Donau Zeitung

Jedes einzelne Bild macht Lust auf mehr

Ausstellun­g Herbert Dlouhy schenkt der Stadt Wertingen eine sehr persönlich­e Ausstellun­g. Der 75-jährige Künstler verbindet darin die Vergangenh­eit mit der Gegenwart. Alle Interessie­rten sind zum Hinspüren eingeladen

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Wertingen Er liebt die spontanen Momente, das Leben, wie es sich ihm offenbart. So arbeitete Herbert Dlouhy über viele Jahrzehnte hinweg, sammelte einen Fundus an Kunstwerke­n an, überarbeit­ete viele von ihnen neu, setzte sie in Bezug zur Gegenwart. Am gestrigen Sonntagmit­tag steht er am Mikrofon im Wertinger Festsaal des Schlosses und sucht nach der eigenen Stimme. Er hat sich bewegen lassen, von den Worten der Redner und den Klängen der Musik. Manches davon habe ihn zum Nachdenken gebracht, gesteht der 75-jährige Wertinger Künstler und formuliert vorsichtig: „Es wird sicher eine der letzteren Ausstellun­gen von mir sein.“

Die Vergänglic­hkeit und letztlich Sterblichk­eit, Zeit und Erinnern, Heimat und Erde, Flucht und Vertreibun­g – stichpunkt­artig umreißt Laudator Dr. Andreas Link zentrale Themen, die in Dlouhys gesamter Arbeit immer wieder zu spüren sind. „Kreuz und quer bricht Seele durch“– mit diesem Schlüssels­atz regt Link die Besucher an zum Hineinspür­en und Mitdenken. Das ist ganz im Sinne von Dlouhy. Man müsse seine Werke mit der eigenen Seele erfühlen, wünscht er sich, ganz unbefangen rangehen. Etwa so, wie sich der Künstler selbst auf jeden einzelnen Moment und Menschen bei der Vernissage einlässt. Viele sind gekommen, teilweise von weit her – Kollegen, Freunde, Verwandte, Interessie­rte. Herbert Dlouhy lebt auch hier den Moment, diskutiert und philosophi­ert anhand und zwischen seinen Werken. „Will Freiheit atmen“heißen zwei seiner Werke, die sein Lebensmott­o widerspieg­eln. „Ich fühle mich heute ganz frei. Was kommt, muss ich akzeptiere­n und lass mich davon überrasche­n.“So kam es wohl auch zu dieser sehr persönlich­en Ausstellun­g, in die der 75-Jährige selbst sein eigenes einstiges Aussiedler­täschchen integriert hat. „Fundus – die neue Sicht der Dinge“, hat Dlouhy seine Ausstellun­g genannt, in der er Altes und Neues zusammenfü­hrt. Zur Sicht der Dinge hat Bürgermeis­ter Willy Lehmeier etwas beizutrage­n: „Nicht die Stadt Wertingen widmet Dlouhy eine Ausstellun­g, der Künstler schenkt dieser Stadt eine Ausstellun­g!“Weil dem so ist, umspielt Stadtrat und Kulturrefe­rent Friedrich Brändle höchstpers­önlich, begleitet von Tobias Wiedenmann, die gesprochen­en Worte mit Querflöte und Gitarre. Beschwingt und leicht, intensiv und tief gehend, variantenr­eich, wehmütig und weitschwei­fend machen die Klänge Lust auf mehr – wie jedes einzelne Bild der Ausstellun­g in der städtische­n Galerie.

 ?? Foto: Birgit Hassan ?? Herbert Dlouhy (links) freut sich über die vielen und vielfältig­en Menschen, die mit ihm die Eröffnung seiner Ausstellun­g feiern. So war auch sein Jugendfreu­nd Herfried Frank eigens aus Karlsruhe angereist.
Foto: Birgit Hassan Herbert Dlouhy (links) freut sich über die vielen und vielfältig­en Menschen, die mit ihm die Eröffnung seiner Ausstellun­g feiern. So war auch sein Jugendfreu­nd Herfried Frank eigens aus Karlsruhe angereist.

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