Vor 530 Jahren begann der Buchdruck in Dillingen
Vorführungen Die bedeutende Druckerei-Geschichte im Schwäbischen Rom ist am Sonntag Thema. Im Stadt- und Hochstiftmuseum können Besucher Satz und Druck mit dem Heidelberger Tiegel erleben
Dillingen Bereits vor fast 530 Jahren war ein Buchdrucker in Dillingen tätig: Im Januar 1489 vollendete Johannes Sensenschmidt das erste bekannte Dillinger Druckwerk, ein rund 300 Blatt umfassendes Messbuch für die Diözese Augsburg. 60 Jahre später begann die bedeutende Phase der Dillinger Universitätsdruckerei. Die kirchenpolitische Zielsetzung der Druckerei war die Verbreitung der reinen katholischen Lehre. Es entwickelte sich ein bedeutendes Zentrum des Katholizismus, eine Säule der Gegenreformation. Nach den Statuten durfte sie keine Geschäfte machen, so wurde der Druckereibetrieb verpachtet. Der erste Pächter war Sebald Mayer (1550-1576). Ihm folgten mehrere nach, zum Teil auch deren Witwen und Erben. Im 30-jährigen Krieg war kein Pächter zu finden, so dass die Druckerei als „Akademische Druckerei“vom Jesuitenorden geführt werden musste. Der letzte Drucker, der die Pacht innehatte, war Johann Leonhard Brönner (1789-1814).
Im Laufe der Jahrhunderte erschien eine Vielzahl von Drucken mit theologischen, naturwissenschaftlichen und belletristischen Inhalten. Im Angererhaus, dem im Jahre 2008 eingeweihten Anbau des Stadt- und Hochstiftmuseums, wurde eine eigene Abteilung „Dillinger Druckereiwesen“eingerichtet, dort sind solche Drucke zu sehen. Auch die Studienbibliothek und das Stadtarchiv besitzen eine große Zahl vorzüglicher Dillinger Drucke.
Ab 1603 bestanden neben der Universitätsdruckerei noch bischöfliche, städtische und private Druckereien. Die Druckerei Roßnagel (1785-1837) zum Beispiel brachte das weit verbreitete „Magazin deutscher Classiker“heraus, und bei Carl Kränzle (1843-1868) erschien ein „Kinder-Conversationslexikon“. Andere Druckereien produzierten Andachtsbücher und Katechismen oder verlegten die örtlichen Zeitungen. Diese Druckereitradition wird über das 20. Jahrhundert hinaus bis in unsere Tage fortgeführt.
Bei der Auflösung der Druckerei Manz im Jahre 1998 konnten für das Stadt- und Hochstiftmuseums zwei Druckmaschinen, einige Kleinmaschinen und die Einrichtung eines Arbeitsplatzes im Satz gewonnen werden. Sie sind im Erdgeschoss des Museums in der sogenannten „Druckgasse“eingerichtet und geben ein Zeugnis jahrzehntelang ausgeübter Tätigkeit, die durch die Digitalisierung schon fast in Vergessenheit geraten ist.
Eine dieser beiden Druckmaschinen ist heute noch voll funktionstüchtig und wird am Sonntag, 18. Juni, beim Museum Spezial vorgeführt.
Anton Rehm, ein ehemaliger Setzer, wird an diesem Tag den Besuchern erläutern, wie zu seiner Zeit ein Satz erstellt wurde. Im Anschluss wird der Satz im „Heidelberger Tiegel“von seinem einstigen Arbeitskollegen Manfred Fuchsluger gedruckt.
Damit ein sehenswertes Druckerzeugnis entstehen kann, stellt die Dillinger Druckerei Roch dankenswerterweise Druckfarbe, sowie Form- und Walzwaschmittel zur Verfügung. Als Abrundung für den Museumsbesuch bietet an diesem Tag Werner Gutmair, Mitglied des Museumsarbeitskreises, Führungen in der oben genannten Abteilung „Dillinger Druckereiwesen“an. Selbstverständlich steht den Besuchern das ganze Museum zur Besichtigung offen.
Bei dieser Veranstaltung in der Reihe Museum Spezial handelt es sich nicht um einen reinen Vortrag, sondern eher um eine Vorführung, die je nach Besucherzahl von 14 Uhr bis voraussichtlich 16.30 Uhr wiederholt wird.
Bei der Auflösung der Firma Manz kamen zwei Druckma schinen ins Dillinger Museum