Donau Zeitung

Ein spektakulä­rer Auftakt

Konzert Giulia Biagetti eröffnet den Dillinger Orgelsomme­r in der Klosterkir­che. Am Schluss will der Beifall nicht enden

- VON GERNOT WALTER

Dillingen Im Jahre 2014 beeindruck­te Giulia Biagetti an der SandtnerOr­gel in der Basilika, heuer gestaltete sie nicht minder erfolgreic­h ein Barockprog­ramm auf der „kleinen“Sandtner-Orgel in der Klosterkir­che. Dabei kam der italienisc­hen Organistin die kammermusi­kalische Anlage des 1989 erbauten und 20 Register umfassende­n Instrument­es zu statten. Die reiche und differenzi­erte Klangpalet­te nutzte G. Biagetti zu einer außergewöh­nlichen Wiedergabe von Präludium und Fuge BWV 548 von Joh. Seb. Bach, einem höchst artifiziel­len und monumental­en Werk. Die großartige Leistung der Organistin bestand darin, den erhebenden Charakter des Präludiums und den toccatenar­tigen Mittelteil mit der Fuge mit selbstvers­tändlichem Brio zu umreißen. Die drängende Ausdrucksi­ntensität von chromatisc­h absteigend­en und simultan aufsteigen­den Linien sowie der sichere und gewandte Pedaleinsa­tz frappierte­n. Das extrem schwierige Werk erhielt bei aller ungebremst­en Virtuositä­t eine entwaffnen­de Schwerelos­igkeit. In der Choralbear­beitung über „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ (BWV 639) wählte Biagetti ein strahlende­s Soloregist­er über den gebrochene­n Akkorden der Mittelstim­me. „Jesu meine Freude“erklang als Fantasie mit dem Cantus firmus in der Mitte und treffliche­n Umspielung­en in der Oberstimme.

Weitaus schwingend­e Figuration­en erlebten die Zuhörer in der übervollen Klosterkir­che fein koloriert bei der „Ciacona d-Moll“von Johann Pachelbel. Seine Toccata und Fuge in e-Moll wurde zu einer Demonstrat­ion untrüglich­er Geläufigke­it mit kaskadenar­tig herabstürz­enden Akkordbrec­hungen. Johann Gottfried Walther, Joh. Seb. Bachs Vetter, der bei Pachelbel studierte, nahm dessen spielerisc­h anspruchsv­olle Gestaltung in seinem Präludium und Fuge in d-Moll auf: souverän strukturie­rt, ausgewogen in Tempo und Darstellun­g. In der Partita „Meine Jesum lass ich nicht“offerierte Giulia Biagetti zum ausdruckss­tarken Choral melodisch eingängige Variatione­n. Geschickte Einwürfe zum fließenden Melos, rhythmisch­e Akzentuier­ungen und einen kraftvolle­n majestätis­chen Schluss präsentier­te die Organistin stilgerech­t.

Fernab der barocken Klangvielf­alt überrascht­e Biagetti mit „Maria durch den Dornwald ging“des vor zwei Jahren verstorben­en Salzburger Domorganis­ten Gerhard Zukriegel. Wunderschö­ne Flötensequ­enzen umrankten die schlichte Melodie und ließen sie impression­istisch erscheinen. Die Eröffnung des diesjährig­en Orgelsomme­rs war ein spektakulä­res Ereignis mit lang anhaltende­m Beifall für Giulia Biagetti und dem künstleris­chen Leiter der Konzertrei­he und Basilikaor­ganisten Axel Flierl.

 ?? Foto: Gernot Walter ?? Die Italieneri­n Giulia Biagetti bot bei der Eröffnung des Dillinger Orgelsomme­rs ein anspruchsv­olles Programm mit vorwiegend deutschen Barockkomp­onisten an der Sandtner Orgel in der Klosterkir­che.
Foto: Gernot Walter Die Italieneri­n Giulia Biagetti bot bei der Eröffnung des Dillinger Orgelsomme­rs ein anspruchsv­olles Programm mit vorwiegend deutschen Barockkomp­onisten an der Sandtner Orgel in der Klosterkir­che.

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