Vogi in Love
Neulich schlecht geträumt
Neulich mal wieder zur Terrassentür raus und prompt in einen Haufen Kehricht getreten, also Blätter, Zweige, so’n Zeugs. Daraufhin den Blick nach oben gerichtet und nicht nur erste Ansätze eines Vogelnests im Spalier festgestellt, sondern auch, dass es sich dabei nicht unbedingt um Bob den Baumeister handeln kann, so windschief hing das winzige Ding da drin und so viel Ausschuss lag da auf dem Boden. Nun soll es ja Mütter beziehungsweise schwäbische Hausfrauen geben, die beim ersten Hauch eines Nestes an der falschen Stelle sofort zum Gartenschlauch greifen („desmachtdochblossanhaufadreck!“), ich aber beschloss, Bobby erst einmal gewähren zu lassen und mein Eingreifen fürderhin darauf zu beschränken, das überschüssige Baumaterial von den Stufen zu kehren. Denn mal im Ernst: Sind wir nicht alle irgendwo Nestbauer? Selbst die schrägsten und unabhängigsten Vögel zieht es schließlich irgendwann einmal an einen Ort, der sichtlich der ihre ist – sei das Nest auch noch so winzig, windig und schief. Und apropos: Wer wäre man denn, würfe man angesichts der eigenen, ausgebrochenen Dübellöcher in der Wand den ersten Stein? Eben. Zumal es im Vergleich zum Verspachteln ebendieser Löcher viel mehr Vergnügen bereitete, mit einem Feierabendbier unterm Apfelbaum zu sitzen und der eifrigen Amsel beim fliegenden Heranschaffen der Baustoffe (einmal war sogar ein recht großes Stück Plastiktüte dabei – Regenschutz? Sonnenmarkise?) zuzuschauen.
Eines Morgens dann aber doch gestutzt, weil statt in den üblichen Dreck plötzlich in Rosenblütenblätter getreten. Rosenblütenblätter? Ein Blick ins Nest bestätigte: Bobby ist Romantiker! Was zum einen seine defizitären Heimwerker-Fähigkeiten erklärt, zum anderen aber wieder einmal aufs Schönste zeigt: Wer der Liebe nicht im Weg steht, geht über Rosen. (cim)