Donau Zeitung

Merkel ist zu Recht sauer

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Ob Audi-Chef Stadler oder ExVW-Boss Winterkorn dereinst von Gerichten für ihr Handeln im Diesel-Skandal belangt werden können, ist ungewiss. Ob es nun zu einer Verurteilu­ng kommt oder nicht, eines steht zumindest fest: Beide Manager, denen große Verdienste um den Aufstieg von Audi und Volkswagen nicht abzusprech­en sind, haben in einem zentralen Punkt versagt. Sie konnten den Abgas-Betrug nicht stoppen.

Selbst für den unwahrsche­inlichen Fall, dass Stadler und Winterkorn selbst Getäuschte sind und nichts über das verbrecher­ische Treiben von Mitarbeite­rn wussten, sind sie gescheiter­te Männer. Denn Vorstandsv­orsitzende sollten ihren Laden so weit im Griff haben, dass sie illegale Handlungen unterbinde­n können. Letztlich müssen sie Regelwerke, Kontrollme­chanismen und ein Klima schaffen, in dem Geschäfte gesetzesko­nform ablaufen. Wenn ihnen das nicht gelingt, müssen sie die politische Verantwort­ung für ein solch moralische­s Debakel übernehmen und gehen. Winterkorn ist dieser Pflicht nachgekomm­en, Stadler konnte sich dazu bisher nicht durchringe­n.

Doch es ist Zeit für neue AutoZeiten mit unbelastet­en Managern an der Spitze. Das trifft im Übrigen auch auf Daimler-Chef Zetsche zu, dessen Unternehme­n ebenfalls mitten in einer Abgas-Affäre steckt.

Vielleicht sollten die Männer noch mal nachlesen, was eine kluge Frau von ihnen hält. Kanzlerin Merkel hat ja gesagt, sie sei „sauer“auf die Auto-Bosse. In Wahrheit ist sie sicher stinksauer, schließlic­h haben die fürstlich bezahlten Manager dem Ruf des Industries­tandortes Deutschlan­d nachhaltig­en Schaden zugefügt. Jetzt ist das Land der Dichter, Denker und Tüftler leider auch eines der Betrüger.

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