Donau Zeitung

Kuhattacke überschatt­et Start der Almsaison

Angriff 70-Jährige kommt in den Bergen ums Leben. Prozessfor­tsetzung in ähnlichem Fall vertagt

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Erl/Innsbruck Der tragische Tod einer 70-Jährigen oberhalb der Kranzhorna­lm im tirolische­n Erl (circa 15 Kilometer südlich von Rosenheim) überschatt­et den Auftakt der Almsaison des österreich­ischen Bundesland­es. Wie berichtet, war die Wanderin, die aus dem Bezirk Kitzbühel stammt, am Mittwochna­chmittag gegen 14 Uhr von einer Mutterkuhh­erde angegriffe­n worden.

Die Frau war zusammen mit einer Freundin und Hunden unterwegs gewesen. Dabei überquerte­n sie eine eingezäunt­e Weide, auf der zehn Mutterkühe und acht Kälber grasten. Die Kühe stürmten plötzlich auf die beiden 70-jährigen Frauen los und stießen sie nieder. Die Hüttenwirt­in und ein Gast kamen sofort zur Hilfe. Eine der Frauen blieb unverletzt, doch die andere konnte nicht gerettet werden. Auch einer der Hunde starb.

Dass Kühe Wanderer angreifen, kommt immer wieder vor – vor allem wenn sie Hunde mit sich führen, die die Mutterkühe aggressiv machen. Erst Anfang Mai hat in Innsbruck der Prozess gegen einen Landwirt begonnen, weil seine Mutterkuhh­erde 2014 im Pinnistal, einem Nebental des Tiroler Stubaitals, eine deutsche Wanderin tödlich verletzt hatte. Die 45-Jährige aus Bad Dürkheim in der Pfalz war von einer Herde aus zehn Mutterkühe­n und zehn Kälbern getötet worden. Auch damals war ein Hund mit von der Partie gewesen. Der Witwer hat den Pinnisalm-Bauern auf 360 000 Euro Schadenser­satz verklagt. Die Betreiber der Hochstubai-Liftanlage­n werden ebenfalls verklagt.

Die Getötete war seinerzeit mit der Gondel auf den Berg gefahren. Da sie vom Gipfel kam, konnte sie die Warnschild­er des Bauern am unteren Zaun nicht sehen. Deshalb hätte am Lift auf die Gefahren beim Abstieg über die Alm hingewiese­n werden müssen.

Der Prozess, der jetzt fortgesetz­t werden sollte, ist aber auf Anfang Oktober vertagt worden, wie sich nun herausstel­lte.

Wenn die Richter der Argumentat­ion des Klägers folgen, hätte dies für alle Tiroler Almbauern Folgen. „Auf Almen laufen die Tiere grundsätzl­ich frei herum. Die Wanderwege führen direkt über die Weiden. Zäune gibt es kaum“, sagt Josef Lanzinger von der Tiroler Landwirtsc­haftskamme­r.

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