Die Kinderwehr hat’s schwer
Ehrenamt Sind die im Landtag diskutierten Kinderfeuerwehren ein Mittel gegen den Mitgliederschwund? Es herrscht Skepsis
Landkreis Kann man einen Sechsjährigen schon an die Feuerwehr heranführen? Eine Frage, die gerade im Bayerischen Landtag diskutiert wird. Der Hintergrund: Immer mehr Wehren in Bayern klagen über Mitgliedermangel.
Ein diskutiertes Konzept ist die Förderung sogenannter „Kinderfeuerwehren“. Dort sollen nach Wunsch mancher CSU-Abgeordneten Kinder spielerisch an die Aufgaben der Feuerwehr herangeführt werden.
Kreisbrandrat Frank Schmidt sieht das skeptisch. „Was da gefordert wird, hat mit den Aufgaben von Feuerwehrleuten nicht viel zu tun“, sagt Schmidt. Es brauche dann vor allen Dingen pädagogische Fähigkeiten – und viel Zeit. Kinder unter zehn Jahren können seiner Meinung nach noch nicht mit den echten Aufgaben konfrontiert werden. Da hätten es die Sportvereine besser, da diese mit den Kindern von Anfang an die erforderlichen Fähigkeiten üben. „Einem Kind wird in der F-Jugend schon beigebracht, wie es den Ball zu treten hat. Im Prinzip wird es von Anfang an damit konfrontiert, was es für den Sport braucht“, sagt Frank. Das geht mit kleinen Kindern und den gefährlichen Tätigkeiten der Feuerwehr kaum. Die Möglichkeit, eine Kinderwehr zu gründen, gibt es zudem schon – der neue Gesetzesentwurf soll die Einführung für die Wehren vereinfachen, beispielsweise mit besserem Versicherungsschutz. Bisher sei diese Möglichkeit im Landkreis aber noch nicht wahrgenommen worden, informiert Schmidt. Bayernweit gebe es seiner Kenntnis nach rund 1000 Mitglieder in Kinderfeuerwehren.
Johannes Friedrich, stellvertretender Kommandant der Wertinger Feuerwehr, sieht die Kinderfeuerwehren nicht als ein passendes Instrument, für die Nachwuchssicherung zu sorgen. Es sei ein grundlegender Denkfehler anzunehmen, man binde Kinder schon in frühen Jahren so an die Feuerwehr. „Ich glaube eher, dass es für die Kinder nach über zehn Jahren, in denen sie nicht bei Einsätzen mitmachen dürfen, in der Feuerwehr zu langweilig wird“, sagt Friedrich. Es sei bei manchen Jugendlichen, die mit 13 oder 14 Jahren eintreten, schon schwer genug, sie bei der Stange zu halten. Diese könnte man sogar schon in echte Übungen einbeziehen, was bei den kleinen Kindern nicht möglich sei. „Anstatt die Kinder an die Feuerwehr zu binden, wird man sie eher mit ihr langweilen“, glaubt Friedrich. Er glaubt nicht, dass man viele Jahre mit Kinderliedern, Spielen und Geschichten über die Feuerwehr füllen kann und gleichzeitig interessant bleibt.
Ein anderes, praktisches Problem: Wer soll diese Kinder betreuen, und wann? „Da braucht man ja echte Pädagogen, die das dann neben ihren anderen Aufgaben in der Feuerwehr in ihrer Freizeit tun“, sagt der Wertinger Feuerwehrmann.
Sowohl Frank und Friedrich sind von einer anderen Änderung, die von den Abgeordneten diskutiert wird, deutlich mehr angetan: Dass die Altersgrenze für Einsätze von jetzt 63 auf 65 oder sogar 67 Jahre angehoben wird. „Das sind erfahrene Einsatzkräfte, die sehr ortskundig sind und zum Teil auch schon in Rente“, sagt Schmidt.
Warum sollten diese also nicht noch länger löschen und retten dürfen? Das sieht Friedrich genauso: „Wenn man bis 67 arbeiten soll, dann soll man so lange auch bei uns dabei sein dürfen.“