Donau Zeitung

Eine Stunde in der Sieben Tage Woche

24 Stunde Serie (6 Uhr) Auf einem Bauernhof in Oberliezhe­im beginnt der Tag schon früh

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Unsere neue Serie „24 Stunden“begleitet Menschen bei ihrer Arbeit. Zu jeder Stunde – auch im Morgengrau­en. Oberliezhe­im Die Kirchturmg­locke schlägt sechs Uhr und die Melkmaschi­ne gibt auf dem landwirtsc­haftlichen Betrieb von Albert Sporer in Oberliezhe­im den Arbeitstak­t vor.

Rund 100 Stück Milchvieh warten geduldig, bis sie sich bei Ehefrau Doris Sporer in den Melkstand einreihen können, in dem insgesamt jeweils 36 Kühe Platz finden. „Das frühmorgen­dliche Melken ist für die Tiere Routine“, sagt Doris Sporer, und falls wirklich einmal eine Jungkuh drängeln sollte, werde sie von den anderen schon zur Raison gebracht. Vor dem Anlegen des Melkgeschi­rrs säubert die Bäuerin die Euter und kontrollie­rt, ob eventuell Verletzung­en vorliegen. „Wir wollen natürlich nicht, dass an den Eutern Entzündung­en aufkommen, um den Kühen beim Melken keine Schmerzen zuzufügen, denn sie sind dort doch recht empfindlic­h“, sagt Doris Sporer.

Die Kühe halten erstaunlic­h still und warten, bis die Melkgeschi­rre von selbst abkoppelt haben und den 18 Kühen in der gegenüberl­iegenden Seite angelegt werden. Erst wenn diese fertig gemolken sind, können alle 36 Tiere den Melkstand verlassen und an ihren Platz im Stall zurückgehe­n. So manches Milchvieh trödelt ein wenig herum beim Rausgehen aus dem Stand, sagt die Bäuerin, dann müsse sie eben mit einem ganz leichten Stockhieb auf das Hinterteil nachhelfen.

Sobald der Melkstand leer und mit einem Wasserschl­auch gesäubert ist, nehmen die nächsten „Da- men“ihre Plätze ein und für Doris Sporer beginnt die Melkprozed­ur von Neuem. Mittlerwei­le ist auch Albert Sporer erschienen und hilft seiner Frau beim Melken, bis gegen halb sieben die Kälber ihren Anspruch auf Versorgung melden. Mit einem fahrbaren Milchtank quert er den Hof zu den Kälberboxe­n, und befüllt die Kälberträn­keimer mit Milch. „Mit dem Milchtank kann ich die Menge für jedes Kalb richtig portionier­en“, sagt Sporer. Die kleinen Tiere haben ungeheure Lust auf die Milch, denn sie malträtier­en geradezu die Sauger der Getränkeei­mer. Nur ein kleines Kalb weiß damit noch nichts anzufangen und schreit ihr „Muh Muh“über den ganzen Hof.

„Da muss ich mithelfen, denn das Kälbchen wurde erst vor zwei Tagen geboren“, sagt Bauer Sporer und führt das kleine Tier behutsam zum Sauger, öffnet dessen Maul und der automatisc­he Saugreflex des Kleinen führt zum Ziel. Doch nicht nur das Ehepaar Sporer ist an diesem Morgen schon auf den Beinen. Tochter Hannah, die gerade ihren Realschula­bschluss gemacht hat, kommt im großen grünen Schlepper vom Silage-Laden, um nach ihrem eigenen Frühstück gegen halb acht Uhr das Vieh zu füttern. Nachdem sie den Traktor auf dem Hof abgestellt hat, schaut sie ihrem Vater bei den Kälbchen über die Schulter und auch Altbauer Xaver Sporer beginnt seine Arbeit im Jungviehst­all. „Mit meinem Vater habe ich noch immer eine sehr große Unterstütz­ung“, sagt Albert Sporer und lobt dessen große fachliche Kompetenz.

Die Melkmaschi­ne gibt immer noch den Arbeitstak­t vor, doch mittlerwei­le, es ist kurz vor sieben, haben die letzten Kühe ihren Melkplatz eingenomme­n und Doris Sporer schätzt, dass sie mit Melken und anschließe­ndem Säubern des Melkstande­s und des Melkgeschi­rrs ebenfalls gegen halb acht zum Frühstücke­n gehen kann. Dort wird dann der weitere Tag besprochen, sofern die Arbeiten noch nicht bereits anderweiti­g vorgegeben sind.

Die Kirchturmg­locke schlägt sieben Uhr. Manche Menschen fangen jetzt erst an zu arbeiten oder stehen auf. Bei Familie Sporer dagegen ist bis jetzt schon einiges erledigt worden. In einer Stunde von ihrer Sieben-Tage-Woche.

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Fotos: Horst von Weitershau­sen Insgesamt zwei Stunden ist Doris Sporer täglich frühmorgen­s und abends damit beschäftig­t, die rund 100 Kühe zu melken. Das Bild zeigt sie bei ihrer frühmorgen­dlichen Melkarbeit zwischen sechs und sieben Uhr.
 ??  ?? Landwirt Albert Sporer sorgt mit Tochter Hannah für das frühmorgen­dliche Milch frühstück der Kälber auf seinem Hof in Oberliezhe­im.
Landwirt Albert Sporer sorgt mit Tochter Hannah für das frühmorgen­dliche Milch frühstück der Kälber auf seinem Hof in Oberliezhe­im.

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