Jazz pur auf dem Percussion Planeten
Konzert Majazztic spielte im Lauinger Rathaussaal. Was Kurfürst Carl Theodor dazu sagen würde
Lauingen Es war ein Experiment. Doch Jazz lebt vom Experimentieren und Improvisieren. Das beweisen Majazztic um Mastermind Christian Kempter immer wieder. Dabei ist der Titel, um den es geht, fast 60 Jahre alt. „Afro Blue“ist längst ein Klassiker des modalen Jazz. Das Mongo-Santamaria-Stück wurde vor allem durch das Arrangement von John Coltrane bekannt.
Der Augenblick kam, als sich Tom Höpfner und Ellen Mayer tief in die Augen blickten, als Schlagzeug und Percussion ein Duell, besser ein Duett begannen: Aktion und Reaktion, Frage und Antwort, Lockruf und Echo. Das war Jazz pur, zum Leben erweckt von einem einfühlsamen Majazztic-Drummer, der sonst eher im Hintergrund agiert, und der Percussionistin aus Augsburg, die schon mit Musikgrößen wie Robin Gibb (Bee Gees), Pete York (Spencer Davis Group) oder Klaus Meine (Scorpions) auf Tour ging. Selbst die Musiker-Kollegen hielten den Atem an. Und so staunten nicht nur die Zuhörer im Festsaal, sondern auch die Bandmitglieder Sonja Lorenz (Querflöte), Gerhard Rehm (Gitarre), Wolfgang Düthorn (E-Bass), Christian Kempter (Vibrafon) über ein fast außerirdisches Zwiegespräch auf einem Percussion-Planeten.
Für eine weitere Premiere sorgte auch der zweite Majazztic-Gast. Der Dillinger Christian Döß, extra aus Malta angereist, lockte Majazztic mit dem Klassiker „Morning Dance“von Spyro Gyra zu einem Ausflug in die Fusion-Welt, in der sich Jazz, Funk und Rock guten Tag sagen. Dem begnadeten Saxofonisten gelang es, gemeinsam mit der Gruppe die Kraft des Rock, den Rhythmus des Funk und die Komplexität des Jazz in einem bunten Klangkaleidoskop zu vereinen.
Die musikalischen Experimentalstücke wurden umrahmt von professionell dargebotenen Jazz- und Samba-Klassikern wie „Stompin at the Savoy“oder „Days of Wine an Roses“und Kempter-Eigenkompositionen.
Ach ja, was das alles mit Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz zu tun hat, dessen Porträt Blickfang im Rathaussaal ist? Der kunstsinnige Kurfürst hätte (vermutlich) in den Applaus der Zuhörer eingestimmt, insbesondere für Ellen Mayer. Denn der Erbauer des Rathauses hatte einst auch das Mannheimer Nationaltheater errichten lassen.
Und sein Baumeister Lorenzo Quaglio schuf nicht nur das Rathaus, sondern auch eben jenen Kunsttempel, an dem Ellen Mayer zwölf Jahre als Repetitorin für das Modern Training des KevinO’Day-Balletts arbeitete.