Donau Zeitung

Eine Huldigung an den bayerische­n Robin Hood

Geschichte Ein Abend in der Stadtgaler­ie erinnert an den Hiasl, der 1771 in Dillingen hingericht­et wurde

- VON CHRISTINE EBNER

Dillingen Regionale Geschichte am Leben halten – dieses Ziel hat der Vortrag von Prof. Klaus Wolf von der Universitä­t Augsburg in der Stadtgaler­ie in Dillingen erreicht. Thema war der Mythos des bayerische­n Hiasl und sein Einfluss auf Literatur und Musik.

Zur Einstimmun­g trug das Ehepaar Bradl ein Instrument­alstück am Akkordeon und der Zitter vor und animierte das Publikum zum Mitsingen. Mit dem Motto „Sche langsam fang ma o, mitanand!“leiteten sie unterhalts­am zum Hauptteil über.

Hier begeistert­e Wolf dank seiner bewegten und lockeren Art sofort für sein Gebiet. Der Vortrag gestaltete sich sehr anschaulic­h, unterstütz­t durch zahlreiche originale Dokumente, und vermittelt­e in kurzweilig­er Zeit viel Informatio­n. Untermalt wurde die Präsentati­on mit bayerische­r Volksmusik, in der unter anderem der bayerische Hiasl aufgegriff­en wurde.

Es ist kein Zufall, dass Wolf mit seinem Vortrag nach Dillingen gekommen ist, denn der 1736 in Kissing geborene Matthäus Klostermay­r, auf dem die Erzählunge­n des Hiasl begründet sind, wurde 1771 hier von der fürstbisch­öflichen Regierung Augsburg zum Tod „auf Rädern, von oben nach unten“verurteilt. Dazu hatte es allerdings knapp 300 Soldaten benötigt, um ihn bei Kaufbeuren/ Osterzell zu stellen. Davor war er auf Grund der vielen unabhängig­en Gebiete jeglicher Verfolgung entgangen, da er sich immer schnell ins Ausland absetzen konnte. Bis zu seinem Prozess trieb er im Gebiet des heutigen Schwabens als Wilderer sein Unwesen. Von der Obrigkeit verachtet, wurde Klostermay­r für die Bauern zum Retter in der Not, konnte sich auf deren Schutz verlassen und wurde als bayerische­r Robin Hood angesehen.

Bereits 1772 erschien eine anonyme Biografie über den bayerische­n Hiasl, die durch die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig große Bekannthei­t erlangte. Von da an wurde der Volksheld Vorbild für Räubergesc­hichten, wie beispielsw­eise Schillers „Karl Moor“, Vulpius „Rinaldo Rinaldini“oder Tiecks „Der bayerische Hiesel“. Auch Volksliede­r oder Wanderbühn­en griffen den Mythos auf und der bayerische Hiasl entwickelt­e sich zu einer überzeitli­chen prophetisc­hen Rächer-Gestalt.

Abschließe­nd gab Siegfried Bradl noch mit auf den Weg, dass es wichtig und nötig sei, seine geschichtl­iche Vergangenh­eit zu kennen, um künftig zu wissen, wohin es gehen soll. Abende wie in Dillingen sorgen seinen Worten zufolge dafür, dass man sich seiner heimatlich­en Geschichte bewusst wird.

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Fotos: Christine Ebner/Peter von Neubeck Klaus Wolf (Mitte) von der Universitä­t Augsburg referierte in der Dillinger Stadtga lerie über den bayerische­n Hiasl. Das Ehepaar Siegfried und Gisela Bradl begleitete den Abend mit Volksmusik.
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Der bayerische Hiasl Matthäus Klostermay­r

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