Der große Abstrakte
Maler K. O. Götz wurde 103 Jahre
Der Maler Karl Otto Götz ist tot. Der Pionier der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit starb am Samstag im Alter von 103 Jahren in seinem Haus in dem kleinen rheinlandpfälzischen Ort NiederbreitbachWolfenacker im Westerwald. 20 Jahre bis 1979 lehrte K.O. Götz, wie ihn alle nannten, als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine Schüler Gerhard Richter und Sigmar Polke wurden weltberühmt.
Geboren wurde K.O. Götz noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Unter den Nazis hatte er Malverbot. Er war befreundet mit Hans Arp und Otto Dix. Nach dem Krieg machte K.O. Götz die deutsche Kunst mit seiner abstrakten Malerei wieder international hoffähig. Er war als einziger Deutscher Mitglied der internationalen Künstlergruppe CoBrA. Götz war einer der wichtigen Maler des deutschen Informel, der abstrakten Nachkriegskunst, auch Gerhard Hoehme, Bernard Schultze oder Fred Thieler zählten dazu. Berühmt wurde er mit großformatigen gestischen Schwarz-Weiß-Kompositionen, die in vielen Museen und politischen Machtzentren hängen. Zu seinem 100. Geburtstag war er mit großen Ausstellungen geehrt worden, unter anderem in der Berliner Neuen Nationalgalerie. Noch mit über 100 Jahren hatte der fast erblindete Götz mit Hilfe seiner Frau Rissa gemalt.
Grundprinzipien der Technik von K.O. Götz waren das sekundenschnelle Malen. Er trug mit breiten Pinseln Farbe auf die verkleisterte Leinwand auf und zog dann blitzschnell einen Gummischaber (Rakel) über die Fläche. Schließlich übermalte Götz noch mit einem trockenen Pinsel das Gemalte. „Meine Malerei lebt vom Rhythmus meiner Pinselzüge und Rakelschläge“, sagte Götz einmal. Wie die amerikanischen Künstler des „Action Painting“bearbeitete er die Leinwand auf dem Boden. In ihrer Energie erinnern Götz’ abstrakte Bilder an die Explosion von Materie. „Abstrakt ist schöner“lautete das künstlerische Lebensmotto des Biennale- und documenta-Teilnehmers.