Warnhofen hat sich extra herausgeputzt
Dorfserie Eine alte Grotte, das Siedlerkreuz in Kömertshof und der Blick in die Weite des Landkreises: In dem kleinen Bissinger Ortsteil im Kesseltal haben die Menschen ihr Paradies gefunden
Warnhofen Bei klarer Sicht reicht der Blick von der Jurahochfläche in Warnhofen bis nach Hochdorf und Unterringingen. „Wir haben hier unser Paradies gefunden“, sagt Siegfried Angemeer, der vor vielen Jahren aus München in das kleine Örtchen zog. Den Menschen gefällt es im Naturparadies – umso wichtiger war ihnen deshalb, den kleinen Ort bestmöglich zu präsentieren.
Als die Nachricht eintraf, dass unsere Zeitung nach Warnhofen kommt, sei noch einiges zu tun gewesen, erklärt Ortssprecher Andreas Süß. Das ehemalige Feuerwehrhaus war der Treffpunkt. Nur die Optik des Gebäudes war nicht ansprechend genug. „Deshalb haben wir die vordere Wand noch gestrichen“, gibt Ortssprecher Andreas Süß zu und lacht. Knapp 40 Bewohner aus Warnhofen und dem ein Kilometer östlich liegenden Örtchen Kömertshof kamen zusammen. Kuchen, Limonaden und Süßigkeiten wurden bereitgestellt. An die Wände klebte Renate Rauh alte Zeitungsausschnitte und Postkarten. „Wir hatten auch mal einen TanteEmma-Laden“, sagt Süß und zeigt auf das vergilbte Foto. Viele Bilder liegen parat. Sie zeigen den Umbau der Bushaltestelle, die Einweihung der Umgehungsstraße und des Spielplatzes.
Zum Dorfbild von Warnhofen gehört auch die mit Blumen geschmückte Grotte. Nach dem Krieg habe ihr verstorbener Mann Nikolaus sie erbaut, erzählt Ursula Jenuwein. „Weil er gesund aus dem Krieg heimgekommen ist.“
Extra für unseren Besuch kamen auch die Alpakas Stormi und Priman vorbei. Zusammen mit Besitzer Fritz Tischinger. Er und sein Neffe Jonas tragen an diesem Tag extra ihre großen Hüte. „Aus AlpakaWolle gemacht – von meiner Frau Monika“, erzählt Tischinger. Insgesamt neun Alpakas hat der gebürtige Warnhofener. „Sie sind neugierig, aber keine Streicheltiere“, betont er.
Das Beste an Warnhofen? „Hier darf jeder sein, wie er will“, sagen Anneros und Heinz Vogel. Das Ehepaar feierte bis vor einer Woche noch auf dem Wacken Open Air. Jetzt sind die beiden zurück in ihrem beschaulichen Dorf – und froh darüber. „Es ist schön, wieder zu Hause zu sein“, sagt Anneros Vogel, die heute ihren 54. Geburtstag feiert. „Das Tolle hier ist: Man hat das Dorfleben, gleichzeitig ist es aber auch kein Problem, wenn jemand sich zurückzieht“, betont ihr Mann Heinz. „Hier wird niemand ausgegrenzt.“
Auch wenn sie den Ausblick von der Jurahöhe jeden Tag genießen können – den Wert weiß noch immer jeder zu schätzen. „Wir wollen heuer noch Panorama-Liegen hinter das ehemalige Feuerwehrhaus stellen“, sagt Süß. So könne jeder Wanderer eine Pause machen und dabei den Blick genießen.
Ein weiterer Plan ist es, einen Mehrgenerationenspielplatz zu schaffen. „Für die Älteren könnte der Spielplatz ein optimaler Platz zum Ausruhen sein.“
Eine Wirtschaft gibt es in Warnhofen nicht mehr. Die letzte haben die Großeltern des Ortssprechers geführt. Dafür kommen alle zum Maibaumfest zusammen. Nächstes Jahr am Siedlerkreuz in Kömertshof. Trotzdem hätten die Zusammenkünfte abgenommen, erzählt Angela Rieder. „Es hat auch mehr Musik gegeben.“Dafür hält sie an dem Stammtisch der Kaffeefrauen fest. „Wir treffen uns seit 1960.“Früher seien es insgesamt 15 gewesen. Jetzt nur noch fünf.
Der einzige Verein, den es im Ort noch gibt, ist der Feuerwehrverein. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1993 mit Diemantstein zusammengeschlossen. Vorher war Albert Schiele dort Kommandant. „Von ’76 bis ’91“, sagt er und hält die Liste ehemaliger Kommandanten in die Luft. „Zwischen jedem Wechsel gab es ein Spanferkel.“Alle lachen. Schiele kommt aus Kömertshof. Er ist einer von 35 Bewohnern und war mit daran beteiligt, dass das Siedlerkreuz am Dorfplatz dieses Jahr erneuert wurde. In Warnhofen leben 98 Menschen. Beide Orte gehören eng zusammen. Wird ein Fest gefeiert, dann sind alle Bürger eingeladen.
„Ich bin auch zugezogen“, erzählt Andrea Kurtz. Wie die anderen liebt sie den Ort, in dem zwar wenig passiert, die Gemeinschaft aber umso enger ist. „Ich fühle mich sehr wohl und will hier auch nicht mehr weg.“
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