Eine behütete Fahrt und Einsicht in die Gefahren
Das christliche Wort Heute von Manuel Kleiner, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Dillingen
Liebe Leserinnen und Leser, Mittwoch, 19.33 Uhr, Autobahn Berlin-München, Höhe Münchberg, dreispurig, Geschwindigkeit 140 km/h, Wechsel des grauen Autos von der linken Spur auf die mittlere, im gleichen Moment Wechsel des roten Autos von der rechten Spur in die mittlere, 120 km/h. Die Beifahrerin im grauen Auto schreit auf.
Der Fahrer reißt das graue Auto auf die linke Spur zurück. Die Beifahrerin im grauen Auto ist wütend und fassungslos: „Der hat ja das Handy am Ohr, der telefoniert.“
Aus gutem Grund ist die Benutzung des Handys am Steuer unter Strafe verboten. Aber ob auf der Autobahn, wie gerade erlebt, oder in der Großen Allee bei der Fahrt zum Supermarkt, wo die Fahrerin im Auto vor mir offensichtlich ihren Kids zu Hause letzte Anweisungen zum Decken des Abendbrottisches gibt, oder ihren Liebhaber um eine weitere Stunde vertrösten muss – es juckt die Leute nicht. Dabei spricht die Statistik gegen sie. Und wir lesen dann im Unfallbericht: „Das Auto kam aus bisher ungeklärter Ursache von der Fahrbahn ab.“Auch Drogen oder Alkohol im Blut, während ich Auto fahre, finde ich nicht wirklich sexy, sondern einfach dumm und verantwortungslos.
Wer sich, warum auch immer, selbst in Gefahr begeben will, muss mit Unverständnis rechnen. Doch wer dabei auch noch andere in tödliche Gefahr bringt, der wird Hass und Verachtung auf sich ziehen.
Bald ist Urlaubszeit, und es gibt sie dann wieder, die 30 km langen Staus, auch längere sind möglich. Blechlawinen schieben sich durch das Land – und nicht nur in den stehenden Autos wird ohne Freisprechanlage von Fahrerin und Fahrer telefoniert. Da hat jemand seine Windjacke vergessen. Da will eine andere noch schnell checken, ob der Empfang am Campingplatz auch um Mitternacht noch geöffnet hat, weil sich doch die Ankunft so dramatisch verzögert.
Wenn wir dann endlich an der Unfallstelle vorbeikommen – ein kurzes Aufatmen: Der junge Mann hat Glück gehabt. Dieses Mal. Sein Auto hat sich unter den Milchlaster geschoben – aber nur bis zur Windschutzscheibe. Ironie des Schicksals. Der Mann hatte mit einer Kollegin telefoniert. Beide arbeiten in einer Joghurtfabrik. Soll man oder frau Menschen anzeigen, die während der Fahrt das Handy benutzen? Weiß ich nicht.
Ich hoffe auf die Einsicht von uns allen. Solange das Auto noch nicht autonom fährt, sollten wir nicht so tun, als ob. Ich wünsche uns allen behütete Fahrt, gesegnetes Ankommen und genug Einsicht in die Gefahren, die auf uns warten, sobald wir uns ans Steuer setzen.
Ihr