Donau Zeitung

Milliarden für marode Schulen

Finanzpakt Der Bund stellt über drei Milliarden Euro für Schulsanie­rung zur Verfügung. Doch nicht alle Gemeinden profitiere­n. Kritiker sagen, das Geld wird ungerecht verteilt, und wollen klagen

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Dreieinhal­b Milliarden Euro für die Sanierung kaputter Toiletten, maroder Dächer und anderer Baustellen an Schulen – das klingt erst einmal gut. Noch dazu, wenn das Geld nicht die Bundesländ­er zur Verfügung stellen müssen, die sonst für Schulbaute­n Zuschüsse geben. Stattdesse­n zahlt der Bund. Um das möglich zu machen, wurde sogar das Grundgeset­z geändert. Denn bisher war es dem Bund verboten, Kommunen direkt zu bezuschuss­en. Doch die Finanzspri­tze, so sehen es Kritiker, könnte rechtswidr­ig sein. Das Land Berlin prüft sogar eine Verfassung­sklage. Warum das?

Quelle der Kritik sind die Vergabekri­terien der Milliarden, die ein kleiner Teil des großen, vergangene Woche beschlosse­nen Bund-Länder-Finanzpakt­s sind. Denn vor allem finanzschw­ache Kommunen sollen profitiere­n. Finanzschw­äche errechnet sich in diesem Fall mit einer komplizier­ten Gleichung aus Einwohnerz­ahl, Arbeitslos­enquote und aus der Höhe der sogenannte­n Kassenkred­ite, die eine Kommune aufgenomme­n hat. Städte und Gemeinden können sich damit bei Banken kurzfristi­g Geld leihen. Kommunen, die sich mit Krediten finanziere­n, würden also belohnt, sagt etwa der Berliner Rechtswiss­enschaftle­r Christian Waldhoff. Er sitzt im wissenscha­ftlichen Beirat des Finanzmini­steriums – und wertete den Beschluss kürzlich im ARD-„Bericht aus Berlin“dennoch als „verfassung­swidrig“.

Von der Finanzspri­tze profitiere­n dürften vor allem Schulen in Nordrhein-Westfalen. Das Land verzeichne­t fast die Hälfte aller bundesweit ausgestell­ten Haushaltsk­redite. In den Stadtstaat­en Berlin, Bremen und Hamburg hingegen gibt es das Instrument der Kassenkred­ite nicht. Das heißt: Die Schulen dort bekommen wohl kaum etwas – und das, wo gerade in Berlin Schulgebäu­de in teils desolatem Zustand sind.

„Das ist ein Verteilung­sschlüssel, der Stadtstaat­en benachteil­igt“, sagt Eva Henkel, Sprecherin der Senatsverw­altung für Finanzen in Berlin. Man wolle erreichen, dass diese Art der Verteilung künftig nicht mehr angewandt wird. Auch mit Hamburg und Bremen sei man deshalb im Gespräch. Doch der jahrelang ausgerunge­ne Bund-Länder-Finanzpakt beinhaltet viel mehr als die Schulsanie­rungen, unter anderem die Neuregelun­g des Länderfina­nzausgleic­hs. Hier ist Berlin weiter einer der größten Profiteure, deshalb will das Land auch nicht das ganze Paket anfechten. Bayern übrigens

Warum Bayern trotz geringer Ausbeute stillhält

erhält für seine Schulen 8,2 Prozent der 3,5 Milliarden Euro an Sanierungs­hilfen. Das sind 287 Millionen Euro. Obwohl bayerische Schulen damit weniger profitiere­n als die anderer Bundesländ­er, hört man aus dem Münchner Finanzmini­sterium keine Kritik. Denn im großen Ganzen ist die Neuregelun­g der BundLänder-Finanzen für den Freistaat ein Riesenerfo­lg: Er muss jährlich 1,3 Milliarden Euro weniger an die anderen Bundesländ­er abtreten als zuvor. Das Geld kann man in andere Baustellen investiere­n. In Schulen zum Beispiel.

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Foto: Ansbach, dpa Archiv In vielen deutschen Schulen bröckelt der Putz: Kommt das Geld aus dem Milliarden paket aber nicht dort an, wo es gebraucht wird?

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