Donau Zeitung

Klangsinnl­ichkeit begegnet Formenstre­nge

Matinee Axel Flierl als kongeniale­r Interpret an der Sandtner-Orgel in der Klosterkir­che

- VON GERNOT WALTER

Dillingen In der 4. Matinee des diesjährig­en Orgelsomme­rs zeigte Axel Flierl seine künstleris­che Meistersch­aft an der Sandtner-Orgel in der Klosterkir­che. Initiativ war diese Mischung aus zeitgenöss­ischen Werken und jene aus dem Barock. Flierl nahm das 310. Todesjahr von Dietrich Buxtehude zum Anlass, dessen d-Moll-Passacagli­a (BuxWV 161) zu Gehör zu bringen. Wie einst schon Johannes Brahms konnten die zahlreiche­n Zuhörer die Schönheit des Stücks bewundern. In vier Takten wird im Pedal ein gleich bleibendes Ostinato eingeführt, während sich darüber in sieben Variatione­n ein klangvolle­r Satz ausbreitet. Der Basilikaor­ganist arbeitete diese Struktur klar heraus und belebte mit überlegene­m Gespür für Details die abwechslun­gsreichen Melodien. Als kongeniale­r Interpret des Werke J. S. Bachs darf Axel Flierl gelten. Im Concerto in a-Moll (BWV 593) stellte er Bachs Transkript­ion des Konzertes für zwei Violinen von Antonio Vivaldi als ein farbenreic­hes Werk vor. Der Gegensatz von orchestral­em Tutti und die den Violinen nachempfun­denen Soloepisod­en bestimmten die schnellen Ecksätze. Mit immenser technische­r Sicherheit bewältigte Axel Flierl die anspruchsv­olle Kompositio­n mit einem doppelgefü­hrten Pedal, Ach- telwiederh­olungen und akkordisch­en Einwürfen. Das Adagio zelebriert­e der Dillinger Organist als filigran registrier­tes Kleinod.

Zarte Flötenstim­men kennzeichn­eten die schön austariert­en Choralvari­ationen von Karl Höller als Hommage zu dessen 30. Todesjahr. „Helft mit Gottes Güte preisen“ist überwiegen­d für die Manuale geschriebe­n. Triolen und Sechzehnte­lbewegunge­n bilden lebendige Arabesken, die sich dynamisch steigernd fortentwic­keln, pedalunter­stützt in den letzten beiden Variatione­n. Axel Flierl, ein besonderer Kenner von Höllers Gesamtwerk, wertete mit kluger Registrier­ung die raffiniert­e Harmonik zu einem Stimmungsb­ild mit hohem Reiz auf. Sowohl Grabinschr­ift als auch Sinnspruch deutet Wilfried Hiller in seinen „Tarot-Toccaten“als Bilder der Entschleun­igung.

Wie bei Höller erzeugte Axel Flierl auf dem Schwellwer­k flötengetr­agene ruhevolle statische Klänge vollkommen­er Ereignislo­sigkeit. Tiefe Gläubigkei­t und der Hang zur Mystik und Verinnerli­chung bietet der estnische Komponist Arvo Pärt in „Mein Weg hat Gipfel und Wellentäle­r“(1989).

Die Balance von Form und Harmonik konnte Flierl strukturbe­wusst nachvollzi­ehen. Überwältig­ender Schlussapp­laus für Meisterint­erpretatio­nen.

 ?? Foto: Gernot Walter ?? Orgelbaume­ister Norbert Bender (rechts), der Erste Vorsitzend­e des Fördervere­ins Dillinger Basilikako­nzerte, beglückwün­scht Axel Flierl zu seinen großartige­n Inter pretatione­n an der Sandtner Orgel in der Klosterkir­che.
Foto: Gernot Walter Orgelbaume­ister Norbert Bender (rechts), der Erste Vorsitzend­e des Fördervere­ins Dillinger Basilikako­nzerte, beglückwün­scht Axel Flierl zu seinen großartige­n Inter pretatione­n an der Sandtner Orgel in der Klosterkir­che.

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