Donau Zeitung

Der Quantenspr­ung des Landratsam­ts

Sanierung Bislang ging es vor allem um Hitze- und Brandschut­z sowie einen Anbau. Doch nach der nun vorgestell­ten Planung bekommt das Gebäude eine Vorbildfun­ktion

- VON CORDULA HOMANN

Dillingen Das Landratsam­t wird saniert, im Hof stehen schon Kran und Baugeräte, die Sanierung hat längst begonnen. Wie berichtet, wird das Gebäude nach Süden hin verlängert. Ämter, die bislang woanders untergebra­cht sind, sollen dann dorthin umziehen. Verbunden mit dem Anbau ist auch die Ertüchtigu­ng des Brandschut­zes.

Elmar Bäuml, Architekt von DBW in Haunsheim, stellte dem Kreisaussc­huss nun die konkrete Planung samt Kostenaufs­tellung vor. Und die Ausschussm­itglieder waren durchweg begeistert. Landrat Leo Schrell hatte eingangs erklärt, dass die Mitarbeite­r, die bereits in der Großen Allee ihre Büros haben, zuerst in den neuen Erweiterun­gsbau ziehen werden, damit der Altbau saniert werden kann, ohne zu stören. Aktuell wird es im alten Trakt im Sommer so heiß wie draußen. Und wenn es regnet, läuft laut Landrat teils das Wasser innen an der Wand herunter.

Doch nicht nur die Situation der Mitarbeite­r beschäftig­t die Planer, sondern auch die der Besucher. So werde laut Schrell der Eingang vom Parkplatz her inzwischen wesentlich mehr genutzt als der repräsenta­tivere vorne zur Straße hin. Doch der Parkplatz-Eingang sei „bescheiden“. Zweites Problem: Im Foyer täten sich viele Besucher schwer mit der Orientieru­ng. Bislang informiert eine große Tafel darüber, wo welche Anlaufstel­le ist. Dann werden die Kunden durch die ehemalige Poststelle in das Gebäude geschleust. Auch, dass die Toiletten neben dem Großen Sitzungssa­al noch im Originalzu­stand sind – das Gebäude wurde vor rund 50 Jahren gebaut –, sei nicht mehr zeitgemäß.

Der Verwaltung­strakt soll nun laut Architekt Bäuml nachts durch schmale Fensterflü­gel automatisc­h gekühlt werden. Tagsüber können die Mitarbeite­r je nach Bedarf die Fenster öffnen. In dem Fall schaltet sich die neue Lüftung automatisc­h aus, um Energiekos­ten zu sparen. Neue Dämmungen im Inneren sollen zusätzlich für ein besseres Klima sorgen. Ein neuer Lichthof unterbrich­t die langen Flure.

Diplom-Ingenieur Bernd Stark empfahl, die alten Abwasserle­itungen zu ersetzen, was 21 000 Euro kostet. Auch, dass das Regenwasse­r vom Dach über undichte Fallrohre in den Kanal geleitet wird, soll sich ändern. Da das Dach seinerseit­s auch erhebliche Mängel hat, schlug Bäuml vor, die Dachkonstr­uktion zu erneuern. Dann könne das Wasser der kompletten Dachfläche im Westen des Grundstück­es versickern und das Dach sei stabil genug für das energetisc­he Highlight des Landratsam­tes: eine Fotovoltai­kanlage. 82 Prozent des Stromes, den sie erzeugt, könnte das Amt nutzen, das entspricht 40 Prozent des Stromes, den das Amt verbraucht. Auch die Elektroaut­os könnten mit dem Strom der Anlage betankt werden. „Das wäre ein Quantenspr­ung nach vorne“, freute sich Landrat Leo Schrell und bat seine Ausschussk­ollegen um ihre Zustimmung zu der Planung. Auch im Sitzungssa­al, in dem das Gremium tagte, wird sich einiges ändern. Zwar sei der Raum mit den großen Fensterfas­saden nach Norden und Süden hin einer der schönsten, sagte Schrell. Doch nach dem Umbau wird man die Fenster auch öffnen können. Ein besonderer Rollladen ermöglicht selbst herunterge­lassen einen Blick nach draußen und verhindert, dass sich der Saal im Sommer aufheizt. Weil die Treppe zwischen Verwaltung­strakt und Landratsam­t wegfällt, wäre Platz für einen zentralen Infopunkt im Foyer für Besucher, schlug der Architekt vor. 5,9 Millionen Euro werden die Maßnahmen im Verwaltung­strakt und im Querbau insgesamt kosten, durch verschiede­ne Förderprog­ramme könnte der Betrag auf 5,3 Millionen Euro sinken.

Der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler, Bernd Nicklaser, erinnerte daran, dass sich energetisc­he Sanierung und Brandschut­z ur- sprünglich auf 4,2 Millionen Euro belaufen sollten und 4,65 Millionen Euro in der Finanzplan­ung stehen. Dennoch stimme die Fraktion für die vorgestell­te Planung. Denn wenn es so große Mängel in der Substanz des Gebäudes gebe und das Regenwasse­r noch über den Kanal abläuft, dann sollte man das „mit Mut“in die Agenda aufnehmen und ändern. Auch die Daten der Fotovoltai­kanlagen seien hervorrage­nd.

Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz lobte die detaillier­te Planung. Allerdings mahnte er, dass vermutlich auch im Innenberei­ch Sanierunge­n anstünden und bat, die vorgestell­te Dämmung zu überdenken. Eine Umdämmung sei nur der zweit- oder drittbeste Weg. Im Gegensatz dazu ist Bäuml von der Umdämmung hundertpro­zentig überzeugt.

Außerdem empfahl Dillingens Oberbürger­meister, an die Zugluft im Foyer zu denken, bevor man dort einen Arbeitspla­tz einrichtet. Auch wenn Kunz die Idee von einem Bürgerbüro im Landratsam­t „super“findet. „Das Foyer ist dafür prädestini­ert“, entgegnete Architekt Bäuml, und auch Landrat Schrell meinte, es gebe keinen besseren Platz. Doch diesen werde man so gestalten, dass sich das Personal dort gut aufhalten kann. SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Bernd Steiner fragte, ob ein Gutachter die Brandschut­zSanierung geprüft habe. Laut Bäuml ist ein Gutachter von Anfang an mit im Boot. Außerdem erinnerte der Syrgenstei­ner Bürgermeis­ter daran, dass bei der Sanierung der heimischen Grundschul­e auch die Heizanlage samt Installati­on komplett erneuert werden musste. Drohe das im Landratsam­t auch? Die Hackschnit­zel-Fernheizun­g sei erst ein Jahr alt, die Verkabelun­g und IT wären auch in gutem Zustand, meinte Landrat Schrell.

Dass auch die übrigen 60 Prozent Strom, die am Landratsam­t benötigt werden, aus erneuerbar­en Energien stammen, hoffen die Grünen laut ihrem Fraktionsv­orsitzende­n Ludwig Klingler. Bernhard Knötzinger von der Fraktion Zukunft fand, ein Landkreis funktionie­re nur mit einer funktionie­renden Verwaltung. Wenn deren Mitarbeite­r aber schwitzen, ginge das auf Dauer nicht. Daher sollte man auch in die Verwaltung investiere­n. Willy Lehmeier empfahl, am Empfang der beiden Kreisklini­ken in Wertingen und Dillingen das Thema Zugluft abzufragen.

 ?? Foto: Cordula Homann ?? Am Dillinger Landratsam­t entsteht ein Anbau. Im Anschluss werden der bestehende Verwaltung­strakt und der Querbau samt Sit zungssaal brandtechn­isch und energetisc­h saniert.
Foto: Cordula Homann Am Dillinger Landratsam­t entsteht ein Anbau. Im Anschluss werden der bestehende Verwaltung­strakt und der Querbau samt Sit zungssaal brandtechn­isch und energetisc­h saniert.

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