Motorradfahrer überschlägt sich
Lauingen In Kindergärten ist es mittlerweile selbstverständlich: Dort werden Kinder bis in den Nachmittag hinein betreut. Dieses Angebot ist wichtig für berufstätige Eltern. Aber was, wenn das Kind in die Schule kommt? Unterrichtsende um 12.05 Uhr – und dann?
Der Tagesplan von Emily, Mathilde und Amelie aus der 5b der Lauinger Mittelschule sieht jedenfalls so aus: Um 12.05 Uhr Mittagessen, um 12.30 Uhr Freizeit, um 13.15 Uhr Lernzeit, 14 Uhr bis 14.45 Unterricht in Tastschreiben, danach Schülerzeitungs-AG – und um 15.30 Uhr ist dann Schulschluss. Ein straff durchorganisiertes Programm – so wie jeden Tag. Die Mädchen gehen in die Ganztagsklasse.
Nicht nur Krippen und Kindergärten, auch viele Grundschulen und weiterführende Schulen bieten inzwischen Nachmittagsbetreuung an – in verschiedenen Formen. Offene Ganztagsklassen sind losere Gruppen, in denen Schüler – unter Umständen aus verschiedenen Klassen – die Zeit nach dem Unterricht gemeinsam verbringen. Eltern können ihr Kind an ausgewählten Tagen anmelden, zum Beispiel von Dienstag bis Donnerstag. Dann sind das Mittagessen und die Hausaufgabenbetreuung geregelt.
Wenn Josefa Strehle, Schulleiterin der Mittelschule, eine Empfehlung aussprechen müsste, würde sie sich immer für die gebundene Ganztagsklasse entscheiden. Dann ist die Ganztagsschule samt Mittagessen, Lern- und Freizeit sowie Wahlkursen für die Schüler die Woche über verpflichtend. „Der Vorteil ist, dass die Schüler in einem Klassenverbund bleiben. Dann ist klar, welche Hausaufgaben sie in der Lernzeit zu erledigen haben.“Außerdem sei ihr Schultag etwas entzerrter. Am Nachmittag können auch Pflichtfächer stattfinden, dafür wird vormittags mal Ball gespielt oder getöpfert.
Auch die Schülerinnen der 5b würden sich wieder für die Ganztagsklasse entscheiden, und sie haben ihre Gründe: „Ich hab hier so viele Freundinnen, ich bleibe gerne länger“, sagt Amelie. „Bei mir ist es auch so. Meine Freundinnen zu Hause sind zwar traurig, wenn ich erst so spät nach Hause komme, aber sie gewöhnen sich dran“, erzählt Emily. Dann springt sie wieder auf die Turnstange. Jetzt ist Zeit, um sich richtig auszutoben. Denn gleich geht es wieder ins Klassenzimmer.
Während die Fünft- und Sechstklässer in verschiedenen Gruppen, zum Beispiel in der Brettspielgruppe, ihre Freizeit genießen, geht die 7b zum Mittagessen in die kleine Schulkantine. Heute gibt es Hähnchenbruststreifen mit Champignons und Vollkornnudeln oder Grießbrei mit Erdbeerkompott. Lehrerin Mo-
nika Biber nutzt ihre Aufsichtszeit für Erziehungsarbeit. „Seit drei Jahren durchlaufen diese Schüler schon die Ganztagsbetreuung. Trotzdem erkläre ich ihnen immer wieder Dinge, zum Beispiel, dass man am Tisch gemeinsam zu essen anfängt.“Drei Schüler essen derweil zu Hause – auch das ist möglich.
Auch für die 5b heißt es wieder ru-
hig sitzen. Während der Lernzeit sollen sie ihre Hausaufgaben machen. Die Lehrkraft, die Aufsicht hat, weiß genau, was zu tun ist, denn die Lehrer haben den Tag über einen Plan erstellt, den die Schüler jetzt abarbeiten. „Ich finde es gut, dass wir gemeinsam unsere Hausaufgaben machen. So kann ich die Lehrer fragen, wenn ich etwas nicht verstehe“, sagt
Amelie. Emily meint dazu: „Manche Hausaufgaben sind schwer, aber hier in der Gemeinschaft schaffen wir sie immer.“Wenn die beiden nach Hause kommen, sind die schriftlichen Aufgaben meistens erledigt.
Eine Ganztagsklasse in der 5., eine in der 6. und eine in der 7. Jahrgangsstufe – die Nachfrage hält sich an der Mittelschule Lauingen stabil. Viele berufstätige Eltern sind auf das Angebot angewiesen. Winfried Heppner vom Gymnasium Wertingen nimmt vor allem viele Anmeldungen für die offene Ganztagsklasse entgegen. Eine geschlossene Ganztagsklasse komme im nächsten Schuljahr nicht mehr zusammen. „Auf dem Land sind die sozialen Strukturen noch anders, in der Stadt ist die Nachfrage größer.“Schulamtsdirektor Wilhelm Martin würde sich wünschen, dass das Angebot in Dillingen noch ausgeweitet wird, sodass Eltern die Wahl haben. Für die Kinder vergeht die Zeit sehr schnell. Nach der Lernzeit gehen Mathilde und Amelie zum Wahlkurs „Schülerzeitung“. Zusammen mit den Mädchen der anderen Ganztagsklassen führen sie Interviews, schreiben Texte und entwerfen einen Schriftzug für ihr „Girls Magazin“. Währenddessen toben die Jungs beim Taekwondo. Diesen Wahlkurs führt ein TaekwondoLehrer. Durch die längere Betreuung der Kinder entsteht für die Schule mehr Aufwand. Bei der Aufsicht helfen Sekretärinnen aus. In Dillingen zum Beispiel bezuschusst die Stadt als Sachaufwandsträger jede Ganztagsklasse der Grund- und Mittelschulen mit 5000 Euro. Viele Schulen erreichen trotz finanzieller Fördermittel ihre Grenzen, wenn es um den Raumbedarf geht.
In Lauingen hat man sich darauf geeinigt, die Ganztagsklassen nur bis zur siebten Jahrgangsstufe zu führen. Dann sind Kinder auch schon in einem Alter, in dem sie sich zu Hause selbst organisieren können.
»Diese Woche
Dass es immer mehr Familien gibt, in denen beide Elternteile berufstätig sind, ist inzwischen wohl unbestritten. Daher sollte es unbedingt Angebote geben, die diese Familien unterstützen. Das Angebot wächst, Eltern brauchen ihr Kind nur noch anzumelden – und dennoch sind die Anmeldungen für die gebundene Ganztagesklasse teilweise rückläufig. Das ist schade, denn dieses Konzept sollte nicht Gefahr laufen, aufgrund mangelnder Nachfrage eingestampft zu werden.
Vor allem für die Zukunft scheint die gebundene Ganztagsklasse doch ein sehr vernünftiges Modell zu sein. Die Betreuung ist im Vergleich zu einem offenen Modell wesentlich intensiver. Bei einer offenen Ganztagsklasse geht es darum, die Kinder zu versorgen und zu beschäftigen. Hausaufgabenbetreuung fällt oft schwer, weil verschiedene Klassen aufeinandertreffen und eine Absprache zwischen den Lehrkräften schwierig ist.
In einer gebundenen Ganztagsklasse jedoch hat jedes Kind die Chance, während der Lernzeit um Hilfe zu bitten – und womöglich Rückstände aufzuholen. Das könnte ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Chancengleichheit im Bildungswesen sein. Schließlich verringert dieses Konzept die Gefahr, dass ein Kind benachteiligt ist, weil die Eltern keine Zeit oder Lust haben, ihm bei den Hausaufgaben zu helfen. Hinzu kommt, dass Freizeitbeschäftigungen wie Brettspiele, eine Schach-AG oder die Schülerzeitung wohl willkommene Alternativen für alle sein dürften, die ihre Kinder nicht vom PC-Bildschirm wegbekommen. Lutzingen Ein 16-Jähriger war am Donnerstagabend mit seinem Leichtkraftrad unterwegs. Dabei kam er laut Polizei um 20.30 Uhr in der Mühlstraße in Lutzingen von der Fahrbahn ab. Warum, ist noch ungeklärt. Der 16-Jährige fuhr in einen angrenzenden Graben, dann überschlugen sich Fahrer und Motorrad mehrfach. Der Jugendliche erlitt dabei mittelschwere Verletzungen und wurde ins Augsburger Klinikum gebracht. Das Motorrad wurde im Frontbereich beschädigt, der Schaden wird auf etwa 500 Euro geschätzt. (pol)