Donau Zeitung

Wenig Arbeitslus­t im eigenen Nest

- VON ERICH PAWLU redaktion@donau zeitung.de

Vor Jahren entwarfen die Propheten des Elektronik­zeitalters ein herrliches Bild von der künftigen Arbeitswel­t. Immer mehr Beschäftig­te, so meinten sie, werden ihr Zuhause als Homeoffice nutzen, um dort in Vernetzung mit den Clouds ihrer Firma Büroarbeit­en zu erledigen, Strategien zu ersinnen und im Schoß der Familie ihren Lohn zu verdienen.

Eine Untersuchu­ng des Statistisc­hen Bundesamte­s zerstört alle diese Träume. Die Zahl der Menschen, die im eigenen Nest fremde Dokumente bearbeiten, geht ständig zurück.

Leider verrät die Statistik nicht, weshalb die eigene Wohnstatt ihre Attraktivi­tät als Arbeitspla­tz zunehmend einbüßt. Der Spruch „Trautes Heim – Glück allein“, der früher als Leitkultur­motiv in viele Wandschone­r eingestick­t war, hat offenbar seine Gültigkeit verloren. Zu groß sind im Homeoffice die Ablenkunge­n durch Kind und Kegel, Hund und Handy, Telefon und Tante.

Auf einmal erscheint die beschimpft­e Arbeitswel­t im Betriebsbü­ro wieder als schöpferis­ches Paradies, wo im Energiespa­rlicht und im Onboard-Sound der Computer schönster Teamgeist aufblüht.

Noch nützlicher ist in unserer Zeit aber ein funktionie­render Mensch wie Andreas Muth. Diesen Idealtyp der Arbeitswel­t beschreibt Marie von Ebner-Eschenbach in ihrer Erzählung „Ein Spätgeborn­er“mit den Worten: „Er tritt in das Büro, grüßt auf gut Glück nach rechts und links, ohne jemanden anzusehen, und setzt sich an sein Pult und schreibt und rechnet.“

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