Donau Zeitung

Echte Perspektiv­en schaffen

Kommentar

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

Wenn über die Flüchtling­skrise diskutiert wird, geht es meist ausschließ­lich um die Menschen, die nach Deutschlan­d und Europa kommen. Vergessen wird dabei oft die Tatsache, dass die allermeist­en Geflüchtet­en weltweit entweder in anderen Regionen des eigenen Landes oder in Ländern in der Nähe ihrer Heimat aufgenomme­n werden – in der Regel also in Weltgegend­en, die ebenfalls von Armut, Perspektiv­losigkeit und Krisen geprägt sind. 84 Prozent der fast 66 Millionen Flüchtling­e weltweit haben Zuflucht in Entwicklun­gsländern gesucht. Viele Syrer etwa leben in Nachbarlän­dern wie dem Libanon, wo auf sechs Millionen Einwohner eine Million Flüchtling­e kommen. Deutschlan­d und Europa dürfen die Entwicklun­gsländer mit dieser Herausford­erung nicht allein lassen. Nicht nur, weil die Flüchtling­sströme in Richtung der Industriel­änder des Nordens sonst immer weiter anschwelle­n werden. Sondern auch, weil neue Konflikte und humanitäre Katastroph­en nie gekannten Ausmaßes drohen.

Die Bundesregi­erung mit ihrem Entwicklun­gsminister Gerd Müller hat in den vergangene­n Jahren die Weichen in der Zusammenar­beit neu gestellt und die Mittel massiv aufgestock­t. Zuerst geht es darum, schnell funktionie­rende Strukturen zu schaffen und die größte Not zu lindern. Mittel- und langfristi­g aber müssen durch Bildungsun­d Ausbildung­sangebote echte Perspektiv­en geschaffen werden – das ist der richtige Weg.

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