Gefahr im Wald
Krankheit Um Wertingen herum wird vor der Fuchsräude gewarnt. Was es mit der Krankheit auf sich hat
Landkreis Spaziergänger haben Herbert Heisig auf den toten Fuchs aufmerksam gemacht. Nachdem er den Kadaver begutachtet hatte, war für Heisig der Fall klar: Die Fuchsräude ist wieder in der Nähe. „Da habe ich die Schilder aufgestellt, dass die Leute ihre Hunde nicht von der Leine lassen“, sagt der Binswanger Jagdpächter Heisig.
Die Fuchsräude wird durch Milben verursacht. Anders als beispielsweise Zecken saugen diese kein Blut, wie der Wertinger Tierarzt Michael Scherfling erklärt: „Die Milben graben sich in die tieferen Schichten der Haut ein. Sie leben von den Hautzellen und den Schuppen.“
Das Ergebnis ist für das betroffene Tier ein äußerst starker Juckreiz, der durch die Parasiten ausgelöst wird. Es ist eine schlimme, qualvolle Art für die Tiere zu verenden. Um dem Juckreiz entgegen zu wirken, kratzen sich die Tiere wie verrückt, meistens bis zur Selbstverstümmelung.
Die Übertragung erfolgt durch Kontakt, wie Scherfling erklärt. Hunde und Katzen können sich anstecken, wenn sie mit den Füchsen – oder deren Kadavern – in Berührung kommen. Die Krankheit und seine Erreger sind im Tierreich nichts Exotisches, meint Scherfling. „Es gibt viele verschiedene Arten von parasitären Krankheiten, die ähnliche Symptome haben wie die Fuchsräude. Bei Ziegen ist beispielsweise eine Art verbreitet, welche die Ohren der Tiere befällt („Ohrräude“).
Gegen die Verbreitung der Parasiten kann nicht viel getan werden. Die Krankheiten flammen mal mehr, mal weniger stark auf. Wie der Vorsitzende der Kreisjägervereinigung Helmut Jaumann weiß, gab es kurz nach dem Krieg eine Hochphase der Krankheit, der ein Großteil der Füchse in der Region zum Opfer fiel. In den vergangenen Jahren habe die Fuchsräude dagegen eine eher untergeordnete Rolle gespielt, relativ wenige Fällen sind Jaumann bekannt geworden.
Für den Menschen stellt die Fuchsräude nach Ansicht Jaumanns keine Gefahr dar, eine direkte Ansteckung sei nicht möglich. Für die Fuchsräude besteht auch keine Meldepflicht, wie das Landratsamt Dillingen mitteilt. Das Gesundheitsamt schreitet nicht ein, wenn verstärkt Fälle der Tierkrankheit auftauchen. Der Grund: Für den Menschen ist die Fuchsräude nicht ansteckend, er ist für die Milben ein „Fehlwirt“.
Jaumann sagt, man dürfe die Räude keinesfalls mit der auch für den Menschen hochgefährlichen Tollwut vergleichen. „Die Fuchsräude ist etwas ganz anderes, und für den Menschen an sich nicht gefährlich“, sagt Jaumann.
Allerdings kann es laut Jaumann sein, dass die Füchse, die von der Räude geplagt werden, in ihrem Leiden unvorsichtiger werden, und näher an Wohngebiete herankommen. So steigt indirekt das Risiko für die Haustiere – neben der Ansteckungsgefahr – das Leid der Füchse kann auch zu höherer Aggressivität führen.
Laut Michael Scherfling ist eine Ansteckung des Menschen nicht völlig ausgeschlossen, doch müsste es dafür zu einer Verkettung unglücklicher Umstände kommen. Letztendlich sei diese Art der Räude, eine der verbreitesten in Europa, nah verwandt mit der „Krät- ze“. Diese heute so gut wie unbekannte Krankheit plagte früher viele Menschen, wurde durch die verbesserte Hygiene hierzulande aber weitgehend ausgerottet.
Außerdem ist die Fuchsräude vergleichsweise einfach behandelbar. Wird ein Mensch von parasitären Milben heimgesucht, müssen Insektizide zum Einsatz kommen, Betroffene müssen sich am ganzen Körper mit einer Emulsion einschmieren. Nach einer gewissen Einwirkzeit kann man die einfach wieder abwaschen.
Bei Tieren wie Hunden oder Katzen ist die Behandlung auch kein allzu großes Problem, wenn die Krankheit erkannt wird. Wenn sich der Vierbeiner beispielsweise ständig kratzt, sollte man ihn zum Tierarzt bringen. Diagnostiziert dieser dann einen Milbenbefall, kommen auch hier Insektizide zum Einsatz. Manchmal reicht es aus, diese mehrmals gezielt auf die betroffenen Hautpartien zu tropfen. Manchmal müssen die Mittel aber auch gespritzt werden, um ihre Wirkung zu entfalten. Innerhalb der Fuchspopulation ist die Räude weit verbreitet, schätzt Scherfling. Er hat auch nahe Frauenstetten schon Warnschilder gesehen, diese seien keine Seltenheit.
Der Binswanger Jagdpächter Herbert Heisig will mit den Schildern, die er aufgestellt hat, die Leute zur Vorsicht bewegen. Er wollte auf seinen Schildern keinen oberlehrerhaften Ton, mit direkter Aufforderung. Statt dessen steht auf seinen Schildern: „Vorsicht Fuchsräude. Hochansteckend für Hunde und Katzen – führt bei Nichtbehandlung zum Tode.“So hofft er, dass Spaziergänger ihre Hunde an der Leine lassen, wenn sie in seinem Pachtgebiet unterwegs sind. „Wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin, ist er immer angeleint“, sagt Heisig.
Nach Ansicht des Tierarztes Scherfling ist es außerdem noch nicht an der Zeit, über eine verstärkte Ausbreitung der Krankheit zu spekulieren: „Ich persönlich bin in diesem Jahr noch zu keinem Fall gerufen worden und habe kein erkranktes Tier gesehen.“