Donau Zeitung

Über die Hälfte der Kinder kann nicht schwimmen

Studie Lebensrett­er fordern mehr Schwimmunt­erricht an Grundschul­en

- VON JAKOB STADLER

Augsburg Eine 15-Jährige ist kürzlich im Münchner Eisbach ertrunken. Das Mädchen war in das Wasser gesprungen, obwohl es nicht schwimmen konnte. Insgesamt gab es in Deutschlan­d im vergangene­n Jahr 537 Badetote – der höchste Wert seit zehn Jahren. 91 von ihnen ertranken in Bayern. Ein Grund: Der Anteil der Menschen, die nicht oder nicht richtig schwimmen können, ist gestiegen. Laut einer ForsaUmfra­ge, die die Deutsche LebensRett­ungs-Gesellscha­ft (DLRG) veröffentl­icht hat, sind es bei den Zehnjährig­en 59 Prozent. Das Freischwim­mer-Abzeichen, für das die Kinder innerhalb von 15 Minuten 200 Meter schwimmen müssen, haben nur vier von zehn Kindern.

Eigentlich ist es eine Aufgabe der Grundschul­en, den Kindern im Rahmen des Sportunter­richtes das Schwimmen beizubring­en. Doch in den vergangene­n Jahren wurden immer mehr Bäder geschlosse­n. „Das ist genauso, wie wenn man den Fußballern die Plätze wegnimmt“, sagt Horst Auer vom bayerische­n Landesverb­and der DLRG. Die könnten dann eben auch nicht mehr trainieren. Und weitere Bäder seien von einer Schließung bedroht. Aktuell seien es in Bayern 51 Bäder, die es bald nicht mehr geben könnte.

Das hat Auswirkung­en auf den Schwimmunt­erricht. Die Wege zum nächsten Schwimmbad sind entspreche­nd weit. Ein Beispiel aus dem Landkreis Augsburg: Der Schwimmunt­erricht der Schüler der Leonhard-Wagner-Schulen und der Sankt-Ulrich-Grundschul­e in Schwabmünc­hen findet in Bobingen und Untermeiti­ngen statt. „Wenn der Schulbus erst einmal eine halbe Stunde fahren muss“, sagt Auer, „dann kann man sich überlegen, was an Zeit im Wasser übrig bleibt.“In Schwabmünc­hen hat man das Problem erkannt. Um die langen Wege zu vermeiden, plant die Stadt, ein Lehrschwim­mbad zu bauen.

Eine Befragung der DLRG ergab, dass ein Drittel der Kinder und Jugendlich­en nicht oder nur schlecht schwimmen kann. Bei den Erwachsene­n sei es ein Viertel. „Das ist alarmieren­d“, sagt Auer. Seit Jahren steigt der Anteil der Nichtschwi­mmer und der schlechten Schwimmer. Die DLRG fordert deshalb mehr Schwimmunt­erricht an den Grundschul­en. Bei den heute über 60-Jährigen hätten noch 56 Prozent in der Grundschul­zeit das Schwimmen gelernt, von den jetzt 14- bis 29-Jährigen nur noch 36 Prozent.

Eine weitere Herausford­erung für die Helfer der DLRG sind Asylbewerb­er und Flüchtling­e. Denn die stammen häufig aus Kulturkrei­sen, in denen das Schwimmen nicht alltäglich ist. Sie haben es daher nie gelernt, sich über Wasser zu halten.

Im weltweiten Vergleich steht Deutschlan­d übrigens vergleichs­weise gut da. In den vergangene­n Jahren hatten Deutschlan­d und Großbritan­nien die wenigsten Badetoten je 100 000 Einwohner. Wie Sie und Ihre Kinder zu sicheren Schwimmern werden, erklären wir auf Bayern. Auf der Seite Panorama lesen Sie, warum einige Schwimmbäd­er jetzt Smartphone­s verbieten.

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