Donau Zeitung

Gefahr im Wald

Krankheit Um Wertingen herum wird vor der Fuchsräude gewarnt. Was es mit der Krankheit auf sich hat

- VON BENJAMIN REIF

Landkreis Spaziergän­ger haben Herbert Heisig auf den toten Fuchs aufmerksam gemacht. Nachdem er den Kadaver begutachte­t hatte, war für Heisig der Fall klar: Die Fuchsräude ist wieder in der Nähe. „Da habe ich die Schilder aufgestell­t, dass die Leute ihre Hunde nicht von der Leine lassen“, sagt der Binswanger Jagdpächte­r Heisig.

Die Fuchsräude wird durch Milben verursacht. Anders als beispielsw­eise Zecken saugen diese kein Blut, wie der Wertinger Tierarzt Michael Scherfling erklärt: „Die Milben graben sich in die tieferen Schichten der Haut ein. Sie leben von den Hautzellen und den Schuppen.“

Das Ergebnis ist für das betroffene Tier ein äußerst starker Juckreiz, der durch die Parasiten ausgelöst wird. Es ist eine schlimme, qualvolle Art für die Tiere zu verenden. Um dem Juckreiz entgegen zu wirken, kratzen sich die Tiere wie verrückt, meistens bis zur Selbstvers­tümmelung.

Die Übertragun­g erfolgt durch Kontakt, wie Scherfling erklärt. Hunde und Katzen können sich anstecken, wenn sie mit den Füchsen – oder deren Kadavern – in Berührung kommen. Die Krankheit und seine Erreger sind im Tierreich nichts Exotisches, meint Scherfling. „Es gibt viele verschiede­ne Arten von parasitäre­n Krankheite­n, die ähnliche Symptome haben wie die Fuchsräude. Bei Ziegen ist beispielsw­eise eine Art verbreitet, welche die Ohren der Tiere befällt („Ohrräude“).

Gegen die Verbreitun­g der Parasiten kann nicht viel getan werden. Die Krankheite­n flammen mal mehr, mal weniger stark auf. Wie der Vorsitzend­e der Kreisjäger­vereinigun­g Helmut Jaumann weiß, gab es kurz nach dem Krieg eine Hochphase der Krankheit, der ein Großteil der Füchse in der Region zum Opfer fiel. In den vergangene­n Jahren habe die Fuchsräude dagegen eine eher untergeord­nete Rolle gespielt, relativ wenige Fällen sind Jaumann bekannt geworden.

Für den Menschen stellt die Fuchsräude nach Ansicht Jaumanns keine Gefahr dar, eine direkte Ansteckung sei nicht möglich. Für die Fuchsräude besteht auch keine Meldepflic­ht, wie das Landratsam­t Dillingen mitteilt. Das Gesundheit­samt schreitet nicht ein, wenn verstärkt Fälle der Tierkrankh­eit auftauchen. Der Grund: Für den Menschen ist die Fuchsräude nicht ansteckend, er ist für die Milben ein „Fehlwirt“.

Jaumann sagt, man dürfe die Räude keinesfall­s mit der auch für den Menschen hochgefähr­lichen Tollwut vergleiche­n. „Die Fuchsräude ist etwas ganz anderes, und für den Menschen an sich nicht gefährlich“, sagt Jaumann.

Allerdings kann es laut Jaumann sein, dass die Füchse, die von der Räude geplagt werden, in ihrem Leiden unvorsicht­iger werden, und näher an Wohngebiet­e herankomme­n. So steigt indirekt das Risiko für die Haustiere – neben der Ansteckung­sgefahr – das Leid der Füchse kann auch zu höherer Aggressivi­tät führen.

Laut Michael Scherfling ist eine Ansteckung des Menschen nicht völlig ausgeschlo­ssen, doch müsste es dafür zu einer Verkettung unglücklic­her Umstände kommen. Letztendli­ch sei diese Art der Räude, eine der verbreites­ten in Europa, nah verwandt mit der „Krät- ze“. Diese heute so gut wie unbekannte Krankheit plagte früher viele Menschen, wurde durch die verbessert­e Hygiene hierzuland­e aber weitgehend ausgerotte­t.

Außerdem ist die Fuchsräude vergleichs­weise einfach behandelba­r. Wird ein Mensch von parasitäre­n Milben heimgesuch­t, müssen Insektizid­e zum Einsatz kommen, Betroffene müssen sich am ganzen Körper mit einer Emulsion einschmier­en. Nach einer gewissen Einwirkzei­t kann man die einfach wieder abwaschen.

Bei Tieren wie Hunden oder Katzen ist die Behandlung auch kein allzu großes Problem, wenn die Krankheit erkannt wird. Wenn sich der Vierbeiner beispielsw­eise ständig kratzt, sollte man ihn zum Tierarzt bringen. Diagnostiz­iert dieser dann einen Milbenbefa­ll, kommen auch hier Insektizid­e zum Einsatz. Manchmal reicht es aus, diese mehrmals gezielt auf die betroffene­n Hautpartie­n zu tropfen. Manchmal müssen die Mittel aber auch gespritzt werden, um ihre Wirkung zu entfalten. Innerhalb der Fuchspopul­ation ist die Räude weit verbreitet, schätzt Scherfling. Er hat auch nahe Frauenstet­ten schon Warnschild­er gesehen, diese seien keine Seltenheit.

Der Binswanger Jagdpächte­r Herbert Heisig will mit den Schildern, die er aufgestell­t hat, die Leute zur Vorsicht bewegen. Er wollte auf seinen Schildern keinen oberlehrer­haften Ton, mit direkter Aufforderu­ng. Statt dessen steht auf seinen Schildern: „Vorsicht Fuchsräude. Hochanstec­kend für Hunde und Katzen – führt bei Nichtbehan­dlung zum Tode.“So hofft er, dass Spaziergän­ger ihre Hunde an der Leine lassen, wenn sie in seinem Pachtgebie­t unterwegs sind. „Wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin, ist er immer angeleint“, sagt Heisig.

Nach Ansicht des Tierarztes Scherfling ist es außerdem noch nicht an der Zeit, über eine verstärkte Ausbreitun­g der Krankheit zu spekuliere­n: „Ich persönlich bin in diesem Jahr noch zu keinem Fall gerufen worden und habe kein erkranktes Tier gesehen.“

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Parasiten plagen viele Säugetiere. Bei Füchsen ist es eine Milbenart – Sarcoptes scabiei –, die zur weit verbreitet­en „Fuchsräude“führt. Diese hoch ansteckend­e Krankheit führt für die Tiere oft zu einem qualvollen Tod. Für Hunde und Katzen besteht auch...
Symbolfoto: Alexander Kaya Parasiten plagen viele Säugetiere. Bei Füchsen ist es eine Milbenart – Sarcoptes scabiei –, die zur weit verbreitet­en „Fuchsräude“führt. Diese hoch ansteckend­e Krankheit führt für die Tiere oft zu einem qualvollen Tod. Für Hunde und Katzen besteht auch...

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