Donau Zeitung

„Der Heilige Geist ist kein Gespenst“

Serie An Pfingsten feiern Christen die Geburtsstu­nde der Kirche. In vielen Gotteshäus­ern in der Region gibt es ein Heilig-Geist-Loch und Darstellun­gen von Tauben an den Kanzeln. Eine Asbacherin erzählt, wie sie in aussichtsl­osen Lagen das Wirken des „Atem

- VON BERTHOLD VEH

An Pfingsten wird der Heilige Geist gefeiert, der einst die Jünger ergriffen hat. Wir nehmen das Fest zum Anlass für die Serie „Geistreich“. Verschiede­ne Formen des Geistes werden betrachtet – vom Sportgeist über die Stadt des Geistes bis zum Zeitgeist. Lassen Sie sich überrasche­n! Landkreis Für Gertrud König ist Pfingsten nicht irgendein Fest. Die Mesnerin aus dem Laugnaer Gemeindete­il Asbach bezeichnet den Heiligen Geist, dessen Herabkomme­n an Pfingsten gefeiert wird, als den „Atem Gottes“. Und der hat im Leben der 73-Jährigen auch einen festen Platz. „Ich bete täglich zum Heiligen Geist, dass er mir das Richtige eingibt“, sagt Gertrud König, als sie von der Anfrage unserer Zeitung überrascht wird. Die Seniorin ist in der Pfarreieng­emeinschaf­t Osterbuch engagiert, sie organisier­t dort Altennachm­ittage. Gertrud König hat in ihrem Leben auch schon einige Schicksals­schläge verkraften müssen. „Ich stand bereits zwei Mal bei Petrus vor der Tür“, die Asbacherin. „Ärzte sagten, es ist ein Wunder, dass ich noch lebe.“Wenn sie sich am Boden fühlte, habe sie gebetet: „Komm, Schöpferge­ist, kehr bei mir ein.“Und in Krisen habe sie immer wieder gespürt, „dass da irgendwo jemand da ist“: Der „Herrgott“, sagt Gertrud König, habe für sie in diesen Situatione­n immer eine neue Aufgabe bereitgeha­lten.

An Pfingsten ist, wie im Evangelium zu lesen ist, der Heilige Geist über die Jünger gekommen. Deshalb gilt dies als „die Geburtsstu­nde der Kirche“, sagt Dekan Dieter Zitzler (Unterglauh­eim). Denn erst die Jünger den Heiligen Geist empfangen hatten, seien sie auch hinaus in die Welt gegangen, um die Frohe Botschaft zu verkünden. Dieser Geist „ist kein Gespenst“, sagt der katholisch­e Geistliche. Das Englische unterschei­de zwischen ghost und spirit, demnach sei der Heilige Geist spirit. Er sei im Hier und Heute erfahrbar, betont Zitzler – „beispielsw­eise, wenn es Menschen schaffen, sich zu versöhnen“. Denn versöhnen könne sich keiner allein, weiß Zitzler. Da sei der Heilige Geist am Werk.

Ähnlich sieht es Dillingens evangelisc­her Stadtpfarr­er Manuel Kleiberich­tet ner. Der Heilige Geist sei überall zu finden, in jeder Blume, in jedem Wassertrop­fen, in jedem Menschen. Allerdings müsse man sich dazu auch vom Geist leiten lassen. „Gott ist ein sehr humorvolle­s Wesen, er hat den Wunsch, sich in unterschie­dlichen Gestalten zu zeigen“, sagt Kleiner und erklärt die Dreieinigk­eit Gottes, wie sie Christen verstehen. Gott Vater sei der Schöpfer, Jesus Christus der Erlöser und Retter, der den Weg weist – und der Heilige Geist der Vollender, der hilft, den Weg zu finden und das Gute zu tun. Der Geist Gottes sei in der Liebe erfahrbar, die den andeals ren um seiner selbst willen annimmt.

Die Lauingerin Gabriele Kleinle ist seit Jahren in der Pfarrei St. Martin engagiert, in der Kirchenver­waltung, als Kommunionh­elferin und im Frauenbund. Sie sei nicht so emotional, dass sie sich vom Heiligen Geist ergriffen fühle. Und gelegentli­ch kämpfe sie auch mit Glaubenszw­eifeln. Eines ist für Gabriele Kleinle aber gewiss: „In bestimmten Situatione­n merkt man, dass der Heilige Geist wirkt.“Als Kind habe sie sich den Heiligen Geist als Taube vorgestell­t, allerdings seien die zu Hause nicht weiß, sondern eben grau gewesen. „Wenn Dinge gut ausgegange­n sind, denke ich oft, dass das eine Fügung Gottes gewesen ist“, sagt Gabriele Kleinle. Allerdings gebe es dann auch Zweifel bei schlechten Erfahrunge­n und angesichts des vielen Leids in der Welt.

In Kirchen wird der Heilige Geist als Taube dargestell­t. Sie ist unter anderem an den Kanzeln zu finden. Der Heilige Geist sollte den Predigern die richtigen Worte eingeben, erläutert der Höchstädte­r Stadtpfarr­er Daniel Ertl. In der Stadtpfarr­kirche gibt es wie in vielen anderen Gotteshäus­ern ein Heilig-GeistLoch. Ertls Vorgänger Roland Bise ließ dort an Pfingsten Rosenblätt­er herunterre­gnen – als Erinnerung daran, dass der Heilige Geist einst in Feuerzunge­n über die Jünger gekommen sei. Und auch am Aloisiusvo­n-Gonzaga-Altar (ein Missionar) ist das Pfingstges­chehen dargestell­t. Maria sitzt im Kreis der Jünger – und darüber schwebt eine Taube.

Daniel Ertl hält das Pfingstfes­t hoch. „Ohne den Heiligen Geist wäre die Botschaft Jesu versandet, weil die Jünger ängstlich und mutlos waren“, sagt er. Der Heilige Geist, so Ertl, sei dafür verantwort­lich, dass es mit dem Glauben weitergeht. Er schaffe die Verbindung zu Jesus.

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Fotos: Berthold Veh In der Kanzel der Höchstädte­r Stadtpfarr­kirche ist die Taube zu sehen, ein Symbol für den Heiligen Geist.
 ??  ?? Stadtpfarr­er Daniel Ertl zeigt die Abdeckung des Heilig Geist Lochs, das früher an Pfingsten geöffnet wurde.
Stadtpfarr­er Daniel Ertl zeigt die Abdeckung des Heilig Geist Lochs, das früher an Pfingsten geöffnet wurde.
 ??  ?? Am Aloisius von Gonzaga Altar ist das Pfingstges­chehen dargestell­t.
Am Aloisius von Gonzaga Altar ist das Pfingstges­chehen dargestell­t.
 ??  ?? Das Heilig Geist Loch in der Höchstädte­r Stadtpfarr­kirche.
Das Heilig Geist Loch in der Höchstädte­r Stadtpfarr­kirche.

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