Jetzt hat die Fifa den Salat
Randbemerkung
Irgendwie war klar, dass die Entscheidung des Weltfußball-Verbandes die WM 2022 an Katar zu vergeben, ihn eines Tages auf unangenehme Weise einholen würde. Jetzt ist es so weit. Es ist die gerechte Strafe – auch wenn sie nicht nur die Verursacher trifft. Die Entscheidung, die WM dem Wüstenstaat mit dem Fußball-Flair der Galapagos-Inseln zuzuschieben, hat das korrupte System Sepp Blatter getroffen. Das Turnier danach vom brutheißen Sommer in den Winter zu verlegen – weshalb das Endspiel nun kurz vor dem Heiligen Abend stattfindet – hat nichts gerettet.
Den Salat haben jetzt Blatters Nachfolger, die allerdings auch nicht viel ehrenhafter auftreten. Andernfalls hätten sie etwas für die vielen nepalesischen Wanderarbeiter getan, die beim Bau der Arenen ausgebeutet wurden, ihr Leben gelassen haben. Sie hätten mit dem Entzug der WM drohen oder wenigstens die Arbeitsbedingungen dort prüfen können. Stattdessen hat die Fifa beschwichtigt und sich kleingemacht. Jetzt kommt sie damit nicht mehr durch. Ihr auserwähltes WM-Land trägt neuerdings das Etikett Terrorstaat. Verliehen haben es die arabischen Nachbarn, allen voran Saudi-Arabien, das im politisch-militärischen Machtspielen kaum weniger Dreck am Stecken hat. Gemeinsam wollen sie Katar isolieren.
Das ist schlecht für die Fifa, die aus der Brasilien-WM 1,6 Milliarden Euro eingefahren hat und über die Emirate zulegen möchte. Zudem steht sie jetzt als Geschäftspartner eines Schurkenstaates da, dessen Einwohner bald nichts mehr zu essen haben, wenn die Nachbarn ihre Boykottdrohung wahr machen. Fifa-Boss Gianni Infantino bleibt in Deckung. Jetzt keine falsche Bewegung. Dafür ist Reinhard Grindel nach vorne geprescht. Der DFB-Präsident hat den Kataris im Alleingang das moralische Format für die Gastgeberrolle abgesprochen. Sein Solo überrascht. Als es kürzlich darum ging, sich gegen die Absetzung der beiden Ethikkommissare der Fifa zu wehren, die den Laden ordentlich aufgemischt hatten, ist Grindel weit weniger forsch aufgetreten. Der DFBPräsident wird die WM im Emirat nicht verhindern können – und die Fifa will es nicht. Würde sie am Beispiel Katars neue Maßstäbe aufstellen, müsste sie als Erstes über den Gastgeber 2018 nachdenken – Russland.