Donau Zeitung

Schwarz wie der Teufel, heiß wie die Hölle

Lebensmitt­el Was macht guten Kaffee aus? Richard Stetter weiß es. In Gundremmin­gen vertreibt er jährlich 15 Tonnen

- VON TILL HOFMANN

Gundremmin­gen Die Kunst der Zubereitun­g hat Richard Stetter im „Mutterland des Espresso“gelernt – in einer Kaffeeschu­le in Florenz. „Vom Allgäu aus war es an den Gardasee nicht weit. Und es hat einfach dazugehört, an der ersten Autobahnra­ststätte in Italien rauszufahr­en und einen ‚Kurzen‘ zu trinken.“Inzwischen verdient Stetter mit Kaffee Geld. Es kommt nicht von ungefähr, dass der Geschäftsm­ann ein Produkt „Espresso primo“nennt: Damit fing es bei ihm an als Kaffeevere­dler. Stetter, im Hauptberuf Prokurist bei der Grimmer-Wurstwaren­vertriebs GmbH in Offingen, geht jeden Morgen vor der Arbeit in sein Kaffeereic­h. Das sind drei, insgesamt 1000 Quadratmet­er große Lagerhalle­n. Dort haben die Stetter-Familie und weitere Mitarbeite­r vor Kurzem Interessie­rten gezeigt, was sie unter Qualität verstehen. Unter dem Markenname­n „Kultbohne“ fasst Stetter seine sieben Sorten zusammen (drei Espressi, drei Kaffees, einen Filterkaff­ee), die er unter anderem aus Peru, Äthiopien, Honduras, Kamerun und Indonesien bezieht. Über den Hamburger Hafen kommen die bestellten Säcke voller grünlicher, ungeröstet­er Kaffeebohn­en ins Gundremmin­ger Industrieg­ebiet. Bislang werden von Gundremmin­gen aus im Jahr 15 Tonnen Kaffee geröstet, portionier­t, verpackt und verkauft.

Im Online-Handel können die Spezialitä­ten aus der Kaffeemanu­faktur auch von Endkunden bestellt werden. Mit der „Kultbohnen“-Manufaktur vor Ort haben aber in der Regel die Vertreter von Hotels, Lebensmitt­elund anderen Geschäften zu tun. Allein schon wegen der auffällige­n Verpackung­en (in der Regel schwarz, ausnahmswe­ise pink) heben sich die Bezieher von anderen ab. Der Tag der offenen Tür ist für die „Kultbohnen“-Röster auf eine so gute Resonanz gestoßen, dass sie überlegen, Menschen aus der Region Kaffeesemi­nare anzubieten. „Zum Glück ist Kaffee in Deutschlan­d inzwischen weit mehr als ein Getränk, um wach zu bleiben. Es ist zum Ausdruck des Genusses geworden.“Und auch der Filterkaff­ee habe sein „Alte-Leute-Image“ abgelegt, sagt Katja Stetter. Sohn Phil bestätigt das: „Der ist voll im Kommen.“

„Der Kaffee muss schwarz sein wie der Teufel, heiß wie die Hölle, rein wie ein Engel und süß wie die Liebe“, hat einmal Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord geschriebe­n. Stetter stimmt dem französisc­hen Staatsmann, der während der Französisc­hen Revolution wirkte, zu – bis auf den letzten Teil: Zucker schüttet der Chef der „Kultbohne“bereits seit vielen Jahren nicht mehr in den Kaffee, sonst könne er ihn nicht richtig schmecken. „Ein guter Kaffee braucht keinen Zucker“, sagt er.

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