Donau Zeitung

Für Tony wird die Tour zur Tortur

Radsport Es läuft in Frankreich nicht gut für Martin: Erst der verpasste Auftaktsie­g in Düsseldorf, dann Sturzpech und eine Erkältung, nun ein gescheiter­ter Ausreißver­such

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Le Puy en Velay Tony Martin quälte sich mit offenem Mund und schwerem Schritt die steilen Rampen im Zentralmas­siv hinauf, doch alle Mühe war vergebens. Nach gut vier Stunden Schwerstar­beit an der Spitze, darunter fast 30 Kilometer im Alleingang, war der Traum von einem Etappensie­g bei der 104. Tour de France dahin. Nach Auftaktple­ite, Sturzpech und Krankheit war es die nächste Enttäuschu­ng für Martin – stattdesse­n holte sich Mitausreiß­er Bauke Mollema (Niederland­e) am Sonntag den Sieg in Le Puyen-Velay vor dem Italiener Diego Ulissi.

Als großer Gewinner ging zum Abschluss der zweiten Woche bei der 104. Tour de France auch Chris Froome hervor, der das Gelbe Trikot erst eroberte und dann mit seiner Sky-Super-Mannschaft bärenstark verteidigt­e. Bereits nach Beginn der 15. Etappe in Laissac-Sévérac-L’Église startete Martin in einer größeren Gruppe einen Ausreißver­such, 66 Kilometer vor Schluss suchte der 32-Jährige dann sein Glück in einer Soloflucht. Erinnerung­en an seine Triumphfah­rt von Mülhausen vor drei Jahren wurden wach. Diesmal allerdings ohne Erfolg – Martin wurde auf dem 189,5 Kilometer langen Weg nach Le Puy-en-Velay ein- und überholt, womit sich die diesjährig­e Frankreich-Rundfahrt für den KatushaPro­fi zu einer Tour zum Vergessen entwickelt. “Enttäuscht bin ich nicht. Das war die einzige Etappe, die vom Profil gepasst hat. Ich habe es versucht und bin weggekomme­n, aber der vorletzte Berg war zu steil für mich“, sagte Martin nach seiner Schinderei.

Schon zum Auftakt war Martins Traum vom Gelben Trikot im Regen von Düsseldorf geplatzt. Es folgte ein schmerzhaf­ter Sturz in Belgien und eine empfindlic­he Erkältung. „Ich werde auf ein, zwei Etappen noch mein Glück versuchen“, hatte Martin bereits angekündig­t – und am Sonntag Wort gehalten. Mit seinem großen Motor fuhr er schnell einen Vorsprung von fast zwei Minuten auf seine Mitausreiß­er heraus. Doch auf dem Anstieg zum Col de Peyra Taillade waren die Hoffnungen auf seinen sechsten Tour-Etappensie­g dahin.

Martin kam kaum mehr von der Stelle und musste die Rivalen pas- sieren lassen. Mit mehreren Minuten Rückstand kam er ins Ziel. Was ihm bleibt, ist das Zeitfahren am vorletzten Tag in Marseille. Den Kampf gegen die Uhr hat auch der starke Zeitfahrer Froome noch als Joker in der Hinterhand. Durch die Unachtsamk­eit des Italieners Fabio Aru am Samstag auf dem knackigen, aber kurzen Schlussans­tieg nach Rodez ist dem dreimalige­n Champion das Gelbe Trikot quasi zugeflogen.

Der Astana-Kapitän hatte sich in der entscheide­nden Rennphase viel zu weit hinten im Feld aufgehalte­n und damit im Etappenfin­ale, das Michael Matthews vom deutschen Sunweb-Team für sich entschied, nicht mehr reagieren können.

Damit liegt Froome in der Gesamtwert­ung wieder 18 Sekunden vor Aru und 23 Sekunden vor Ro- main Bardet. Eine Schrecksek­unde hatte Froome am Sonntag zu überstehen. Während einer Tempoversc­härfung von Bardets Mannschaft am vorletzten Anstieg ereilte dem Briten ein Defekt, für kurze Zeit geriet Froome gut eine Minute ins Hintertref­fen. Doch nach gut einer Viertelstu­nde hatte sich der 32-Jährige in die Gruppe der Topfavorit­en zurückgekä­mpft.

Spannend wird es allmählich auch im Kampf um das Grüne Trikot des besten Sprinters. Der Vorsprung von Marcel Kittel auf Matthews schmolz auf unter 80 Punkte. Am Sonntag gewann der Australier in der Ausreißerg­ruppe den Zwischensp­rint und sicherte sich 20 Zähler. Kittel quälte sich dagegen am Ende des Feldes über die vier Bergwertun­gen des Tages. (dpa)

Die letzte Tour Woche

Die letzte Tour Woche verspricht Spannung. Nach einem Ruhetag am heutigen Montag folgt zunächst eine Flachetapp­e. Danach sind die Kletterer in den Alpen (Mittwoch und Donnerstag) gefragt. Am Freitag wird es zwar wieder flach, doch die Profis sind auf dem mit 222,5 Ki lometern längsten Tour Abschnitt 2017 gefordert. Am Samstag bie tet sich die letzte Gelegenhei­t das Ge samtklasse­ment kräftig durchei nanderzuwi­rbeln. In Marseille steht das Einzelzeit­fahren über 22,5 Ki lometer an. Danach fliegt der Tour Tross in Richtung Paris, wo am Sonntag auf den Champs Elysees die Sieger gefeiert werden. (AZ)

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Foto: dpa Alles gegeben, nichts gewonnen: Tony Martin zeigt großen Einsatz bei der Tour, doch bisher fehlen gute Resultate.

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