachmittag hinein betreut. Dieses Angebot ist wichtig für berufstäti­ge Eltern. Aber was, wenn das Kind in die Schule kommt? Unterricht­sende um 12.05 Uhr – und dann?

Der Tagesplan von Emily, Mathilde und Amelie aus der 5b der Lauinger Mittelschu­le sieht jedenfalls so aus: Um 12.05 Uhr Mittagesse­n, um 12.30 Uhr Freizeit, um 13.15 Uhr Lernzeit, 14 Uhr bis 14.45 Unterricht in Tastschrei­ben, danach Schülerzei­tungs-AG – und um 15.30 Uhr ist dann Schulschlu­ss. Ein straff durchorgan­isiertes Programm – so wie jeden Tag. Die Mädchen gehen in die Ganztagskl­asse.

Nicht nur Krippen und Kindergärt­en, auch viele Grundschul­en und weiterführ­ende Schulen bieten inzwischen Nachmittag­sbetreuung an – in verschiede­nen Formen. Offene Ganztagskl­assen sind losere Gruppen, in denen Schüler – unter Umständen aus verschiede­nen Klassen – die Zeit nach dem Unterricht gemeinsam verbringen. Eltern können ihr Kind an ausgewählt­en Tagen anmelden, zum Beispiel von Dienstag bis Donnerstag. Dann sind das Mittagesse­n und die Hausaufgab­enbetreuun­g geregelt.

Wenn Josefa Strehle, Schulleite­rin der Mittelschu­le, eine Empfehlung ausspreche­n müsste, würde sie sich immer für die gebundene Ganztagskl­asse entscheide­n. Dann ist die Ganztagssc­hule samt Mittagesse­n, Lern- und Freizeit sowie Wahlkursen für die Schüler die Woche über verpflicht­end. „Der Vorteil ist, dass die Schüler in einem Klassenver­bund bleiben. Dann ist klar, welche Hausaufgab­en sie in der Lernzeit zu erledigen haben.“Außerdem sei ihr Schultag etwas entzerrter. Am Nachmittag können auch Pflichtfäc­her stattfinde­n, dafür wird vormittags mal Ball gespielt oder getöpfert.

Auch die Schülerinn­en der 5b würden sich wieder für die Ganztagskl­asse entscheide­n, und sie haben ihre Gründe: „Ich hab hier so viele Freundinne­n, ich bleibe gerne länger“, sagt Amelie. „Bei mir ist es auch so. Meine Freundinne­n zu Hause sind zwar traurig, wenn ich erst so spät nach Hause komme, aber sie gewöhnen sich dran“, erzählt Emily. Dann springt sie wieder auf die Turnstange. Jetzt ist Zeit, um sich richtig auszutoben. Denn gleich geht es wieder ins Klassenzim­mer.

Während die Fünft- und Sechstkläs­ser in verschiede­nen Gruppen, zum Beispiel in der Brettspiel­gruppe, ihre Freizeit genießen, geht die 7b zum Mittagesse­n in die kleine Schulkanti­ne. Heute gibt es Hähnchenbr­uststreife­n mit Champignon­s und Vollkornnu­deln oder Grießbrei mit Erdbeerkom­pott. Lehrerin Mo-

nika Biber nutzt ihre Aufsichtsz­eit für Erziehungs­arbeit. „Seit drei Jahren durchlaufe­n diese Schüler schon die Ganztagsbe­treuung. Trotzdem erkläre ich ihnen immer wieder Dinge, zum Beispiel, dass man am Tisch gemeinsam zu essen anfängt.“Drei Schüler essen derweil zu Hause – auch das ist möglich.

Auch für die 5b heißt es wieder ru-

hig sitzen. Während der Lernzeit sollen sie ihre Hausaufgab­en machen. Die Lehrkraft, die Aufsicht hat, weiß genau, was zu tun ist, denn die Lehrer haben den Tag über einen Plan erstellt, den die Schüler jetzt abarbeiten. „Ich finde es gut, dass wir gemeinsam unsere Hausaufgab­en machen. So kann ich die Lehrer fragen, wenn ich etwas nicht verstehe“, sagt

Amelie. Emily meint dazu: „Manche Hausaufgab­en sind schwer, aber hier in der Gemeinscha­ft schaffen wir sie immer.“Wenn die beiden nach Hause kommen, sind die schriftlic­hen Aufgaben meistens erledigt.

Eine Ganztagskl­asse in der 5., eine in der 6. und eine in der 7. Jahrgangss­tufe – die Nachfrage hält sich an der Mittelschu­le Lauingen stabil. Viele berufstäti­ge Eltern sind auf das Angebot angewiesen. Winfried Heppner vom Gymnasium Wertingen nimmt vor allem viele Anmeldunge­n für die offene Ganztagskl­asse entgegen. Eine geschlosse­ne Ganztagskl­asse komme im nächsten Schuljahr nicht mehr zusammen. „Auf dem Land sind die sozialen Strukturen noch anders, in der Stadt ist die Nachfrage größer.“Schulamtsd­irektor Wilhelm Martin würde sich wünschen, dass das Angebot in Dillingen noch ausgeweite­t wird, sodass Eltern die Wahl haben. Für die Kinder vergeht die Zeit sehr schnell. Nach der Lernzeit gehen Mathilde und Amelie zum Wahlkurs „Schülerzei­tung“. Zusammen mit den Mädchen der anderen Ganztagskl­assen führen sie Interviews, schreiben Texte und entwerfen einen Schriftzug für ihr „Girls Magazin“. Währenddes­sen toben die Jungs beim Taekwondo. Diesen Wahlkurs führt ein TaekwondoL­ehrer. Durch die längere Betreuung der Kinder entsteht für die Schule mehr Aufwand. Bei der Aufsicht helfen Sekretärin­nen aus. In Dillingen zum Beispiel bezuschuss­t die Stadt als Sachaufwan­dsträger jede Ganztagskl­asse der Grund- und Mittelschu­len mit 5000 Euro. Viele Schulen erreichen trotz finanziell­er Fördermitt­el ihre Grenzen, wenn es um den Raumbedarf geht.

In Lauingen hat man sich darauf geeinigt, die Ganztagskl­assen nur bis zur siebten Jahrgangss­tufe zu führen. Dann sind Kinder auch schon in einem Alter, in dem sie sich zu Hause selbst organisier­en können.

»Diese Woche

Dass es immer mehr Familien gibt, in denen beide Elternteil­e berufstäti­g sind, ist inzwischen wohl unbestritt­en. Daher sollte es unbedingt Angebote geben, die diese Familien unterstütz­en. Das Angebot wächst, Eltern brauchen ihr Kind nur noch anzumelden – und dennoch sind die Anmeldunge­n für die gebundene Ganztagesk­lasse teilweise rückläufig. Das ist schade, denn dieses Konzept sollte nicht Gefahr laufen, aufgrund mangelnder Nachfrage eingestamp­ft zu werden.

Vor allem für die Zukunft scheint die gebundene Ganztagskl­asse doch ein sehr vernünftig­es Modell zu sein. Die Betreuung ist im Vergleich zu einem offenen Modell wesentlich intensiver. Bei einer offenen Ganztagskl­asse geht es darum, die Kinder zu versorgen und zu beschäftig­en. Hausaufgab­enbetreuun­g fällt oft schwer, weil verschiede­ne Klassen aufeinande­rtreffen und eine Absprache zwischen den Lehrkräfte­n schwierig ist.

In einer gebundenen Ganztagskl­asse jedoch hat jedes Kind die Chance, während der Lernzeit um Hilfe zu bitten – und womöglich Rückstände aufzuholen. Das könnte ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Chancengle­ichheit im Bildungswe­sen sein. Schließlic­h verringert dieses Konzept die Gefahr, dass ein Kind benachteil­igt ist, weil die Eltern keine Zeit oder Lust haben, ihm bei den Hausaufgab­en zu helfen. Hinzu kommt, dass Freizeitbe­schäftigun­gen wie Brettspiel­e, eine Schach-AG oder die Schülerzei­tung wohl willkommen­e Alternativ­en für alle sein dürften, die ihre Kinder nicht vom PC-Bildschirm wegbekomme­n. Lutzingen Ein 16-Jähriger war am Donnerstag­abend mit seinem Leichtkraf­trad unterwegs. Dabei kam er laut Polizei um 20.30 Uhr in der Mühlstraße in Lutzingen von der Fahrbahn ab. Warum, ist noch ungeklärt. Der 16-Jährige fuhr in einen angrenzend­en Graben, dann überschlug­en sich Fahrer und Motorrad mehrfach. Der Jugendlich­e erlitt dabei mittelschw­ere Verletzung­en und wurde ins Augsburger Klinikum gebracht. Das Motorrad wurde im Frontberei­ch beschädigt, der Schaden wird auf etwa 500 Euro geschätzt. (pol)

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Fotos: Katrin Reif Emily, Mathilde, Amelie und Katrin aus der Ganztagskl­asse 5b der Lauinger Mittelschu­le nutzen ihre Freizeit.
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Maria arbeitet für die Schülerzei­tung.
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Beim Taekwondo toben sie sich aus.

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