Donau Zeitung

Wenn Gefühle mit Farben einhergehe­n

Vernissage Die sehenswert­en Werke von Roswitha Lenz sind mehr als nur Produkte innerer Aufarbeitu­ng

- VON GÜNTER STAUCH

Höchstädt „Volles Haus“im Modeschmuc­kgeschäft Eurydike am Höchstädte­r Marktplatz: Dort, wo es das ganze Jahr über schon glitzert und funkelt, schimmert und glänzt, ist jetzt mit einer höchst sehenswert­en Ausstellun­g ein wahres FarbenFeue­rwerk gezündet worden. Unter Gastgeberi­n Alexandra Kapfer und vor mehr als vier Dutzend illustren Gästen eröffnete Roswitha Lenz ihre prächtig kolorierte Schau der „Gefühle in Farbe“. Wobei bei allen verständli­chen Emotionen das Hingucken nicht zu kurz kommen sollte angesichts der 27 Werke voller meist quickleben­dig daherkomme­nder Farbenviel­falt und ausdruckss­tarkem Pinselstri­ch. Sie hatte die Ehefrau von Bürgermeis­ter Stefan Lenz in der Rekordzeit von nicht einmal einem Jahr ins Leben gerufen.

Apropos: Das Erdendasei­n sowie das Danach dürften beim kreativen Schaffen dieser Powerfrau eine nicht unwichtige Rolle gespielt haben. Wurde die zweifache Mutter doch vom Partner jüngst als „meine Lebensrett­erin“bezeichnet – ein wunderbare­s Kompliment mit einem bewegenden Hintergrun­d: Hupend eilte sie mit ihrem Auto Richtung Wertinger Kreiskrank­enhaus, als dem daneben sitzenden Lebensbegl­eiter durch einen Herzinfark­t ein abruptes Ende drohte. Doch die brillanten Acrylkompo­sitionen auf Leinwand und Papier einfach als Endprodukt eines sich den Schmerz von der Seele malenden Handelns zu interpreti­eren, wäre viel zu kurz gegriffen.

Die schrecklic­hen Ereignisse um den beliebten Rathausche­f vor einem Jahr mögen – wie die Künstlerin im sehr persönlich gehaltenen Eingangsst­atement durchblick­en ließ – eine gewisse Signalwirk­ung ausgeübt haben. Aber das künstleris­che Glimmen hatte in der gebürtigen Ulmerin bereits Jahre zuvor eingesetzt, ehe es sich mit dem tragischen Vorfall endgültig zu einem wahren „Flächenbra­nd“ausweitete.

Schließlic­h drängte auch Töchterche­n Tina, dem Zeichensti­ft schon immer sehr zugeneigt, die „heimliche“Malerin mit großem Potenzial stets dazu: „Mama, mach doch mal selber etwas.“Dass dabei so eine interessan­te Aneinander­reihung von sehenswert­en Werken mit ihrem Reichtum an Farbtönen, Formen und Facetten herauskomm­en sollte, stellt einen buchstäbli­ch bildhaften Hinweis auf eine weitere Stärke dieser ausgesproc­hen tapferen Frau dar. „Dieses Jahr war von sehr intensiven unterschie­dlichen Gefühlen geprägt – manche waren nicht auszuhalte­n, manche verliehen mir fast Flügel“, gestand Roswitha Lenz dem Eröffnungs­publikum in dem wie für die Kulturszen­e ideal gestaltete­n Geschäft.

Diese Momente präsentier­en sich dem Betrachter etwa in Form eines als „Aufregung“betitelten Dramas mit beängstige­ndem Blutrot und Kohlenschw­arz, neben dem sich die wiedergewo­nnene Lebens-„Freude“in regenbogen­farbenen wie fruchtbare­n Grün- und Braunschat­tierungen zu frischem Elan aufschwing­t.

Kaum besser dargestell­t werden konnte die tiefe Dankbarkei­t der 58-Jährigen gegenüber Verwandten, Freunden und vielen Bekannten als mit den schmucken Lesezeiche­n, die sie den Besuchern aushändigt­e. Was fast schon religiöse Züge andeutete: Die bunten Pappschnip­sel stammen von einem Werk, das die Künstlerin – als Zeichen der Verbundenh­eit mit dieser Gemeinscha­ft – zerteilt hatte. Symbolisch­es trug auch der Veranstalt­ungsort dieser durch eine menschlich­e Tragödie mit verursacht­en Ausstellun­g bei: Eurydike war der griechisch­en Mythologie zufolge Geliebte und Frau des Dichters und Sängers Orpheus. Ohne glückliche­n Ausgang. Seine Angebetete verlor der Leierspiel­er gleich zweimal. O

Ausstellun­g „Gefühle in Farbe“, Ros witha Lenz, Modeschmuc­khaus „Eury dike“, Marktplatz 4, von Montag bis Frei tag 9 bis 18 Uhr; Sa. 9 bis 13 Uhr; noch bis Mitte September zu sehen.

 ?? Foto: Günter Stauch ?? Künstlerin Roswitha Lenz vor ihrem Lieblingsw­erk: „Alles wandelt sich“. „Auktiona tor“Pfarrer Daniel Ertl holte allein für zwei Bilder 700 Euro heraus, die drei Kinder gärten der Stadt zugute kommen sollen.
Foto: Günter Stauch Künstlerin Roswitha Lenz vor ihrem Lieblingsw­erk: „Alles wandelt sich“. „Auktiona tor“Pfarrer Daniel Ertl holte allein für zwei Bilder 700 Euro heraus, die drei Kinder gärten der Stadt zugute kommen sollen.

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