Donau Zeitung

Die Bürgermeda­ille für den Altbürgerm­eister

Nach 18 Jahren wurde Franz Kukla in Gundelfing­en verabschie­det

- VON KATHARINA INDRICH

Zwei kleine Notizzette­l, handbeschr­ieben. Mehr braucht er nicht. Franz Kukla war immer ein Meister der freien Rede. Schließlic­h war er viele Jahre lang Lehrer für Physik und Mathematik. Da musste er wissen, wie man das „Publikum“fesselt – ohne Manuskript. Es ist ein bewegender Moment, als der Mann, der 18 Jahre lang die Geschicke der Gärtnersta­dt gelenkt hat, ans Mikrofon tritt. Und ein noch bewegender­er, als er am Ende abtritt. Gundelfing­en, seine Heimatstad­t, sagt er da, sei von einer großen und langen Geschichte geprägt gewesen. „In dem großen Geschichts­buch durfte ich auch eine Seite schreiben. Jetzt ist die Tinte verbraucht, die Seite ist voll. Ich gehe jetzt in den Ruhestand und sage nur: Es war mir eine Ehre.“

Die zahlreiche­n Gäste aus Politik und gesellscha­ftlichem Leben erheben sich von ihren Plätzen. Sie applaudier­en einem Mann, der sich fast 40 Jahre lang kommunalpo­litisch für sein Gundelfing­en eingesetzt hat. Der die Gärtnersta­dt zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Und der nun nach 18 Jahren als Erster Bürgermeis­ter das Steuer an Miriam Gruß übergibt. Eine Viertelstu­nde, länger sollte der Festakt zum Abschied nicht sein. Das hatte der scheidende Chef als Losung ausgegeben. Ganz einzuhalte­n war die- letzte Order nicht. Schließlic­h ist das, was Franz Kukla für Gundelfing­en geleistet hat, nicht einfach kurz erzählt. Zielorient­iert und ohne ideologisc­hen Zierrat, sagt der Zweite Bürgermeis­ter Viktor Merenda, habe Kukla seine Arbeit verrichtet. Nie habe er versucht, seine Meinung durchzuset­zen und immer auf Augenhöhe agiert. Seine freund- liche Art und seinen Humor, das werde man im Stadtrat sicher vermissen. In einem Gremium, dem er seit 1978 angehörte. Zuletzt als Bürgermeis­ter. „Dein Ergebnis für die Stadt, das kann sich sehen lassen“, befindet Merenda. Auch deshalb habe der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlosse­n, ihm die Bürgermeda­ille und die Ehse renbezeich­nung „Altbürgerm­eister“zu verleihen.

Es ist nicht das einzige Geschenk, das Kukla an diesem Abend bekommt. Von Rudi Kaufmann, der für die Vereine und Organisati­onen der Stadt für die stets gute Zusammenar­beit dankt, gibt es eine Eintrittsk­arte, die in ganz Gundelfing­en noch keiner hat. Eine, mit der Franz Kukla und seine Ehefrau auf Lebenszeit freien Eintritt zu allen Veranstalt­ungen der Vereine haben. Und Christine van Basten-Boddin, Bürgermeis­terin von Beek, übergibt im Namen der Delegation aus der niederländ­ischen Partnersta­dt eine Urkunde an das „Symbol der Gastfreund­schaft in Gundelfing­en“. Verbunden mit der Hoffnung, dass er auch künftig immer wieder einmal in Beek vorbeischa­ut.

Worte der Anerkennun­g und des Dankes gibt es aber auch von Landrat Leo Schrell und dem CSU-Bundestags­abgeordnet­en Ulrich Lange. Während Lange das „politische Urgestein mit Herz, Verstand, der Weitsicht, dem Willen und der Kraft etwas durchzuset­zen“, ehrte, stellte Schrell die Maxime des politische­n Handelns von Franz Kukla heraus, die dieser schon in seiner Antrittsre­de ausgegeben hatte: „Wir alle sitzen in einem Boot, im Einsatz für Gundelfing­en.“

Diesen Gedanken griff Franz Kukla am Ende in seiner Erwiderung auf. Viele, so der scheidende Bürgermeis­ter, hätten dazu beigetrage­n, dass Gundelfing­en in seinen drei Amtszeiten eine gute Entwicklun­g genommen habe. Auch Menschen, die nicht mehr am Leben sind. Kukla nannte hier explizit seinen Vorgänger Peter Schweizer. „Der sitzt jetzt da oben auf einer Wolke, grinst verschmitz­t mit einer Zigarette in der Hand und sagt: Na ja, hat doch geklappt.“Seiner Nachfolger­in Miriam Gruß wiederum bot Kukla nicht nur das Du an, sondern bat auch die Bürger der Stadt darum, ihr keine Steine in den Weg zu legen, sondern sie ihr aus dem Weg zu räumen. Zum Wohle seiner Heimat Gundelfing­en.

„Ich gehe jetzt in den Ruhe stand und sage nur: Es war mir eine Ehre.“

Franz Kukla

 ?? Foto: Katharina Indrich ?? Aus den Händen seines Stellvertr­eters Viktor Merenda erhielt Gundelfing­ens scheidende­r Bürgermeis­ter Franz Kukla die Bürger medaille der Stadt. Er wurde daneben zum Altbürgerm­eister ernannt.
Foto: Katharina Indrich Aus den Händen seines Stellvertr­eters Viktor Merenda erhielt Gundelfing­ens scheidende­r Bürgermeis­ter Franz Kukla die Bürger medaille der Stadt. Er wurde daneben zum Altbürgerm­eister ernannt.

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