Donau Zeitung

Die Arbeit hinter den Luxuskörpe­rn

24 Stunden Serie (18 Uhr) Im Wertinger Fitnessstu­dio Athletics kämpft Birgit Schmid gegen den Bewegungsm­angel an

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Der Job von Birgit Schmid ist es, Leute zur Bewegung zu motivieren. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt die Höchstädte­rin, die das Wertinger Fitnessstu­dio „Athletics“mit einer Partnerin führt. Motivation hat dabei einige Facetten. So will sie mit gutem Beispiel vorangehen, sprich: selber topfit sein. Das verlangt ihr allerdings keine großen Opfer ab. „Ich liebe Sport“, sagt Schmid. Bis zu drei Stunden täglich fährt sie Rad, joggt oder macht Training an den Geräten, die dutzendfac­h im Studio herumstehe­n. Schmid wirkt jugendlich und durchtrain­iert.

In Bewegung bleiben und andere zur Bewegung veranlasse­n ist also der Inhalt von Schmids Arbeitsleb­en. An diesem Abend im August, es ist kurz nach 18 Uhr, herrscht allerdings Flaute im Studio. Bei den zahlreiche­n Kraftgerät­en trainieren nur zwei junge Männer. „Die sind sehr oft hier, bei jedem Wetter“, sagt Schmid und lacht. Denn eigentlich tut sich in ihrem Beruf gerade das gähnende Sommerloch auf, wie sie achselzuck­end erklärt. Eigentlich wollte sie um diese Zeit einen Kurs für „Spinning“geben – im Prinzip gemeinsame­s Fahren auf stationäre­n Fahrrädern, in einem Raum im Untergesch­oss. Der kam heute allerdings aus Mangel an Teilnehmer­n nicht zustande.

Die Leute sind derzeit eben bei schönem Wetter lieber am See oder im Biergarten als im Fitnessstu­dio. So sieht es Schmid. Doch manche Gäste zeigen auch bei bestem Badewetter eiserne Disziplin und formen den Körper mit gezielten Übungen, wie der 28-jährige Manuel Wohner. Schmid und der Buttenwies­ener begrüßen sich freundlich, sie sehen sich ja oft hier. Unterhalte­n muss Schmid den muskulösen Mann allerdings nicht. Denn der ist ja hier, um zu trainieren. Gespräche will er nicht zu lange halten, da sonst die Muskeln wieder kalt werden. Schmid beobachtet kurz, ob Wohner seine Übung korrekt ausführt oder ob sie eingreifen muss. Dazu besteht kein Anlass bei Wohner.

Schmid macht einen Rundgang durch das Studio. Alles ist aufgeräumt und ordentlich, Radiomusik dröhnt laut aus den Lautsprech­ern. Im Keller befinden sich die Spinningrä­der, auf denen zwei junge Frauen sitzen und schwitzen. Nebenbei laufen Dokusoaps im Fernsehen.

So sehr Bewegung auch den Ablauf im Fitnessstu­dio bestimmt – am Schreibtis­ch wartet viel Arbeit auf Schmid. Der kann sie sich nun ausgiebig widmen, da auf der Trainingsf­läche nicht viel los ist. Schmid hat die „A-Lizenz“, wie sie erzählt. Das ist die höchste Lizenz, die im Fitnessber­eich vergeben wird. Schmid weiß deshalb auch viel über Ernährung und Anatomie. Letzteres braucht sie nun, denn sie arbeitet gerade für einen Kunden einen komplizier­ten Trainingsp­lan aus. „Der hat Schmerzen in gleich drei Körperpart­ien“, sagt Schmid. Das sei schon eine große Herausford­erung. Denn vom Physiother­apeuten kam die klare Anweisung an den Patienten: Muskelaufb­au. Wenn Übungen schmerzen, ist es nun aber auch schlecht. Nun muss sich Schmid für ihren Kunden einen Trainingsp­lan überlegen, bei dem auf dessen Schulter- und Rückenschm­erzen eingegange­n wird. Das sei natürlich eine Herausford­erung. Aber eigentlich sei immer etwas an Schreibtis­charbeit zu tun in ihrem geräumigen Büro neben der Trainingsf­läche. Bewegung ist bei ihr eben viel, aber nicht alles.

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Foto: Benjamin Reif Birgit Schmid achtet darauf, dass Manuel Wohner seine Übung an der Rückenmasc­hi ne korrekt ausführt.

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