Wahre Freiheit braucht Grenzen
Kommentar
Als diese Woche am Himmel über dem Wertinger Freibad abends die ersten Blitze zucken, bittet Bademeisterin Silke Schirrmacher die Badegäste sofort, das Schwimmbecken zu verlassen. Sie sorgt zudem dafür, dass das Wasser durch funktionierende Pumpen stets sauber bleibt. Sie reinigt persönlich das Kinderbecken bei Missgeschicken und schaut, dass Kleinkinder möglichst Windeln tragen. Dass Müll im Abfall landet und Verbote eingehalten werden. Wo möglich, drückt sie ein Auge zu. Wo nötig, spricht sie klare Worte. Kurzum, die Bademeisterin achtet darauf, dass die Hausordnung des städtischen Freibads eingehalten wird.
Ganz anders die Situation an den zahlreichen Kiesweihern wenige hundert Meter weiter. „Baden verboten“steht auf mehreren Schildern. Dennoch tummeln sich viele Sonnenanbeter und Schwimmer am und im Wasser. Die Besitzer, wie die Gesellschafter der Kieswerke Schnell tolerieren, das meist, wissen sie doch um den Luxus des Schwimmens in freier Natur. Gleichzeitig wissen sie um die Gefahren, die bei laufendem Betrieb entstehen können. Und sie sorgen sich um die Sauberkeit. Das ist legitim, und noch viel mehr. Denn als Unternehmer haben sie sich um die Reinheit ihrer Produkte – Sand und Kies – zu sorgen. Als Grundstücksbesitzer müssen sie an Sicherheitsaspekte denken.
Wenn Jugendliche und vermeintlich jung Gebliebene meinen, ihren Freiheitsdrang dadurch ausleben zu müssen, dass sie die Grenzen anderer überschreiten, dann liegen sie eindeutig falsch. Müll zu hinterlassen und Gefahren heraufzubeschwören hat mit kindlichem Nichtwissen und keineswegs mit jugendlicher oder erwachsener Freiheit zu tun. Vielleicht gilt’s manchmal, seinen Seenachbarn darauf hinzuweisen.
Denn letztendlich wollen wir doch alle, dass uns die Freiheit des Badens in der freien Natur erhalten bleibt – egal ob mit oder ohne Badekleidung. Dafür sollten wir einfach stets im Hinterkopf behalten: Die eigene Freiheit hört da auf, wo die der anderen beginnt.