Donau Zeitung

Die getrübte Erinnerung an die Tochter

Trauer Dem Wertinger Andreas Pfalzgraf wird das Gedenken schwer gemacht. Auf Facebook macht er seiner Wut Luft

- VON BENJAMIN REIF

Gundelfing­en Andreas Pfalzgraf wirkt gefasst, als er mit unserer Zeitung spricht. Doch man merkt, wie sehr ihm „die Sache“zu schaffen macht. Wie traurig sie ihn macht. Traurig und wütend.

Die Sache. Eine Umschreibu­ng, die in ihrer Nüchternhe­it den beispiello­sen Schmerz beinhaltet, den ein Vater beim Verlust des eigenen Kindes verspürt. Im Dezember 2015 kam es zu einem Unfall auf der B16 zwischen Gundelfing­en und Günzburg – bei der Ausfahrt Erdbeersee. Der Wagen eines Mannes stieß mit dem von Pfalzgrafs Frau zusammen, in dem auch seine elfjährige Tochter saß. Das Mädchen starb. Der Unfall ist nun die eine Sache. Im Zuge seiner Trauer stellte Pfalzgraf gemeinsam mit einem befreundet­en Bestattung­sunternehm­er einen Gedenkstei­n an den Straßenran­d, mit Bild, Kerzen und einem Blumentopf. Doch dieser kleine Andenkensc­hrein wird seit März dieses Jahres regelmäßig zerstört. So erzählt es der Wertinger. Als er am 4. März zu der Gedenkstät­te kam, waren die Blumen aus dem Topf geklaut, und auch der Stern, an dem das Bild seiner Tochter angebracht war, wies Beschädigu­ngen auf.

Pfalzgraf wandte sich an die Polizei. Da der Unfall über der Landkreisg­renze stattfand, ist die Polizeiins­pektion Günzburg zuständig. Bei der Beweisaufn­ahme bot sich allerdings aus Sicht der Beamten kein klares Bild. „Die Beschädigu­ngen müssen nach unserer Einschätzu­ng nicht absichtlic­h geschehen sein“, gibt Werner Rohrer von der Günzburger Polizei Auskunft. Ebenso möglich ist laut seiner Einschätzu­ng eine Beschädigu­ng durch aufgewirbe­lten Dreck, der von der Straße geschleude­rt wurde. Oder durch Tiere. Allerdings wurde das Gebiet in den folgenden Wochen verstärkt von Streifenwa­gen der Inspektion angefahren – ohne Ergebnis, sagt Rohrer.

Auch Pfalzgraf räumte anfangs die Möglichkei­t ein, dass es sich „nur“um betrunkene Randaliere­r oder dergleiche­n gehandelt habe. Doch dann passierte es einige Wochen später wieder. Auch das Bild seiner Tochter wurde gestohlen. Bilder hat Pfalzgraf von der beschädigt­en Gedenkstät­te keine gemacht. Das bedauert er heute.

Die Günzburger Polizisten befragten auch den Mann, der den Unfall verursacht hatte. Dieses Gespräch habe nichts ergeben, heißt es von der Polizei.

Pfalzgraf hat seiner Wut im Internet Luft gemacht. Auf Facebook lud er das nebenan zu sehende Bild hoch und rief dazu auf, seinen Beitrag weiter zu verbreiten. So hofft er, dass der etwaige Täter gefunden wird. Über 1000 Menschen haben seinen Beitrag schon geteilt. Eine Nutzerin schreibt: „Einfach nur krank“, die allermeist­en Kommentare sagen sinngemäß dasselbe aus.

Pfalzgraf will nun gemeinsam mit seinem befreundet­en Bestatter einen neuen, massiveren Gedenkstei­n für seine Tochter an der Straße aufstellen.

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Foto: Pfalzgraf So sah die kleine Gedenkstät­te für Andreas Pfalzgrafs Tochter aus. Als diese beschädigt wurde, hat Pfalzgraf keine Bilder gemacht, was er heute bereut.

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