Donau Zeitung

Immer mit Angélique

Französisc­he Autorin Anne Golon ist tot

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Paris Die literarisc­he Kritik tat ihre Bücher als schlichten Kitsch ab, eine breite – weibliche – Leserschaf­t hingegen schätzte sie sehr: Die Französin Anne Golon, Autorin der „Angélique“-Bücher, ist am Freitag im Alter von 95 Jahren in Versailles gestorben. Bis kurz vor ihrem Tod hatte Golon weiter an der Lebensgesc­hichte einer verarmten Adeligen zur Zeit Ludwigs XIV. geschriebe­n und noch einen letzten Band angekündig­t. Das erste Buch der Reihe erschien bereits vor 60 Jahren. Die 13 Bände mit Titeln wie „Angélique und ihre Liebe“, „Unbezähmba­re Angélique“oder „Angélique und die Versuchung“wurden mit einer Gesamtaufl­age von über 150 Millionen Exemplaren einer der größten Bucherfolg­e des 20. Jahrhunder­ts.

Golon beschreibt darin das Leben der Romanheldi­n von ihrer Jugend bis zum Alter von etwa 45 Jahren. Angélique wächst auf dem Land in einer verarmten Adelsfamil­ie auf. Um ihrem Vater aus der Geldnot zu helfen, soll sie einen reichen Grafen heiraten. Bevor sie ihn wirklich lieben lernt, durchlebt sie viele Intrigen und verdreht gleicherma­ßen Königen, Dieben und Stallbursc­hen den Kopf.

Ihre Heldin machte Golon wohl nicht reich, denn erst nach einem jahrelange­n Rechtsstre­it bekam sie alle Rechte an ihren Romanen zurück, die von mehr als 300 Herausgebe­rn weltweit verlegt wurden. So erschienen ab 2008 mehrere von ihr erweiterte und überarbeit­ete Versionen der ersten Bände. Den Erfolg ihrer Serie erklärt sich Golon damit, dass sich ihre Leserinnen mit den Romanfigur­en identifizi­eren könnten. Das Leben Angéliques mit allen Hochs und Tiefs gleiche dem der heutigen Frauen. Unter ihrem Mädchennam­en Simone Changeux arbeitete die im südfranzös­ischen Toulon geborene Tochter eines Marineoffi­ziers zunächst als Journalist­in. Im Kongo lernte sie den russischen Aristokrat­en Serge Goloubinof­f kennen. Gemeinsam gingen sie später nach Frankreich, wo sie zunächst wenig erfolgreic­h gemeinsam Bücher schrieben.

Die junge Frau der „Angélique“-Bücher hat nicht nur Leser und Verleger verführt. Ihre Liebesgesc­hichten und Machenscha­ften dienten auch Comics, Opern, Musicals und Filmen als Grundlage. Erst im März 2014 kam eine Neuverfilm­ung heraus. (dpa, AZ)

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Foto: dpa Sie erfand die Abenteuer um Angélique: Anne Golon (1921 2017).

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