Party ohne Terrorangst Drei Tage, 90 Bands, zehntausende Besucher
Festival Beim Nürnberger „Rock am Ring“-Zwilling „Rock im Park“feierten 85000 Fans an Pfingsten ein entspanntes Musik-Spektakel mit den Toten Hosen und Rammstein
Nürnberg Statt lauter Rockmusik der Toten Hosen ertönt beim Nürnberger „Rock im Park“zunächst die Stimme eines Festivalmitarbeiters: „Wegen einer terroristischen Bedrohungslage wird ,Rock am Ring‘ für heute unterbrochen.“Die Konzerte beim bayerischen Schwesterfestival „Rock im Park“würden aber wie geplant weitergehen, sagt er. Allerdings wurde das Festivalgelände auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg am Samstagmorgen mit zahlreichen Sprengstoff-Spürhunden abgesucht.
Ob das eine außergewöhnliche Maßnahme oder Routine war, wollte die Polizei „aus einsatztaktischen Gründen“nicht sagen. „Nach unserer Bewertung sprechen wir weiterhin davon, dass sich keine geänderte Gefährdungslage ergeben hat“, sagte eine Polizeisprecherin am Samstagnachmittag. Unter den Eindrücken der Terroranschläge der vergangenen Monate waren die Sicherheitsvorkehrungen für das Musikfestival ohnehin deutlich verschärft worden. Bei der Anreise am Donnerstag mussten die Gäste in sehr langen Schlangen vor den Eingängen ausharren, weil sämtliche Taschen genau durchsucht wurden. Auch beim Weg zu den Bühnen gab es dieses Jahr neue Regeln: Es ist verboten, Taschen, Rucksäcke und „Behältnisse aller Art“auf das Festivalgelände mitzunehmen.
Probleme habe es dadurch nicht gegeben, sagte Veranstaltungsleiter Martin Reitmeier. „So wie die Besucher das angenommen haben, das ist echt der Wahnsinn.“Für Reitmeier hängt das auch mit der Kommunikationsstrategie zusammen. „Wir wollen einen Gast, der gut informiert ist und der weiß, wo er seine
Gelände Auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg war für das Festival „Rock im Park“eine eigene Welt entstanden. Für die 85 000 Besucher gab es so gar einen Festival Supermarkt. Auf 1500 Quadratmetern waren mehr als 200 Artikel erhältlich – vom gekühl ten Grillfleisch bis zur Luftmatratze.
Sanitäranlagen 320 Duschen stan den den Festivalbesuchern zur Verfü gung. Es gab 600 mobile Toiletten und 130 mit Wasserspülung.
Sicherheit Rund 1300 Mitarbeiter waren auf dem Festival für die Si cherheit zuständig. 20 Kilometer Bau zaun, 1400 Meter Polizeigitter und Infos herbekommt“, sagte er. Trotz des Terroralarms beim rund 400 Kilometer entfernten „Rock am Ring“(siehe auch auf der Seite Politik) blieben die bayerischen Fans völlig gelassen.
„Einige unserer Kameraden an den Bühnen haben berichtet, dass sie es noch nie so ruhig und gesittet erlebt haben“, sagte Jürgen Kohl vom Bayerischen Roten Kreuz. „Und das in einer Situation, in der man nicht davon ausgehen konnte.“ 1000 Meter Barrikaden sperrten das Gelände nach außen hin ab.
Technik Die Hauptbühne war 51 Meter breit und 19 Meter hoch. Für alle vier Bühnen wurden an vier Tagen 250 Tonnen Stahl verbaut. 40 Kilo meter Stromkabel wurden verlegt. Hin zu kamen zehn Kilometer für den passenden Sound. Allein das Licht ver brauchte 500 000 Watt Leistung.
Essen 3000 Mahlzeiten gab es für die Crew und 1000 für die Bands, hinzu kamen drei Tonnen Würfeleis. Für die Verpflegung der Gäste gab es ne ben dem Supermarkt wie immer zahl reiche Imbissstände. (dpa)
„Lasst euch nicht verunsichern, alles ist in Ordnung“, rief auch Tote-Hosen-Sänger Campino den Zuschauern am Ende eines zweistündigen Konzerts zu. Die 85000 Gäste schienen ohnehin kaum besorgt. „Wenn, dann habe ich Angst, dass die Konzerte abgesagt werden – dass etwas passiert, glaube ich nicht“, sagte eine junge Besucherin und brachte damit die Meinung vieler auf den Punkt. Einen Höhepunkt stellte in der Nacht auf Samstag die Chemnitzer Band Kraftklub dar. Die fünf Bandmitglieder ließen sich auf der Bühne von rund 60 Tänzerinnen unterstützen und sorgten so für eine beeindruckende Show.
Am zweiten Tag von „Rock im Park“war der Auftritt von System of a Down der Besuchermagnet: Die Band sorgte mit vielen alten Hits für Jubel und wilde Pogo-Tänze im Publikum. Eine Bühne weiter schaffte die Kölner Band Annenmaykantereit mit etwas ruhigeren Tönen eine gemütliche Lagerfeuer-Atmosphäre, ehe Macklemore & Ryan Lewis vor allem den jüngeren Gästen einheizten. Das Highlight war der Auftritt von Rammstein am Sonntag, auf den die Nürnberger Besucher anders als die des Schwesterfestivals nicht verzichten mussten. (dpa)