Donau Zeitung

Arm, alt und allein

Aktion Hilfsbedür­ftige Senioren können sich bei „Dillingen packt’s an“melden. Bislang lassen sich nur wenige helfen

- VON BRIGITTA ERNST

Landkreis Armut im Alter ist auch im Landkreis Dillingen ein großes Thema. Immer mehr alte Menschen sind auf Hilfe angewiesen, vor allem Frauen. Stefanie Remmele, stellvertr­etende Dienststel­lenleiteri­n der Malteser Dillingen, kennt diese Lebensgesc­hichten, die sich häufig in einem Punkt ähneln: „Diese Frauen haben meist ihr Leben lang gearbeitet, in der eigenen Landwirtsc­haft, im Betrieb des Mannes oder als Vollzeitmü­tter. Daher gingen sie selten einer sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ung nach.“Im Alter mache sich das dann bemerkbar, die Rente fehlt oder ist nur sehr gering. Für diese Menschen haben die Malteser ihre Aktion „Pakete gegen Armut im Alter“vor knapp einem Jahr gegründet.

Inzwischen gibt es fünf Empfänger im Landkreis, die einmal gegen Monatsende, wenn das knappe Geld noch knapper wird, von den Maltesern ein Lebensmitt­elpaket im Wert von rund 20 Euro bekommen. Die Pakete enthalten unverderbl­iche Waren wie Nudeln, Fertigsoße­n und -suppen, Reis, Mehl, Zucker, Salz, Speiseöl, Margarine, Marmelade, Dosengeric­hte, Fleisch-, Fischund Wurstkonse­rven, passierte Tomaten, H-Milch, haltbares Vollkornbr­ot, Kekse und Tee sowie frisches Obst und Gemüse. Verpackt werden die Waren in der Dillinger Malteser-Dienststel­le.

„Wir wissen, dass die Dunkelziff­er der Bedürftige­n viel höher ist, doch die Scham sich zu melden, wiegt oft schwerer als der Hunger“, weiß Stefanie Remmele um das Problem. Sie erläutert: „Die Menschen haben ja ihr Leben lang gearbeitet und es immer allein geschafft.“Entspreche­nd stehen Schamgefüh­l und Stolz ihnen oft im Weg. Dabei ist ihr wichtig zu betonen: „Die Persönlich­keitsrecht­e unserer Klienten nehmen wir sehr ernst. Niemand erfährt von ihrer Not.“

Remmele möchte den Bedürftige­n die Angst nehmen, bloßgestel­lt zu werden: „Wenn das MalteserAu­to vor der Tür steht, macht das doch nichts. Wir bieten schließlic­h auch Essen auf Rädern, einen Sozialoder Besuchsdie­nst und somit viele plausible Argumente, die man neugierige­n Nachbarn sagen kann, ohne wahre Gründe unseres Besuches zu nennen.“

Stefanie Remmele und ihr Team appelliere­n daher an bedürftige Senioren ab 65 Jahren, sich vertrauens­voll an die Malteser zu wenden. Diese prüfen, ob eine Bedürftigk­eit durch den Nachweis der Renten-, Grundsiche­rungs- oder Wohngeldbe­scheide vorliegt. So wird gewährleis­tet, dass die Pakete dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Gleichzeit­ig werden Ehrenamtli­che gesucht, die einmal im Monat bereit sind, zwei Stunden zu investiere­n, um die Pakete an die Bedürftige­n auszufahre­n. Jeweils in Zweier-Teams wird das gemacht. Dabei geht es auch um die soziale Interaktio­n, einen Plausch, ein nettes Wort, um den Menschen so in ihrer Isolation, die häufig eine weitere Begleiters­cheinung der Armut ist, und etwas Zeit zu schenken. Die weiteren Paketausli­eferungste­rmine sind: 23. Juni, 21. Juli, 25. August, 22. September, 20. Oktober, 24. November und 22. Dezember.

Übrigens: Ab dem 12. Juni sind die Helfer der Malteser Diözese Augsburg im Landkreis Dillingen unterwegs, um die Bürger vor Ort über ihre soziale Arbeit zu informiere­n, wie die Aktion „Dillingen packt’s an“. Erkennbar durch Malteser-Bekleidung und Dienstausw­eis, geben die Helfer Auskunft über aktuelle Hilfsproje­kte in der Region sowie Möglichkei­ten der Unterstütz­ung.

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Foto: Stephanie Pil/dpa Wer Hilfe braucht, schämt sich oft, das zu sagen. Im Landkreis Dillingen bekommen bedürftige Senioren unter anderem von den Maltesern Hilfe.

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