Wenig Arbeitslust im eigenen Nest
Vor Jahren entwarfen die Propheten des Elektronikzeitalters ein herrliches Bild von der künftigen Arbeitswelt. Immer mehr Beschäftigte, so meinten sie, werden ihr Zuhause als Homeoffice nutzen, um dort in Vernetzung mit den Clouds ihrer Firma Büroarbeiten zu erledigen, Strategien zu ersinnen und im Schoß der Familie ihren Lohn zu verdienen.
Eine Untersuchung des Statistischen Bundesamtes zerstört alle diese Träume. Die Zahl der Menschen, die im eigenen Nest fremde Dokumente bearbeiten, geht ständig zurück.
Leider verrät die Statistik nicht, weshalb die eigene Wohnstatt ihre Attraktivität als Arbeitsplatz zunehmend einbüßt. Der Spruch „Trautes Heim – Glück allein“, der früher als Leitkulturmotiv in viele Wandschoner eingestickt war, hat offenbar seine Gültigkeit verloren. Zu groß sind im Homeoffice die Ablenkungen durch Kind und Kegel, Hund und Handy, Telefon und Tante.
Auf einmal erscheint die beschimpfte Arbeitswelt im Betriebsbüro wieder als schöpferisches Paradies, wo im Energiesparlicht und im Onboard-Sound der Computer schönster Teamgeist aufblüht.
Noch nützlicher ist in unserer Zeit aber ein funktionierender Mensch wie Andreas Muth. Diesen Idealtyp der Arbeitswelt beschreibt Marie von Ebner-Eschenbach in ihrer Erzählung „Ein Spätgeborner“mit den Worten: „Er tritt in das Büro, grüßt auf gut Glück nach rechts und links, ohne jemanden anzusehen, und setzt sich an sein Pult und schreibt und rechnet.“