Die Arbeit hinter den Luxuskörpern
24 Stunden Serie (18 Uhr) Im Wertinger Fitnessstudio Athletics kämpft Birgit Schmid gegen den Bewegungsmangel an
Wertingen Der Job von Birgit Schmid ist es, Leute zur Bewegung zu motivieren. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt die Höchstädterin, die das Wertinger Fitnessstudio „Athletics“mit einer Partnerin führt. Motivation hat dabei einige Facetten. So will sie mit gutem Beispiel vorangehen, sprich: selber topfit sein. Das verlangt ihr allerdings keine großen Opfer ab. „Ich liebe Sport“, sagt Schmid. Bis zu drei Stunden täglich fährt sie Rad, joggt oder macht Training an den Geräten, die dutzendfach im Studio herumstehen. Schmid wirkt jugendlich und durchtrainiert.
In Bewegung bleiben und andere zur Bewegung veranlassen ist also der Inhalt von Schmids Arbeitsleben. An diesem Abend im August, es ist kurz nach 18 Uhr, herrscht allerdings Flaute im Studio. Bei den zahlreichen Kraftgeräten trainieren nur zwei junge Männer. „Die sind sehr oft hier, bei jedem Wetter“, sagt Schmid und lacht. Denn eigentlich tut sich in ihrem Beruf gerade das gähnende Sommerloch auf, wie sie achselzuckend erklärt. Eigentlich wollte sie um diese Zeit einen Kurs für „Spinning“geben – im Prinzip gemeinsames Fahren auf stationären Fahrrädern, in einem Raum im Untergeschoss. Der kam heute allerdings aus Mangel an Teilnehmern nicht zustande.
Die Leute sind derzeit eben bei schönem Wetter lieber am See oder im Biergarten als im Fitnessstudio. So sieht es Schmid. Doch manche Gäste zeigen auch bei bestem Badewetter eiserne Disziplin und formen den Körper mit gezielten Übungen, wie der 28-jährige Manuel Wohner. Schmid und der Buttenwiesener begrüßen sich freundlich, sie sehen sich ja oft hier. Unterhalten muss Schmid den muskulösen Mann allerdings nicht. Denn der ist ja hier, um zu trainieren. Gespräche will er nicht zu lange halten, da sonst die Muskeln wieder kalt werden. Schmid beobachtet kurz, ob Wohner seine Übung korrekt ausführt oder ob sie eingreifen muss. Dazu besteht kein Anlass bei Wohner.
Schmid macht einen Rundgang durch das Studio. Alles ist aufgeräumt und ordentlich, Radiomusik dröhnt laut aus den Lautsprechern. Im Keller befinden sich die Spinningräder, auf denen zwei junge Frauen sitzen und schwitzen. Nebenbei laufen Dokusoaps im Fernsehen.
So sehr Bewegung auch den Ablauf im Fitnessstudio bestimmt – am Schreibtisch wartet viel Arbeit auf Schmid. Der kann sie sich nun ausgiebig widmen, da auf der Trainingsfläche nicht viel los ist. Schmid hat die „A-Lizenz“, wie sie erzählt. Das ist die höchste Lizenz, die im Fitnessbereich vergeben wird. Schmid weiß deshalb auch viel über Ernährung und Anatomie. Letzteres braucht sie nun, denn sie arbeitet gerade für einen Kunden einen komplizierten Trainingsplan aus. „Der hat Schmerzen in gleich drei Körperpartien“, sagt Schmid. Das sei schon eine große Herausforderung. Denn vom Physiotherapeuten kam die klare Anweisung an den Patienten: Muskelaufbau. Wenn Übungen schmerzen, ist es nun aber auch schlecht. Nun muss sich Schmid für ihren Kunden einen Trainingsplan überlegen, bei dem auf dessen Schulter- und Rückenschmerzen eingegangen wird. Das sei natürlich eine Herausforderung. Aber eigentlich sei immer etwas an Schreibtischarbeit zu tun in ihrem geräumigen Büro neben der Trainingsfläche. Bewegung ist bei ihr eben viel, aber nicht alles.