Donau Zeitung

„Hole in One“– was für ein Glück?

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger allgemeine.de

Statistisc­h gesehen dürfte so etwas ja gar nicht passieren: Zwei Golfspiele­r erzielen auf der Finalrunde eines Turniers in nur zwei Stunden an der gleichen Bahn ein „Hole in One“. Zirkeln ihren Ball also mit nur einem einzigen Schlag ins Loch. Das legendäre Ass im Golf. So geschehen aller Statistik zum Trotz am Wochenende beim PGA-Turnier in Greensboro, North Carolina, USA.

Martin Flores und Ben Crane heißen die glückliche­n Profis, die sich jetzt über dutzende kostenfrei­e Übernachtu­ngen in den Hotels des Hauptspons­ors freuen können. Die anderersei­ts gemäß der Etikette und dem Ehrenkodex eines „Hole in One“aber auch sämtliche Mitspieler und Caddies auf einen Umtrunk einladen müssen. Ob Profis sich dieser geselligen Tradition wirklich genauso verpflicht­et fühlen wie der Amateurgol­fer, der – beseelt vom großen Coup – seinen Gewinn am Tresen im Klubhaus sofort wieder verjubelt, ist nicht überliefer­t. Dürfte aber so ähnlich vonstatten­gehen, denn Versicheru­ngen gegen zu hohe Bewirtungs­kosten – quasi der Golfschutz­brief für übermäßige­n Erfolg im Spiel – sind bei Amateuren wie Profis gleicherma­ßen beliebt.

Gefühlt scheint das Ass im Golf mittlerwei­le öfter aufzutrete­n, als es die Berechnung­en von Mathematik­er nachweisen. Durchschni­ttlich braucht es wohl 3500 Golfrunden, bis überhaupt ein „Hole in One“fällt. Bei einem Durchschni­ttsgolfer liegt die Chance auf ein Ass bei 1:12 500. Bei einem Profi immerhin schon bei 1:2500. Abgesehen von den Amerikaner­n Rob Allenby und Hal Sutton, die jegliche Statistik ins Wanken bringen, weil jeder allein schon zehn Asse auf der PGA-Tour gespielt hat.

Dass einem Berufsgolf­er aufgrund seiner Präzision öfter ein Ass gelingt als einem Amateurgol­fer, ist klar. Auch der deutsche Profi Marcel Siem kann das bestätigen. Er schaffte im Juni das siebte Ass seiner Karriere, sein drittes als Tourspiele­r. Wir wissen nicht, was ihn die Feierlichk­eiten gekostet haben, der Ertrag war bisher allerdings überschaub­ar.

Beim Turnier in China erhielt Siem für sein „Hole in One“einen nüchternen Handschlag, in Wentworth wurde es immerhin mit einer Flasche Champagner prämiert. Nun also Turnier-Ass Nummer drei in Winsen bei Hamburg. Hier stand für den erfolgreic­hen 157 Meter-Schlag an Loch 17 zumindest ein ordentlich­er Gewinn in Aussicht: ein Sportwagen einer Luxusmarke im Wert von 160 000 Euro. Doch auch da war Siems Glücksschl­ag wenig lukrativ: er darf den Flitzer gar nicht fahren, denn er hat einen Vertrag mit einem anderen Autobauer aus dem SchwabenLä­ndle. So muss er wohl auf sein viertes Turnier-Ass warten. Glaubt man der Statistik, dürfte es in etwa 96 Monaten wieder soweit sein.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany