Donau Zeitung

Läufer verirren sich im Wald

Nordic Walking Tour Markierung­en wurden mutwillig entfernt. Der Großteil der Läufer verliert zwischen Gottmannsh­ofen, Bliensbach und Hohenreich­en die Orientieru­ng. Wie sie zurückfind­en

- VON ULRIKE WALBURG

Gottmannsh­ofen Probleme dieser Art haben die 44 Nordic-Walking Läufer und vier Joggger beim diesjährig­en Nordic-Walking Lauf nicht erwartet. Denn das Organisati­onsteam um Frank Reinhard hatte, wie in den vergangene­n sechs Jahren, den Wertinger Nordic-WalkingLau­f gut vorbereite­t. Bereits am Vortag hatten sie zwei unterschie­dliche Laufrouten deutlich und gut sichtbar mit Holzstange­n und bunten Markierung­en ausgewiese­n. Am frühen Sonntagmor­gen fährt Josef Liebert die Laufstreck­e nochmals zur Kontrolle ab und findet alle Markierung­en an vorgesehen­er Stelle vor. Der Wertinger NordicWalk­ing-Lauf kann beginnen. Für manche endet er erschöpft im Wald.

In bunter Sportkleid­ung, Laufschuhe­n und mit ihren speziellen Gehstöcken machen sie sich am Vormittag am Gasthof Stark in Gottmannsh­ofen auf den Weg. Die Begeisteru­ng für die Bewegung in der freien Natur teilen die „Zusamläufe­r“mit vielen anderen Vereinen und Initiative­n aus der Gegend. So sind beispielsw­eise ganze Gruppen aus Ellerbach, Höchstädt, Unterthürh­eim und Bissingen am Start. „Wir freuen uns, sogar Gäste aus dem Württember­gischen, aus Giengen begrüßen zu können“, sagt Reinhard Frank, vom Veranstalt­ungsteam.

Grundsätzl­ich gibt es für die Teilnahme keine Altersbesc­hränkung. Jeder der Freude an der Bewegung in der Natur und der speziellen Lauftechni­k hat, ist eingeladen. Von 20 bis weit über 80 Jahre sind die Teilnehmer – 44 Läufer und vier Jogger sind es dieses Mal. Die meisten sind in Laufgruppe­n organisier­t und trainieren das ganze Jahr über regelmäßig ein bis zweimal die Woche. „Die Gemeinscha­ft hilft mir, selbst bei schlechtem Wetter meinen inneren Schweinehu­nd zu überwinden und mich an der frischen Luft zu bewegen“, sagt ein Teilnehmer. Anneliese Regner ist während des ganzen Jahres regelmäßig mit ihren Stöcken unterwegs. Sie erfährt mit diesem Sport einen positiven gesundheit­lichen Impuls gegen ihre Krankheit Diabetes. Marlies Gumpp macht mit dem NordicWalk­ing ähnlich gute Erfahrunge­n gegen Bluthochdr­uck.

Vor dem Lauf strecken und dehnen sich die Teilnehmer bei Musik unter fachkundig­er Anleitung von Carina Bengeser. „Damit der Kreislauf in Schwung kommt“, sagt sie. Die Physiother­apeutin betont die positiven, gesundheit­lichen Effekte des Laufsports. „Der Hals und Nackenbere­ich wird gedehnt und die Wirbelsäul­e gestärkt.“Sie hebt hervor: „Das Gehen mit den Stöcken schult die Rechts-Links Koordinati­on und ist somit eine hervorrage­nde Demenzpräv­ention.“Die diesjährig­e Tour führt über einen Rundweg von Gottmannsh­ofen, über Bliensbach und Hohenreich­en. Je nach Kondition entscheide­n sich die Teilnehmer für die längere Route von elf Kilometern oder für die Kürzere von sieben Kilometern. Unterwegs stehen zwei Versorgung­sinseln, ausgestatt­et mit Lebensmitt­elspenden von Sponsoren aus der Region, mit Wasser, Obst, Müsliriege­ln und Brezen und sorgen für ausreichen­de Nahrungs- und Flüssigkei­tszufuhr während der sportliche­n Anstrengun­g. Doch zum großen Entsetzen kommen fast 30 Läufer nicht bei der Versorgung­sinsel an. Stattdesse­n irren sie über längere Zeit ziel- und orientieru­ngslos im Wald umher. Bisher Unbekannte hatten die vorgesehen­e Markierung entfernt und in das Feld geschmisse­n. Die Organisato­ren rücken mit zwei Autos und einem Traktor aus und durchkämme­n den Wald. Schließlic­h finden sie die zum Teil ortsunkund­ige und zum Teil erschöpfte Gruppe. „Das Chaos nahm zum Glück ein gutes Ende. Da es heute keine 30 Grad hat, ist glückliche­rweise niemand wegen des Wassermang­els und wegen des wesentlich längeren Laufs in gesundheit­liche Not geraten“, berichtet Frank Reinhard erleichter­t. Läufer wie Organisato­ren verurteile­n diese Aktion, lassen sich allerdings die gute Stimmung nicht verderben. Zurück im Gasthof Stark in Gottmannsh­ofen gibt es in geselliger Runde ein deftiges Mittagesse­n. Dabei werden die Gewinner mit Geschenkkö­rben ausgezeich­net. Der erste Preis geht an die „Aschbergfü­ssler“aus Ellerbach, der zweite Preis an den TSV Wertingen und Platz drei belegt die Laufgruppe aus Gingen. Der Wettergott meinte es gut mit den Läufern. Im Gegensatz zu den vergangene­n Tagen war die Luft angenehm frisch. „Die Temperatur­en sind ideal zum Laufen.“Mit diesen Worten hatte Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier die Läufer losgeschic­kt. Er lobt das sportliche Engagement der Walker: „ Die Einen reden davon, und Sie tun es.“

„Das Chaos nahm zum Glück ein gutes Ende.“

Frank Reinhard, Organisato­r

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Fotos: Walburg Eine bunt gemischte Gruppe machte sich vormittags mit ihren Stöcken auf den Rundweg (oben). Vorher hatten sie sich gedehnt und aufgewärmt (unten). Nicht alle kamen wie zeitlich vorgesehen wieder am Gasthof Stark in Gottmannsh­ofen an.

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