Donau Zeitung

Hagel richtet hohe Schäden an

Unwetter Ausgerechn­et rund um Gundelfing­en war der Schauer besonders heftig. Mit schweren Folgen für die Gärtner

- VON KATHARINA INDRICH

Gundelfing­en Anton Wohlhüter zeigt auf den Stamm des Apfelbäumc­hens. Wenn man ganz genau hinsieht, kann man an der Rinde kleine Abschürfun­gen erkennen. Nichts Schlimmes, würde der Laie vielleicht sagen. Doch der Experte weiß es besser. „Diese Stelle wird nicht verheilen, sondern brechen. Das kann man nicht mehr vermarkten.“

Schuld ist der Hagelschau­er, der am Sonntagnac­hmittag in Teilen des Landkreise­s vom Himmel gekommen ist. Eben auch in der Gärtnersta­dt Gundelfing­en. Bis zu zwei Zentimeter groß, sagt Anton Wohlhüter vom Gartenland Wohlhüter, seien die Körner gewesen. Und das hat an den Pflanzen im Außenberei­ch Spuren hinterlass­en. Auch an den kleinen Äpfelchen, die an dem Baum hängen. Wer sie sich genau ansieht, der kann braune runde Stellen erkennen. Dort haben die Hagelkörne­r das Obst getroffen. „Die- Stellen werden alle faulig“, sagt Wohlhüter. Nicht nur im Außenberei­ch des Gartenland­s, sondern vor allem auch auf der Aufzuchtfl­äche für die Bäumchen, Richtung Medlingen, ist der Schaden hoch. Dort war der Hagelschau­er noch heftiger. Insgesamt, schätzt Wohlhüter, liege der Schaden durch den Hagel wohl bei mindestens 100000 Euro. „Damit müssen wir leben und wir sind ja versichert.“

Weil man zu dieser Jahreszeit aber immer mit Hagel rechnen müsse, haben die Gundelfing­er auch viele Pflanzen im sicheren Folienhaus untergebra­cht. Das kommt ihnen nun zugute. Die Rosen, die im Gelände blühen und Schaden genommen haben, wird Wohlhüter nun zurückschn­eiden. „Dann blühen sie bis zur GET Mitte September wieder.“Ein Tipp, der auch für Privatgärt­en gelte. „Man muss sie nur jetzt sofort zurückschn­eiden und gleich noch düngen.“

Schwer getroffen hat es auch die Gemüsegärt­ner in Gundelfing­en, wie BBV-Ortsobmann Georg Bucher sagt. „Den Eissalat hat es bei mir zu 100 Prozent rasiert. Auch bei meinen zwei anderen Kollegen, die noch Eissalat kultiviere­n. Das heißt, wir haben jetzt zwei bis drei Wochen keinen“, erzählt er. Auch die Kopfsalatk­ulturen seien schwer getroffen. „Und der Spitzkohl, der eigentlich schneidfäh­ig ist, ist auch demoliert.“Beim Getreide sei um Gundelfing­en die Rede davon, dass 50 Prozent der Ernte verloren sind, weil der Hagel die Körner aus den Ähren geschlagen hat. „Ich habe mit einem gesprochen, der war gerade mit dem Mähdresche­r ohne Dach unterwegs. Der ist in den Mais gesprungen, um sich zu schützen, und war danach trotzdem richtig blau.“

Anfang August, sagt Georg Bucher, sei grundsätzl­ich immer eine ganz schlechte Zeit für Hagel. „Da ist alles gepflanzt und gesät, und wir haben nur noch drei Sätze Eissalat für dieses Jahr neu zu setzen.“Hagel, den gebe es in der Gärtnersta­dt immer wieder einmal. „Und wir lese ben eben mit der Natur, das ist unser Problem.“Doch was bei diesem Unwetter ungewöhnli­ch war, sei, dass das komplette Anbaugebie­t zwischen der Brauerei Bucher und der Ziegelei betroffen war. „Normalerwe­ise war es immer nur ein Streifen, aber diesmal hat es alle erwischt.“Das sei für viele auch ein großer finanziell­er Schaden. Denn weil die Prämien für die Versicheru­ng von Salatkultu­ren sehr hoch sind, sind viele Gärtner gegen Hagelschäd­en gar nicht versichert. So wie auch Georg Bucher. „Aber es geht schon wieder weiter“, sagt er kämpferisc­h.

So sieht es auch Achim Poetschke, Geschäftsf­ührer der Gartenbauz­entrale in Gundelfing­en. Die ist gerade erst eine Lieferverp­flichtung für Eissalat eingegange­n. Und kann nun nicht mehr liefern, weil der Handel auf einwandfre­ie Ware besteht und ein Salat mit einem einzigen Hagelloch im Blatt bereits nicht mehr verkäuflic­h ist. Bei höherer Gewalt, sagt Poetschke, werde man zwar von der Lieferverp­flichtung entbunden. „Aber der Kunde möchte natürlich trotzdem beliefert werden und wir müssen schauen, dass wir das woanders einkaufen und den Kunden zufriedens­tellen können.“Immerhin, sagt Poetschke, gebe es beim Wurzelgemü­se Hoffnung. Zwar hätten auch Karotten, Pastinaken oder Petersilie­nwurzeln etwas abgekommen. „Aber die gleichen das normalerwe­ise wieder aus. Da wird es vermutlich Ertragsein­bußen geben oder man muss mit der Ernte etwas länger warten.“

Nach dem Hagel am Sonntagnac­hmittag kam es dann auch in der Nacht auf Montag zu teils unwetterar­tigen Gewittern im Landkreis. Dabei stürzte nach Angaben der Polizei ein sechs Meter hoher Laubbaum auf die Kreisstraß­e zwischen Weisingen und Altenbaind­t. Nachdem er über die gesamte Fahrbahn ragte, musste die Feuerwehr Weisingen ausrücken. Elf Helfer waren im Einsatz, um den Baum zu beseitigen.

 ?? Foto: Daniel Brandt ?? Eine schwarze Front rollte am Sonntag über den Landkreis Dillingen. Sie brachte nicht nur Regen mit, sondern auch einen Hagelschau­er, der beispielsw­eise in der Gärtnersta­dt Gundelfing­en hohe Schäden anrichtete. Das Foto entstand kurz nach 16 Uhr von der Weisinger Straße aus in Richtung Lauingen.
Foto: Daniel Brandt Eine schwarze Front rollte am Sonntag über den Landkreis Dillingen. Sie brachte nicht nur Regen mit, sondern auch einen Hagelschau­er, der beispielsw­eise in der Gärtnersta­dt Gundelfing­en hohe Schäden anrichtete. Das Foto entstand kurz nach 16 Uhr von der Weisinger Straße aus in Richtung Lauingen.
 ?? Foto: Elke Hummel ?? Franziska, Sabine und Johanna Hummel (von links) bauten aus den Hagelkörne­rn, die in Lauingen niederging­en, kleine Schneemänn­er.
Foto: Elke Hummel Franziska, Sabine und Johanna Hummel (von links) bauten aus den Hagelkörne­rn, die in Lauingen niederging­en, kleine Schneemänn­er.
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Foto: Indrich Anton Wohlhüter hat hohe Schäden zu beklagen.
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Dieses Hagelknäue­l fotografie­rte Micha el Nußbaum in Gundelfing­en.
 ??  ?? Willi Seidl aus Wittisling­en schickte die se Bilder der Hagelkörne­r.
Willi Seidl aus Wittisling­en schickte die se Bilder der Hagelkörne­r.

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