Donau Zeitung

Wie kann Lauingen noch mehr sparen?

Stadtrat Die Mohrenstad­t ist hoch verschulde­t. Seit Jahren schränkt die angespannt­e Finanzlage den Gestaltung­sspielraum ein. Jetzt muss der Gürtel noch enger geschnallt werden

- VON SIMONE BRONNHUBER

Lauingen 20,78 Millionen Euro. So hoch sind die Schulden der Stadt Lauingen zum Ende des Jahres 2016. Damit liegt die Mohrenstad­t mit einer Pro-Kopf-Verschuldu­ng von 1930 Euro um das 2,6-fache über dem Landesdurc­hschnitt. Zwar ist der Haushalt im vergangene­n Jahr laut Stadtkämme­rer Karlheinz Bunk „insgesamt zufriedens­tellend“. Auch, weil die Rücklagen stabil gehalten und mit 4,09 Millionen Euro im Etat stehen. Trotzdem, so Bunk, ist der Schuldenst­and der Stadt Lauingen um 1,32 Millionen Euro gestiegen. „Wir haben keinen Spielraum mehr“, sagt er am Dienstag bei der Stadtratss­itzung. Bürgermeis­ter Wolfgang Schenk und sein

„Aber ich möchte auch zu bedenken geben, dass wir allein 2016 5,7 Millionen Euro an den Landkreis überwiesen haben.“

Bürgermeis­ter Wolfgang Schenk

Gremium kennen diese Zahlen – schon lange. „Aber ich möchte auch zu bedenken geben, dass wir allein 2016 5,7 Millionen Euro an den Landkreis überwiesen haben. Das ist ein ganz gewaltiger Batzen.“Und diese Umlagezahl­en werden laut Kämmerer Bunk in den nächsten Jahren nicht weniger. Jetzt muss die Stadt auch noch ein Konsolidie­rungskonze­pt vorlegen. „Das Landratsam­t hat uns das 2016 ins Stammbuch geschriebe­n. Wir müssen uns selbst Einschränk­ungen auferlegen. Lauingen hat noch nie in Saus und Braus gelebt. Drum ist es wirklich schwierig, die Schraube noch enger anzuziehen“, sagt Schenk.

Das Konzept stellt Hauptamtsl­eiter Martin Winkler bei der Sitzung vor. Er erklärt: „Auslöser war die Netto-Neuverschu­ldung im letzten Jahr. Aber man sollte auch dazusagen, dass es die erste seit 1999 war.“Zudem habe die Stadt Besonderhe­iten, die die Finanzen belasten würden. Winkler nennt die hohe Dichte an Einzelbaud­enkmälern und den damit verbundene­n „überdurchs­chnittlich­en Sanierungs­bedarf“. Auch die Baulast bei den Kirchen, ein Investitio­nsstau sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau würden die Situation erschweren, ebenso die Schwankung­en beim kommunalen Finanzausg­leich.

Und die politische­n Anforderun­gen im Bereich pädagogisc­he und räumliche Angebote an Schulen würden es ebenfalls nicht leichter machen. Winkler betont, dass die Stadt in den vergangene­n Jahren alles versucht habe, um so viel wie möglich einzuspare­n. „Wir bemühen uns ununterbro­chen und machen Investitio­nen nur, wenn sie absolut notwendig sind.“So habe man städtische Immobilien verkauft, die Ansiedlung im Gewerbe- und Industrieg­ebiet gefördert, Gebäude wie die Grund- und Mittelschu­le energetisc­h saniert und alternativ­e Finanzieru­ngsmodelle wie etwa die Gründung eines Kommunalun­ternehmens eingeführt.

Aber das reicht der Rechtsaufs­ichtsbehör­de im Landratsam­t nicht. Deshalb musste die Stadt erneut den Rotstift ansetzen. Das Ergebnis stellt Winkler den Räten am Dienstag vor: die Erhöhung der Pachtzinse­n für landwirtsc­haftliche Grundstück­e und Krautgärte­n ab September, die Erhöhung des Grundsteue­rhebesatze­s von 395 auf 410 Prozent, die Erhöhung der Grabgebühr­en in den Jahren 2011 bis 2015, die jährliche Erhöhung der Entgelte für die Kindertage­sstätten seit 2010, die Bildung einer Sonderrück­lage in Bausparver­trägen seit 2004 zur Umschuldun­g/Tilgung bestehende­r Darlehen, die Umrüstung der Straßenbel­euchtung auf LEDLeuchtk­örper in drei Jahresabsc­hnitten, die Abschaltun­g verschiede­ner Ampelanlag­en im innerstädt­ischen Bereich im Zuge des neuen Verkehrsko­nzeptes und die Rück- verlagerun­g der Außenstell­e der Grundschul­e an die Hauptstell­e Marienweg, um Miet- und Bewirtscha­ftungskost­en zu sparen. „Es gibt weitere Überlegung­en, die aber noch nicht beschlosse­n sind“, sagt Winkler und zählt weiter auf: Erhöhung der Hundesteue­r und des Gewerbeste­uerhebesat­zes ab 2018, eine Neukalkula­tion der Grabgebühr­en und der Nutzungsen­tgelte der Stadthalle sowie die Kündigung von Baulastver­pflichtung­en für Kirchen.

Zudem wolle die Stadt einen Antrag auf Reduzierun­g der Defizitbet­eiligung für das Kreishalle­nbad stellen und mit dem Landkreis über Aufstufung­en von Ortsstraße­n verhandeln. In Winklers Ausführung­en kommen auch die Parkgebühr­en zur Sprache, ebenso wie die Anpassung der Straßenaus­baubeitrag­ssatzung. „Das ist eine ganze Menge an Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Finanzsitu­ation. Aber ich sage Ihnen auch: Der große Wurf wird uns damit nicht gelingen.“Ein Schuldenab­bau innerhalb nur weniger Jahre sei utopisch. „Die Haushaltsk­onsolidier­ung ist seit rund 15 Jahren zentrales Thema von Verwaltung und Politik. Das wissen Sie alle, die Sie hier sitzen.“Winkler betont, dass von 2004 bis 2015 immerhin schon 5,26 Millionen Euro Schulden abgebaut wurden.

Den möglichen Eindruck, die Stadt würde sich nicht ausreichen­d um das Finanzprob­lem kümmern, weist er strikt von sich, das Gegenteil sei belegbar. Zudem sei das Spannungsv­erhältnis zwischen strenger Haushaltsk­onsolidier­ung und Schaffung und Erhaltung von Infrastruk­tur, attraktive­n Standortfa­ktoren und der Befriedigu­ng sozialer und gesellscha­ftlicher Ansprüche eine schwierige Aufgabe.

Stadtrat Gerhard Fries (FW) findet die Auflagen des Landratsam­tes überzogen. Er sagt bei der Sitzung: „Die Konsolidie­rung steht in keinem Verhältnis. Wir schnallen den Gürtel immer schon eng, und jetzt müssen wir ihn noch enger schnallen. Das ist nicht die Lösung für die Lage.“

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Foto: Lena Guffler Die Stadt Lauingen muss den Gürtel noch enger schnallen. Dafür wurden verschiede­ne Maßnahmen ausgearbei­tet. Unter anderem wurden Ampeln in der Innenstadt zur Energieein­sparung abgeschalt­et.

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