Hagel richtet hohe Schäden an
Unwetter Ausgerechnet rund um Gundelfingen war der Schauer besonders heftig. Mit schweren Folgen für die Gärtner
Gundelfingen Anton Wohlhüter zeigt auf den Stamm des Apfelbäumchens. Wenn man ganz genau hinsieht, kann man an der Rinde kleine Abschürfungen erkennen. Nichts Schlimmes, würde der Laie vielleicht sagen. Doch der Experte weiß es besser. „Diese Stelle wird nicht verheilen, sondern brechen. Das kann man nicht mehr vermarkten.“
Schuld ist der Hagelschauer, der am Sonntagnachmittag in Teilen des Landkreises vom Himmel gekommen ist. Eben auch in der Gärtnerstadt Gundelfingen. Bis zu zwei Zentimeter groß, sagt Anton Wohlhüter vom Gartenland Wohlhüter, seien die Körner gewesen. Und das hat an den Pflanzen im Außenbereich Spuren hinterlassen. Auch an den kleinen Äpfelchen, die an dem Baum hängen. Wer sie sich genau ansieht, der kann braune runde Stellen erkennen. Dort haben die Hagelkörner das Obst getroffen. „Die- Stellen werden alle faulig“, sagt Wohlhüter. Nicht nur im Außenbereich des Gartenlands, sondern vor allem auch auf der Aufzuchtfläche für die Bäumchen, Richtung Medlingen, ist der Schaden hoch. Dort war der Hagelschauer noch heftiger. Insgesamt, schätzt Wohlhüter, liege der Schaden durch den Hagel wohl bei mindestens 100000 Euro. „Damit müssen wir leben und wir sind ja versichert.“
Weil man zu dieser Jahreszeit aber immer mit Hagel rechnen müsse, haben die Gundelfinger auch viele Pflanzen im sicheren Folienhaus untergebracht. Das kommt ihnen nun zugute. Die Rosen, die im Gelände blühen und Schaden genommen haben, wird Wohlhüter nun zurückschneiden. „Dann blühen sie bis zur GET Mitte September wieder.“Ein Tipp, der auch für Privatgärten gelte. „Man muss sie nur jetzt sofort zurückschneiden und gleich noch düngen.“
Schwer getroffen hat es auch die Gemüsegärtner in Gundelfingen, wie BBV-Ortsobmann Georg Bucher sagt. „Den Eissalat hat es bei mir zu 100 Prozent rasiert. Auch bei meinen zwei anderen Kollegen, die noch Eissalat kultivieren. Das heißt, wir haben jetzt zwei bis drei Wochen keinen“, erzählt er. Auch die Kopfsalatkulturen seien schwer getroffen. „Und der Spitzkohl, der eigentlich schneidfähig ist, ist auch demoliert.“Beim Getreide sei um Gundelfingen die Rede davon, dass 50 Prozent der Ernte verloren sind, weil der Hagel die Körner aus den Ähren geschlagen hat. „Ich habe mit einem gesprochen, der war gerade mit dem Mähdrescher ohne Dach unterwegs. Der ist in den Mais gesprungen, um sich zu schützen, und war danach trotzdem richtig blau.“
Anfang August, sagt Georg Bucher, sei grundsätzlich immer eine ganz schlechte Zeit für Hagel. „Da ist alles gepflanzt und gesät, und wir haben nur noch drei Sätze Eissalat für dieses Jahr neu zu setzen.“Hagel, den gebe es in der Gärtnerstadt immer wieder einmal. „Und wir lese ben eben mit der Natur, das ist unser Problem.“Doch was bei diesem Unwetter ungewöhnlich war, sei, dass das komplette Anbaugebiet zwischen der Brauerei Bucher und der Ziegelei betroffen war. „Normalerweise war es immer nur ein Streifen, aber diesmal hat es alle erwischt.“Das sei für viele auch ein großer finanzieller Schaden. Denn weil die Prämien für die Versicherung von Salatkulturen sehr hoch sind, sind viele Gärtner gegen Hagelschäden gar nicht versichert. So wie auch Georg Bucher. „Aber es geht schon wieder weiter“, sagt er kämpferisch.
So sieht es auch Achim Poetschke, Geschäftsführer der Gartenbauzentrale in Gundelfingen. Die ist gerade erst eine Lieferverpflichtung für Eissalat eingegangen. Und kann nun nicht mehr liefern, weil der Handel auf einwandfreie Ware besteht und ein Salat mit einem einzigen Hagelloch im Blatt bereits nicht mehr verkäuflich ist. Bei höherer Gewalt, sagt Poetschke, werde man zwar von der Lieferverpflichtung entbunden. „Aber der Kunde möchte natürlich trotzdem beliefert werden und wir müssen schauen, dass wir das woanders einkaufen und den Kunden zufriedenstellen können.“Immerhin, sagt Poetschke, gebe es beim Wurzelgemüse Hoffnung. Zwar hätten auch Karotten, Pastinaken oder Petersilienwurzeln etwas abgekommen. „Aber die gleichen das normalerweise wieder aus. Da wird es vermutlich Ertragseinbußen geben oder man muss mit der Ernte etwas länger warten.“
Nach dem Hagel am Sonntagnachmittag kam es dann auch in der Nacht auf Montag zu teils unwetterartigen Gewittern im Landkreis. Dabei stürzte nach Angaben der Polizei ein sechs Meter hoher Laubbaum auf die Kreisstraße zwischen Weisingen und Altenbaindt. Nachdem er über die gesamte Fahrbahn ragte, musste die Feuerwehr Weisingen ausrücken. Elf Helfer waren im Einsatz, um den Baum zu beseitigen.