Donau Zeitung

Die britische Charme Offensive

Interview William und Kate kommen nach Deutschlan­d – und alles scheint aus dem Häuschen. Adelsexper­te Rolf Seelmann-Eggebert erklärt, was an den britischen Royals so fasziniere­nd ist

- 80, ist Journalist und der bekanntest­e Adelsexper­te Deutschlan­ds.

Herr Seelmann-Eggebert, welche Bedeutung hat der Besuch von William und Kate, die von Mittwoch bis Freitag mit ihren Kindern George und Charlotte nach Deutschlan­d kommen? Rolf Seelmann Eggebert: Es ist ja kein Geheimnis, dass die Engländer sich momentan rarmachen und versuchen, uns den Rücken zu kehren – was ich ihnen persönlich sehr übel nehme. Die Reise nach Polen und Deutschlan­d ist für mich ein Zeichen von Wohlwollen, um die das Königshaus übrigens vom britischen Außenminis­terium gebeten wurde. In diesem Jahr ist ungewöhnli­ch viel Aktivität zu sehen: William und Kate waren bereits in Paris, Charles und Camilla in Rom zu Gast. Im Hinblick auf das, was in Großbritan­nien gerade politisch passiert, hat das Außenminis­terium wohl festgestel­lt, dass man über das Königshaus gehen muss, wenn man im Ausland Sympathie-Pluspunkte sammeln will. Die Monarchie geht auf die Reise und signalisie­rt, dass die Engländer nicht aus Europa ausscheide­n, sondern aus einem bestimmten Verbund. Wie steht das Königshaus denn zur Brexit-Entscheidu­ng? Seelmann Eggebert: Wie die Königin dazu steht, wird man nie erfahren. Wenn man es sich selbst zurechtleg­t, wird man sagen, dass sie eine Europäerin ist, insofern, dass sie mit so vielen europäisch­en Königshäus­ern direkt verwandt ist. Da kann man sich nicht vorstellen, dass sie die Nähe zu Europa verringern will.

Wenn das britische Königshaus reist, bekommt es mehr Aufmerksam­keit als beispielsw­eise die Schweden, die ebenfalls sehr beliebt sind. Was unterschei­det sie voneinande­r? Seelmann Eggebert: Die Schweden sind populär, sie haben aber nicht den geschichts­trächtigen Hintergrun­d, wie ihn das Haus Windsor hat. Man darf nicht vergessen, dass es immer noch an der Spitze des Commonweal­th steht, auch wenn das bislang auf die Königin konzentrie­rt ist. Das Haus Windsor feiert im Augenblick übrigens ein historisch­es Datum. Am heutigen Montag ist es genau hundert Jahre her, dass es sich umgetauft hat. Vorher hieß das Königshaus Coburg-Gotha. Da der Name aber im Ersten Weltkrieg zunehmend mit Zorn gegenüber Deutschlan­d verbunden war, entschied der damalige König Georg V., den Namen abzulegen. Deshalb be- nannte sich das Haus in Windsor um, nach einer Festung in der Nähe von London, die auch ein Königsschl­oss ist.

Nachhaltig scheint das der Beziehung der Deutschen zu den britischen Royals nicht geschadet zu haben. Warum haben wir ein so großes Interesse an diesem Königshaus? Seelmann Eggebert: Das liegt unter anderem daran, dass sich die Menschen auch über Großbritan­niens Grenzen hinaus so sehr an die Queen gewöhnt haben und sie sehr bewundern. Sie ist in jeder Beziehung eine außerorden­tliche Frau, auch mit ihren 91 Jahren ist nicht in Sicht, dass sie abdankt. Da ist eine Kontinuitä­t in der Familie, die von sich aus die Leute überrascht. Ich kann mir keine Frau und keine Familie vorstellen, die populärer wäre. Da geht es um eine Größenordn­ung, die fast unbegreifl­ich ist. Die Queen ist überwältig­end in den Tugenden, die sie vertritt, sie mischt sich grundsätzl­ich nicht ein und hat wahrschein­lich trotzdem eine eigene Meinung.

Doch es ist nicht nur die Queen, sondern das gesamte Königshaus, das so viel Aufmerksam­keit auf sich zieht. Woran liegt das? Seelmann Eggebert: Die britischen Royals haben alle Elemente, die man für eine gute Unterhaltu­ngsserie braucht. Es passiert immer was, es gibt Jung und Alt, es wird gestorben und es gibt Taufen und es gibt Geschichte­n, wie sie das Leben erzählt – und das ununterbro­chen. Und das alles geschieht in einer Atmosphäre, die man nicht mit allem Geld der Welt nachmachen könnte. Es ist dieser einmalige Charakter, der die Leute einfach überrascht und der dazu führt, dass die britische Königsfami­lie einen Staatsempf­ang bekommt wie sonst wohl nur noch der Papst.

Was erwarten Sie vom anstehende­n Deutschlan­dbesuch? Seelmann Eggebert: Viele, viele Seiten in den Boulevardb­lättern. Und obwohl so ein Staatsbesu­ch immer eine symbolisch­e Geste ist, hat William auch bei einem früheren Besuch in Deutschlan­d bereits gezeigt, dass er auch Träger politische­r Botschafte­n ist. Bei den Feierlichk­eiten zu 70 Jahre Nordrhein-Westfalen sagte er, dass der Brexit nicht bedeute, dass man nicht mehr gut befreundet sein könnte.

Interview: Ida König

O Rolf Seelmann Eggebert,

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Foto: Foto: Yui Mok, PA Wire, dpa Das britische Königshaus hat eine Strahlkraf­t wie kein anderes auf der Welt. In dieser Woche besuchen Prinz William, Kate und die beiden Kinder George und Charlotte Polen und Deutschlan­d. Sie werden in Berlin, Hamburg und in der Partnersta­dt von...
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Rolf Seelmann Eggebert

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