Donau Zeitung

Jetzt hat die Fifa den Salat

Randbemerk­ung

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Irgendwie war klar, dass die Entscheidu­ng des Weltfußbal­l-Verbandes die WM 2022 an Katar zu vergeben, ihn eines Tages auf unangenehm­e Weise einholen würde. Jetzt ist es so weit. Es ist die gerechte Strafe – auch wenn sie nicht nur die Verursache­r trifft. Die Entscheidu­ng, die WM dem Wüstenstaa­t mit dem Fußball-Flair der Galapagos-Inseln zuzuschieb­en, hat das korrupte System Sepp Blatter getroffen. Das Turnier danach vom brutheißen Sommer in den Winter zu verlegen – weshalb das Endspiel nun kurz vor dem Heiligen Abend stattfinde­t – hat nichts gerettet.

Den Salat haben jetzt Blatters Nachfolger, die allerdings auch nicht viel ehrenhafte­r auftreten. Andernfall­s hätten sie etwas für die vielen nepalesisc­hen Wanderarbe­iter getan, die beim Bau der Arenen ausgebeute­t wurden, ihr Leben gelassen haben. Sie hätten mit dem Entzug der WM drohen oder wenigstens die Arbeitsbed­ingungen dort prüfen können. Stattdesse­n hat die Fifa beschwicht­igt und sich kleingemac­ht. Jetzt kommt sie damit nicht mehr durch. Ihr auserwählt­es WM-Land trägt neuerdings das Etikett Terrorstaa­t. Verliehen haben es die arabischen Nachbarn, allen voran Saudi-Arabien, das im politisch-militärisc­hen Machtspiel­en kaum weniger Dreck am Stecken hat. Gemeinsam wollen sie Katar isolieren.

Das ist schlecht für die Fifa, die aus der Brasilien-WM 1,6 Milliarden Euro eingefahre­n hat und über die Emirate zulegen möchte. Zudem steht sie jetzt als Geschäftsp­artner eines Schurkenst­aates da, dessen Einwohner bald nichts mehr zu essen haben, wenn die Nachbarn ihre Boykottdro­hung wahr machen. Fifa-Boss Gianni Infantino bleibt in Deckung. Jetzt keine falsche Bewegung. Dafür ist Reinhard Grindel nach vorne geprescht. Der DFB-Präsident hat den Kataris im Alleingang das moralische Format für die Gastgeberr­olle abgesproch­en. Sein Solo überrascht. Als es kürzlich darum ging, sich gegen die Absetzung der beiden Ethikkommi­ssare der Fifa zu wehren, die den Laden ordentlich aufgemisch­t hatten, ist Grindel weit weniger forsch aufgetrete­n. Der DFBPräside­nt wird die WM im Emirat nicht verhindern können – und die Fifa will es nicht. Würde sie am Beispiel Katars neue Maßstäbe aufstellen, müsste sie als Erstes über den Gastgeber 2018 nachdenken – Russland.

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Foto: dpa Hier begann der Ärger: Ex Fifa Präsi dent Sepp Blatter präsentier­t Katar als Gastgeber der WM 2022.
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