Wenn ein Eisbär Samba tanzt
Vortrag Eine Gedächtnistrainerin gab auf Einladung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Tipps für die Konzentration
Diese Probleme kennen wir wohl alle: Jemand grüßt uns und wir können uns partout nicht erinnern, woher wir ihn kennen. Der Schlüssel ist verlegt und wir wissen nicht mehr, wo er ist. Und was außer Brot und Butter wollten wir noch einmal einkaufen?
Das muss nicht so sein. „Ein gutes Gedächtnis kann man sich antrainieren“, sagt Brigitta Ernst. Die Gedächtnistrainerin hielt kürzlich im Auftrag der Deutschen Alzheimer Gesellschaft für den Landkreis Dillingen einen Vortrag zum Thema „Vergessen Sie das Vergessen – vom Gehirnbesitzer zum Gehirnbenutzer.“
Gleich zu Beginn erläuterte sie den rund 100 anwesenden Gästen im Dillinger Sparkassensaal, dass es die eigene Biografie sei, warum sie nicht nur die Redaktionsleitung des Dillinger Extra inne hat, sondern im Rahmen ihres zweiten beruflichen Standbeins auch Vorträge und Seminare rund um das Thema Merktechniken hält. „Meine Mutter erkrankte im Alter von 52 Jahren an Alzheimer. Ich war 15. Das war keine einfache Zeit, und ich begann, mich mit dem Thema Prävention zu beschäftigen“, erzählte sie.
Prävention sei keine Garantie, aber es sorge für zahlreiche synaptische Verbindungen. Sollten diese mal krankheitsbedingt ausfallen, sei es ein Unterschied, ob die geistige Fitness die Höhe einer Düne oder des Mount Everest habe. „Vom Everest braucht es wesentlich länger, bis Sie unten sind“, ermutigte die Sachbuchautorin die Anwesenden. Dass man nie zu alt für Neues ist, zeigte Brigitta Ernst in ihrem lebendigen Vortrag.
Da erfuhren die staunenden Zuhörer, wie man sich mit einer verrückten Eisbärengeschichte ganz nebenbei alle Länder Nord- Mittelund Südamerikas merken kann, und das innerhalb kürzester Zeit. Hier wurde mit bekannten Klischees, also Bildern, gearbeitet. Der Eisbär steht für Alaska, eine getanzte Samba für Brasilien. Aber auch phonetische Bilder, deren Worte ähnlich klingen wie die Länder, kamen zum Einsatz. Eine Motorradfahrt auf der Honda steht für Honduras, eine Uhr am Geweih für das Land Uruguay.
Auch die letzten zehn Präsidenten waren innerhalb weniger Minuten mit großer Gaudi von allen Anwesenden behalten. Dies geschah mithilfe der sogenannten Loci-Technik. Dabei werden Informationen im Uhrzeigersinn räumlich abgelegt. Als sich die Zuhörer vorstellten, wie Präsident Kennedy auf Bayerisch zur Tür ein „Kenn i di?“reinruft, oder aber, wie eine Nixe, die ähnlich wie Nixon klingt, auf dem Dach des Dillinger Schlosses sitzt, war diese Tatsache so verrückt, dass sie leicht im Gedächtnis hängen blieb. Brigitta Ernst appellierte: „Für ein gutes Gedächtnis ist es nie zu spät.“Dazu gab sie Tipps für den Alltag: Gewohnte Bewegungen oder Wege einfach mal ändern oder ein paar Urlaubsvokabeln lernen, das fordere das Gehirn. Eine Einkaufsliste ließe sich einfach auf dem Körper ablegen, wie sie gleich unter viel Gelächter bewies. Alle waren sich sicher: Mit so viel Bewegung und Emotion bleibt etwas in Erinnerung und das mit Spaß.
Abschließend dankte Irmgard Pohl, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft für den Landkreis Dillingen e.V., der Sparkasse für ihr Sponsoring und informierte über die Vereinsarbeit und darüber, dass mehr Ehrenamtliche gesucht würden.