Der Quantensprung des Landratsamts
Sanierung Bislang ging es vor allem um Hitze- und Brandschutz sowie einen Anbau. Doch nach der nun vorgestellten Planung bekommt das Gebäude eine Vorbildfunktion
Dillingen Das Landratsamt wird saniert, im Hof stehen schon Kran und Baugeräte, die Sanierung hat längst begonnen. Wie berichtet, wird das Gebäude nach Süden hin verlängert. Ämter, die bislang woanders untergebracht sind, sollen dann dorthin umziehen. Verbunden mit dem Anbau ist auch die Ertüchtigung des Brandschutzes.
Elmar Bäuml, Architekt von DBW in Haunsheim, stellte dem Kreisausschuss nun die konkrete Planung samt Kostenaufstellung vor. Und die Ausschussmitglieder waren durchweg begeistert. Landrat Leo Schrell hatte eingangs erklärt, dass die Mitarbeiter, die bereits in der Großen Allee ihre Büros haben, zuerst in den neuen Erweiterungsbau ziehen werden, damit der Altbau saniert werden kann, ohne zu stören. Aktuell wird es im alten Trakt im Sommer so heiß wie draußen. Und wenn es regnet, läuft laut Landrat teils das Wasser innen an der Wand herunter.
Doch nicht nur die Situation der Mitarbeiter beschäftigt die Planer, sondern auch die der Besucher. So werde laut Schrell der Eingang vom Parkplatz her inzwischen wesentlich mehr genutzt als der repräsentativere vorne zur Straße hin. Doch der Parkplatz-Eingang sei „bescheiden“. Zweites Problem: Im Foyer täten sich viele Besucher schwer mit der Orientierung. Bislang informiert eine große Tafel darüber, wo welche Anlaufstelle ist. Dann werden die Kunden durch die ehemalige Poststelle in das Gebäude geschleust. Auch, dass die Toiletten neben dem Großen Sitzungssaal noch im Originalzustand sind – das Gebäude wurde vor rund 50 Jahren gebaut –, sei nicht mehr zeitgemäß.
Der Verwaltungstrakt soll nun laut Architekt Bäuml nachts durch schmale Fensterflügel automatisch gekühlt werden. Tagsüber können die Mitarbeiter je nach Bedarf die Fenster öffnen. In dem Fall schaltet sich die neue Lüftung automatisch aus, um Energiekosten zu sparen. Neue Dämmungen im Inneren sollen zusätzlich für ein besseres Klima sorgen. Ein neuer Lichthof unterbricht die langen Flure.
Diplom-Ingenieur Bernd Stark empfahl, die alten Abwasserleitungen zu ersetzen, was 21 000 Euro kostet. Auch, dass das Regenwasser vom Dach über undichte Fallrohre in den Kanal geleitet wird, soll sich ändern. Da das Dach seinerseits auch erhebliche Mängel hat, schlug Bäuml vor, die Dachkonstruktion zu erneuern. Dann könne das Wasser der kompletten Dachfläche im Westen des Grundstückes versickern und das Dach sei stabil genug für das energetische Highlight des Landratsamtes: eine Fotovoltaikanlage. 82 Prozent des Stromes, den sie erzeugt, könnte das Amt nutzen, das entspricht 40 Prozent des Stromes, den das Amt verbraucht. Auch die Elektroautos könnten mit dem Strom der Anlage betankt werden. „Das wäre ein Quantensprung nach vorne“, freute sich Landrat Leo Schrell und bat seine Ausschusskollegen um ihre Zustimmung zu der Planung. Auch im Sitzungssaal, in dem das Gremium tagte, wird sich einiges ändern. Zwar sei der Raum mit den großen Fensterfassaden nach Norden und Süden hin einer der schönsten, sagte Schrell. Doch nach dem Umbau wird man die Fenster auch öffnen können. Ein besonderer Rollladen ermöglicht selbst heruntergelassen einen Blick nach draußen und verhindert, dass sich der Saal im Sommer aufheizt. Weil die Treppe zwischen Verwaltungstrakt und Landratsamt wegfällt, wäre Platz für einen zentralen Infopunkt im Foyer für Besucher, schlug der Architekt vor. 5,9 Millionen Euro werden die Maßnahmen im Verwaltungstrakt und im Querbau insgesamt kosten, durch verschiedene Förderprogramme könnte der Betrag auf 5,3 Millionen Euro sinken.
Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Bernd Nicklaser, erinnerte daran, dass sich energetische Sanierung und Brandschutz ur- sprünglich auf 4,2 Millionen Euro belaufen sollten und 4,65 Millionen Euro in der Finanzplanung stehen. Dennoch stimme die Fraktion für die vorgestellte Planung. Denn wenn es so große Mängel in der Substanz des Gebäudes gebe und das Regenwasser noch über den Kanal abläuft, dann sollte man das „mit Mut“in die Agenda aufnehmen und ändern. Auch die Daten der Fotovoltaikanlagen seien hervorragend.
Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz lobte die detaillierte Planung. Allerdings mahnte er, dass vermutlich auch im Innenbereich Sanierungen anstünden und bat, die vorgestellte Dämmung zu überdenken. Eine Umdämmung sei nur der zweit- oder drittbeste Weg. Im Gegensatz dazu ist Bäuml von der Umdämmung hundertprozentig überzeugt.
Außerdem empfahl Dillingens Oberbürgermeister, an die Zugluft im Foyer zu denken, bevor man dort einen Arbeitsplatz einrichtet. Auch wenn Kunz die Idee von einem Bürgerbüro im Landratsamt „super“findet. „Das Foyer ist dafür prädestiniert“, entgegnete Architekt Bäuml, und auch Landrat Schrell meinte, es gebe keinen besseren Platz. Doch diesen werde man so gestalten, dass sich das Personal dort gut aufhalten kann. SPD-Fraktionsvorsitzender Bernd Steiner fragte, ob ein Gutachter die BrandschutzSanierung geprüft habe. Laut Bäuml ist ein Gutachter von Anfang an mit im Boot. Außerdem erinnerte der Syrgensteiner Bürgermeister daran, dass bei der Sanierung der heimischen Grundschule auch die Heizanlage samt Installation komplett erneuert werden musste. Drohe das im Landratsamt auch? Die Hackschnitzel-Fernheizung sei erst ein Jahr alt, die Verkabelung und IT wären auch in gutem Zustand, meinte Landrat Schrell.
Dass auch die übrigen 60 Prozent Strom, die am Landratsamt benötigt werden, aus erneuerbaren Energien stammen, hoffen die Grünen laut ihrem Fraktionsvorsitzenden Ludwig Klingler. Bernhard Knötzinger von der Fraktion Zukunft fand, ein Landkreis funktioniere nur mit einer funktionierenden Verwaltung. Wenn deren Mitarbeiter aber schwitzen, ginge das auf Dauer nicht. Daher sollte man auch in die Verwaltung investieren. Willy Lehmeier empfahl, am Empfang der beiden Kreiskliniken in Wertingen und Dillingen das Thema Zugluft abzufragen.