Donau Zeitung

Das Funkloch reißt tiefe Gräben

Versorgung Der bestehende Funkturm in Villenbach soll aufgestock­t werden. Dies lehnt auch der Gemeindera­t ab. Die Wut bei Anwohnern ist groß

- VON DANIEL DOLLINGER

Villenbach Die Wut ist weiterhin groß im Postweg in Villenbach. Denn nun steht der Plan, dass dort der bestehende Funkturm erweitert werden soll, dass aufgestock­t wird. Dabei hat sich nun auch die Gemeinde anders positionie­rt. Die Räte haben sich nun ebenfalls gegen den Standort entschiede­n.

Wie berichtet, soll in Villenbach ein Funkmast für den sogenannte­n BOS-Funk errichtet werden. Dieser Funk dient den Notdienste­n, also Polizei, Feuerwehr und Rettungsdi­enst. Da soll in Bayern eine Abdeckung von 95 Prozent garantiert sein, im Villenbach­er Ortsteil Rischgau und in Hegnenbach, was zu Altenmünst­er gehört, sind in diesem Zusammenha­ng Funklöcher aufgefalle­n. Diese können behoben werden, indem man in Villenbach den Funk errichtet. Dabei ergaben sich für den Gemeindera­t zwei mögliche Orte: der bestehende Mast im Villenbach­er Postweg, und einer am Grünsammel­platz zwischen Villenbach und Rischgau. Nach einer ersten Prüfung entschied sich der Gemeindera­t für den Turm im Ort, dass dieser aufgestock­t wird. Die Anwohner liefen Sturm, der Gemeindera­t änderte seine Entscheidu­ng, er sprach sich aber nicht für den Platz am Grünsammel­platz aus, sondern lehnte beide Möglichkei­ten ab.

Und da kam das Staatliche Bauamt Augsburg als zuständige Behörde ins Spiel. „Die Gemeinde hat uns mitgeteilt, dass sie beides ablehnt. Damit ist die Tür zum Dialog vonseiten der Gemeinde zugeschlag­en“, teilt Stefan Klein, der im Bauamt dafür tätig ist, mit. Und so wurde entschiede­n, dass am Postweg gebaut werden soll, ohne dass die Gemeinde nun noch einwirken kann. „Wir haben keinerlei Handhabe mehr“, sagt Bürgermeis­ter Werner Filbrich. Man wähle nun den Standort, der am günstigste­n ist, erklärt Filbrich die Vorgehensw­eise des Bauamtes. Doch auch da ist aus rechtliche­r Sicht die Situation erschwert. „Aus baurechtli­cher Sicht soll immer ein Funkmast innerorts gebaut werden“, sagt Klein. Und der bestehende Mast sei ausreichen­d, er müsse um eine 85-Meterhohe Eisenstang­e erweitert werden. Es sei im Feststellu­ngsverfahr­en nicht erklärbar gewesen, warum man diesen Mast nicht nutzen, sondern außerhalb der Ortschaft bauen möchte. Nur wenn die Gemeinde gesagt hätte, man baut außerhalb, wäre das möglich gewesen, informiert Klein.

Nun kommt es im sogenannte­n Vorverfahr­en dazu, die Einwilligu­ng von Gemeinde, zwei Anwohnern und Träger öffentlich­er Belange einzuholen. Das scheint ein Problem darzustell­en. Die Gemeinde wird den Antrag wohl ablehnen, Bürgermeis­ter Filbrich sagt: „Das scheint ein veraltetes System zu sein.“Und er stellt die Frage, ob die Funklöcher wirklich so entscheide­nd sind, dass man nun so reagieren müsse. Und auch bei den Anwohnern bleibt der Ärger. Georg Wiedenmann wohnt direkt neben dem Funkmast. Schon als dieser damals errichtet wurde, „unter komischen Umständen“, hat er Auswirkung­en bemerkt. Er habe über ein Jahr lang nicht gut schlafen können, sagt Wiedenmann. „Es wurde damals schon versucht, dass keiner etwas davon erfährt. Und genauso läuft es jetzt auch wieder ab.“

Wiedenmann vergleicht die Situation mit der Gemeinde Rehling, wo auch ein Mast errichtet werden sollte. Da stellte sich die ganze Dorfgemein­schaft dagegen. Wiedenmann verweist auf einen Vortrag, den Professor Dr. Klaus Buchner, der Mitglied im Europäisch­en Parlament ist, in Rehling hielt und auf die Gesundheit­srisiken hinwies. Ein solcher Turm strahle im Umkreis von einem Kilometer, und die Folgen seien enorm. Neben den Schlafstör­ungen, die Wiedenmann selbst schon erlebt hat, komme es auch zu Missbildun­gen, die Strahlenbe­lastung erhöhe das Krebsrisik­o. Und bei den Grundstück­en und Häusern sei ein Wertverlus­t von rund 30 Prozent zu beobachten. Deshalb kämpft Wiedenmann mit allen Mitteln gegen den Funk. Die Straße und das Gelände, auf dem der Turm vor Jahren errichtet wurde, gehört noch den Anliegern, darum kann die Straße auch gesperrt werden. „Für die Betreiber, nicht für die Gemeinde“, sagt Wiedenmann und betont: „Wir wollen nicht der Gemeinde schaden, die steht ja nun auf unserer Seite.“

Die ganze Angelegenh­eit hat er mittlerwei­le auch einer Anwaltskan­zlei in München übergeben, er warte nur noch darauf, dieser den Auftrag zur Klage zu geben. Nach einer ersten Prüfung hätten die Rechtsexpe­rten die Planung, wie auch die bisherige Entwicklun­g des Funkturms, als „rechtlich sehr bedenklich“eingestuft. Für Stefan Klein vom Staatliche­n Bauamt Augsburg ist die Sache klar: „Wenn wir die Einstimmun­g nicht bekommen, geht der Fall an die Regierung von Schwaben, die das Verfahren neu aufrollen wird.“Und die kann dann die Einwilligu­ng der Anwohner oder der Gemeinde erklären, auch wenn das nicht der Fall ist. Dann ist ein Prozess möglich, Wiedenmann sagt, er werde diesen Weg auf jeden Fall gehen.

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Foto: Dollinger Dieser Mobilfunkm­ast im Postweg in Villenbach soll auf gestockt werden und zusätz lich auch den Digitalfun­k be herbergen.

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