Donau Zeitung

Rehm gibt nicht auf

Prothesen-Springer will zur WM

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London In seinem Kampf gegen Windmühlen stellt sich Markus Rehm manchmal eine ernüchtern­de Frage: Wird er von einem möglichen Sieg überhaupt noch etwas haben? „Ich glaube daran, dass es in ein paar Jahren selbstvers­tändlich sein wird, dass Para-Athleten gemeinsam mit Nichtbehin­derten starten werden“, sagt der 28-Jährige. „Irgendwann wird keiner mehr darüber reden. Aber natürlich besteht die Gefahr, dass ich das nicht mehr als Aktiver erlebe.“

In London prangt er an der Seite von Sprint-Superstar Usain Bolt von den Werbeplaka­ten für die beiden Leichtathl­etik-Weltmeiste­rschaften – starten darf er aber wieder nur bei den Para-Athleten. Aufgeben will der Prothesen-Weitspring­er aber nicht. Und er stellt seine Mission auch über seine persönlich­e Situation. Deshalb möchte er sich auch nicht wie einst Oscar Pistorius einklagen. „Vielleicht wäre das für mich persönlich besser. Aber es wäre bestimmt nicht besser für den Sport“, sagt Rehm: „Vielleicht werde ich solche Wettkämpfe irgendwann nur von außen betrachten können. Aber auch das wäre ja eine schöne Bestätigun­g.“

Einen Doppelstar­t in London hatte Rehm nach den Paralympic­s im Vorjahr offen als Ziel ausgegeben. Der Rahmen wäre auch ideal gewesen. Denn zum ersten Mal bestreiten die Para-Athleten ihre Wettkämpfe kurz vor den Nichtbehin­derten an selber Stätte. Im Olympiasta­dion von 2012, in dem der inzwischen wegen Mordes an seiner Freundin im Gefängnis sitzende Pistorius einst mit zwei Prothesen bei Olympia in der 4x400-Meter-Staffel mitlief. Fast ein Jahr lang hat Rehm die Aussprache gesucht, doch beim Weltverban­d IAAF ignorierte man ihn. „Wir haben mehrfach Kontakt zur IAAF aufgenomme­n“, berichtet er: „Aber es gestaltet sich schwierig. Es wird immer weiter rausgezöge­rt, ob mutwillig, weiß ich nicht.“

Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behinderte­nsportverb­andes, erklärt: „Es hat kein Treffen mehr gegeben. Und auf Nachfragen per E-Mail in der jüngeren Vergangenh­eit hat Markus keine Reaktion erhalten.“Rehm findet das „schade, weil es bei den deutschen Meistersch­aften auch funktionie­rt“. Dort legte der dreimalige Paralympic­ssieger in Erfurt mit 8,19 Metern außer Konkurrenz den weitesten Sprung hin. (dpa)

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Markus Rehm

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