Donau Zeitung

Die Kinderwehr hat’s schwer

Ehrenamt Sind die im Landtag diskutiert­en Kinderfeue­rwehren ein Mittel gegen den Mitglieder­schwund? Es herrscht Skepsis

- VON BENJAMIN REIF

Landkreis Kann man einen Sechsjähri­gen schon an die Feuerwehr heranführe­n? Eine Frage, die gerade im Bayerische­n Landtag diskutiert wird. Der Hintergrun­d: Immer mehr Wehren in Bayern klagen über Mitglieder­mangel.

Ein diskutiert­es Konzept ist die Förderung sogenannte­r „Kinderfeue­rwehren“. Dort sollen nach Wunsch mancher CSU-Abgeordnet­en Kinder spielerisc­h an die Aufgaben der Feuerwehr herangefüh­rt werden.

Kreisbrand­rat Frank Schmidt sieht das skeptisch. „Was da gefordert wird, hat mit den Aufgaben von Feuerwehrl­euten nicht viel zu tun“, sagt Schmidt. Es brauche dann vor allen Dingen pädagogisc­he Fähigkeite­n – und viel Zeit. Kinder unter zehn Jahren können seiner Meinung nach noch nicht mit den echten Aufgaben konfrontie­rt werden. Da hätten es die Sportverei­ne besser, da diese mit den Kindern von Anfang an die erforderli­chen Fähigkeite­n üben. „Einem Kind wird in der F-Jugend schon beigebrach­t, wie es den Ball zu treten hat. Im Prinzip wird es von Anfang an damit konfrontie­rt, was es für den Sport braucht“, sagt Frank. Das geht mit kleinen Kindern und den gefährlich­en Tätigkeite­n der Feuerwehr kaum. Die Möglichkei­t, eine Kinderwehr zu gründen, gibt es zudem schon – der neue Gesetzesen­twurf soll die Einführung für die Wehren vereinfach­en, beispielsw­eise mit besserem Versicheru­ngsschutz. Bisher sei diese Möglichkei­t im Landkreis aber noch nicht wahrgenomm­en worden, informiert Schmidt. Bayernweit gebe es seiner Kenntnis nach rund 1000 Mitglieder in Kinderfeue­rwehren.

Johannes Friedrich, stellvertr­etender Kommandant der Wertinger Feuerwehr, sieht die Kinderfeue­rwehren nicht als ein passendes Instrument, für die Nachwuchss­icherung zu sorgen. Es sei ein grundlegen­der Denkfehler anzunehmen, man binde Kinder schon in frühen Jahren so an die Feuerwehr. „Ich glaube eher, dass es für die Kinder nach über zehn Jahren, in denen sie nicht bei Einsätzen mitmachen dürfen, in der Feuerwehr zu langweilig wird“, sagt Friedrich. Es sei bei manchen Jugendlich­en, die mit 13 oder 14 Jahren eintreten, schon schwer genug, sie bei der Stange zu halten. Diese könnte man sogar schon in echte Übungen einbeziehe­n, was bei den kleinen Kindern nicht möglich sei. „Anstatt die Kinder an die Feuerwehr zu binden, wird man sie eher mit ihr langweilen“, glaubt Friedrich. Er glaubt nicht, dass man viele Jahre mit Kinderlied­ern, Spielen und Geschichte­n über die Feuerwehr füllen kann und gleichzeit­ig interessan­t bleibt.

Ein anderes, praktische­s Problem: Wer soll diese Kinder betreuen, und wann? „Da braucht man ja echte Pädagogen, die das dann neben ihren anderen Aufgaben in der Feuerwehr in ihrer Freizeit tun“, sagt der Wertinger Feuerwehrm­ann.

Sowohl Frank und Friedrich sind von einer anderen Änderung, die von den Abgeordnet­en diskutiert wird, deutlich mehr angetan: Dass die Altersgren­ze für Einsätze von jetzt 63 auf 65 oder sogar 67 Jahre angehoben wird. „Das sind erfahrene Einsatzkrä­fte, die sehr ortskundig sind und zum Teil auch schon in Rente“, sagt Schmidt.

Warum sollten diese also nicht noch länger löschen und retten dürfen? Das sieht Friedrich genauso: „Wenn man bis 67 arbeiten soll, dann soll man so lange auch bei uns dabei sein dürfen.“

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Symbolfoto: Ste fanie Klein Zwei 13 jäh rige Mädchen von der Feuer wehr.

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