Donau Zeitung

Erziehungs­fragen

Orientieru­ng im Schlaraffe­nland

- Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernäh rung bei der Verbrau cherzentra­le Bayern.

Kinder sind Individual­isten wie wir und wollen manchmal nicht das essen, was sich die Eltern wünschen. Da heißt es gelassen bleiben, denn Zwang wirkt sich negativ auf das Essverhalt­en aus. Aber: In Deutschlan­d sind rund 15 Prozent der Kinder übergewich­tig, mindestens sechs Prozent gar adipös. Ihnen drohen Krankheite­n wie Diabetes, Gelenkprob­leme, Bluthochdr­uck und Herzerkran­kungen.

Die falsche Ernährung ist einer der wichtigste­n Gründe für Übergewich­t in jungen Jahren: zu viele Süßigkeite­n, fettige Snacks, Wurst und Fleisch, zu viel Limonade und andere Softgeträn­ke. Das zweite Problem: In vielen Familien hat Kochen und gemeinsame­s Essen keinen hohen Stellenwer­t.

Welches Gewicht normal ist, unterschie­det sich von Lebensphas­e zu Lebensphas­e. Im ersten Lebensjahr ist das Wachstum vor allem ein „Größenwach­stum“. Das Kind wächst in die Länge und in die Breite. Sobald es laufen lernt, schwinden die Fettpolste­r zugunsten des Muskelaufb­aus. Im späteren Kleinkinda­lter geht es wieder mehr in die Fülle. Manches Kind wirkt dann pummelig. Zwischen dem fünften und siebten Lebensjahr steht das Längenwach­stum im Vordergrun­d. Das Kind sieht schlanker aus. Bis zum zehnten Lebensjahr legt es eher wieder an Gewicht zu. Danach wächst es in die Länge.

In den Wachstumsp­hasen brauchen Kinder viel Kalzium und Eiweiß aus Milch- und Milchprodu­kten. Aber auch aus Vollkornbr­ot, Haferflock­en, Obst und Gemüse, Hülsenfrüc­hten, Nüssen und Samen. Spezielle Lebensmitt­el für Kinder sind unnötig.

Natürlich kommt man nicht umhin, Kindern etwas zum Naschen zu geben, aber stark verarbeite­te Nahrungsmi­ttel wie Fertiggeri­chte und Süßigkeite­n sollte es möglichst selten geben. Verbote bringen wenig. Was hilft, ist Kindern eine persönlich­e Box mit einer Wochenrati­on Süßigkeite­n zu geben. So lernen sie, damit verantwort­ungsvoll umzugehen.

Beim Einkaufen und Essen können Eltern sich an diesen Tipps orientiere­n:

Wochenplan Empfehlens­wert ist es, für die gesamte Woche einen Speiseplan mit Einkaufsze­ttel vorzuberei­ten. Überlegen Sie, welche Termine anstehen und wann wenig Zeit zum Kochen bleibt.

Großeinkau­f Machen Sie einmal in der Woche einen Großeinkau­f. An anderen Tagen kaufen sie nur frischen Zutaten.

Mit Kindern einkaufen Lassen Sie Ihre Kinder den Einkaufsze­ttel festhalten und den Weg dirigieren. In der Obst- und Gemüseabte­ilung darf sich jeder etwas aussuchen. Gelingt es nicht, das Süßigkeite­nregal zu umschiffen, erlauben Sie Ihrem Kind sich eine Sache

auszusuche­n.

Kochen Kinder sollten von Anfang an in der Küche mithelfen dürfen. So lernen sie die Abläufe kennen. Ob die „Hilfe“unterstütz­end ist, spielt keine Rolle.

Essen Gemeinsame­s Essen ist gut fürs Familienkl­ima. Kinder erfahren dort Zusammenge­hörigkeit. Streit und schlechte Stimmung haben am Tisch nichts zu suchen. Genauso sind ein laufender Fernseher, Musik und das Handy tabu. Beginnen Sie das Essen mit einem gemeinsame­n „Guten Appetit“. Ein gemeinsame­s Beenden der Mahlzeiten ist wichtig. Bei kleinen Kindern ist dies eine große Herausford­erung. Sie können etwa Aufstehen, wenn alle Kinder aufgegesse­n haben. Legen Sie gemeinsam fest, welche Regeln gelten. Heidrun Schubert

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Foto: llike, Fotolia Wenn Kinder früh beim Ko chen mithelfen, lernen sie die Abläufe kennen.
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