1300 Wahlhelfer sind im Landkreis im Einsatz
In Wertingen wird die Suche nach Freiwilligen immer schwieriger. Wer das Ehrenamt schwänzt, dem könnte ein Bußgeld drohen
Wertingen Allzu lange wird der Wahlkampf nicht mehr dauern. Am 24. September ist Bundestagswahl. Die genaue Zahl der Wahlberechtigten im Landkreis Dillingen steht erst fest, wenn die Wählerverzeichnisse abgeschlossen werden. Das ist grundsätzlich erst ein bis zwei Tage vor der Wahl der Fall, heißt es vonseiten der Pressestelle im Landratsamt Dillingen. Vor vier Jahren lag die Zahl bei 72 099 Stimmberechtigten.
Ohne Wahlhelfer geht da nichts: Denn sie sorgen dafür, dass Bürger ihre Stimme frei und geheim abgeben können und am Ende ein korrektes Wahlergebnis vorliegt.
Im Landkreis Dillingen werden für die Durchführung der Bundestagswahl etwa 1300 Frauen und Männer benötigt. Allein in Wertingen liegt die erforderliche Zahl bei 150. Karl Benz von der Stadtverwaltung ist Wahlleiter. Vor acht Wochen hat er einen öffentlichen Aufruf gestartet. „Ein Wahlehrenamt übernehmen zu dürfen, ist für alle wahlberechtigten Bürger eine ehrenvolle Aufgabe“, betont er. Trotzdem haben sich nur acht Freiwillige bei ihm gemeldet. „Das ist wie ein Tropfen auf den heißen Stein“, bedauert Benz die nachlassende Bereitschaft in der Bevölkerung. Immer weniger wollen das Opfer erbringen und sich ein paar Stunden für die Gemeinschaft einsetzen. Dabei ermöglichen Wahlhelfer überhaupt erst demokratische Wahlen.
Karl Benz kann glücklicherweise auf einen Helferstamm zurückgreifen. Darüber hinaus verpflichtet er Personen aus dem öffentlichen Dienst – Beamte, Angestellte und Lehrer. Auch fast alle Mitarbeiter sind im Wertinger Rathaus im Einsatz. Nur wer zu dieser Zeit im Urlaub weilt, wird befreit.
Peter Holfeld aus Wertingen hat schon viele Wahlen als Helfer begleitet: „Ich bin seit fast 35 Jahren dabei.“Rückblickend sei es für ihn wichtig gewesen, ein Stück Demokratie hautnah miterlebt zu haben. „Nach allem, was ich heute weiß, lohnt es sich, für die Demokratie ein paar Stunden zu opfern. Man darf die Überwachung nicht den Parteien allein überlassen.“Nur mit Beteiligung der Bevölkerung könnten Wahlfälschungen ausgeschlossen werden. Einen Tipp hält der Mittelschullehrer parat: Die Wahllokale dürften um 18 Uhr nicht zugesperrt werden. Denn, so Holfeld: „Jeder hat das Recht, bei der Auszählung zuzuschauen.“Allerdings habe der 64-Jährige dies in seiner Zeit als Wahlhelfer nie erlebt.
In Wertingen und der Verwaltungsgemeinschaft sind für den Herbst 23 Stimmbezirke geplant. Dazu kommen drei Briefwahlbezirke. In der Kernstadt Wertingen werden fünf Wahllokale zur Verfügung stehen, in Gottmannshofen zwei und in den sieben Ortsteilen je ein Wahllokal.
Neun bis zwölf Helfer sind für jedes Wahllokal erforderlich, denn es wird in Schichten gearbeitet. Während des Tages müssen mindestens drei Personen anwesend sein. Sie kontrollieren beispielsweise, ob sich die Wahlberechtigten im richtigen Wahllokal befinden. Sie geben die Stimmzettel aus.
Geöffnet sind die Wahllokale von acht bis 18 Uhr. Anschließend erfolgt die Auszählung der Stimmzettel. Besondere Kenntnisse werden für dieses Ehrenamt nicht vorausgesetzt. Grundsätzlich ist jeder Wahlberechtigte zur Übernahme des Ehrenamts verpflichtet.
Für das Engagement erhalten Wahlhelfer eine Vergütung, in Wertingen wird sie in Form einer Brotzeit ausgegeben. In anderen Städten erhalten die Helfer eine finanzielle Entschädigung. In Augsburg beispielsweise liegt diese bei hundert Euro.
Wer das Ehrenamt einfach schwänzt, dem könnten empfindliche Strafen drohen: Bis zu 500 Euro Bußgeld. Zu solchen drastischen Maßnahmen hat Ordnungsamtsleiter Karl Benz bisher noch nie greifen müssen. Aber die Frage, ob künftig lieber Bares ausbezahlt werden sollte, um mehr ehrenamtliche Helfer zu locken, könnte sich die Stadt vor der nächsten Wahl stellen, meint Benz.
„Ein Wahlehrenamt übernehmen zu dürfen, ist für alle wahlberechtigten Bürger eine ehrenvolle Aufgabe.“
Wahlleiter Karl Benz
„Jeder Bürger hat das Recht, bei der Auszählung zuzuschauen.“
Wahlhelfer Peter Holfeld