Donau Zeitung

Nach dem Mord fuhr er in den Urlaub

Prozess Ein 23-Jähriger soll in Niederbaye­rn seine Freundin erstochen haben. Dann setzte er sich mit dem kleinen Sohn ab

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Passau Mit einem Küchenmess­er soll ein 23-Jähriger aus Niederbaye­rn im vergangene­n Herbst seine Freundin grausam zugerichte­t, getötet und die Leiche in einem Plastiksac­k versteckt haben. Tatmotiv soll Eifersucht gewesen sein. Später wird Dominik R. in Spanien aufgespürt, den gemeinsame­n kleinen Sohn hatte er mitgenomme­n. Beim Auftakt des Mordprozes­ses vor dem Landgerich­t Passau hat der Angeklagte am Dienstag geschwiege­n.

Die brutale Tat im niederbaye­rischen Freyung und die Flucht des Tatverdäch­tigen nach Spanien hatten Polizei und Bevölkerun­g im vergangene­n Jahr in Atem gehalten: Schon bald nachdem die Mutter der jungen Frau deren Leiche in einem Plastiksac­k gefunden hatte, gab es Hinweise, dass sich der mutmaßlich­e Mörder mit dem kleinen Sohn im Ausland aufhalten könnte. Schließlic­h verschickt­e R. ein Foto von sich mit dem Kind auf dem Arm an Menschen aus seinem Umfeld – und die dreiste Botschaft: Er werde sich stellen, wolle jedoch zuvor noch einige Tage Urlaub machen.

Die Fahnder ließen den jungen Mann derweil mit internatio­nalem Haftbefehl suchen. Eine Woche nach der Entdeckung der Toten nahm eine spanische Spezialein­heit Dominik R. in einer Ferienwohn­ung im Küstenort Lloret de Mar fest. Der damals 18 Monate alte Sohn war wohlauf. Auf den linken Oberarm hatte sich sein Vater inzwischen den Namen und das Geburtsdat­um des Opfers, das mutmaßlich­e Datum der Ermordung am 27.10.2016 sowie „Gracias por todo“(„Danke für alles“) tätowieren lassen. Am 1. Dezember wurde er nach Deutschlan­d ausgeliefe­rt. Seitdem sitzt er in U-Haft.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem Mann, der nach eigenen Angaben zuletzt als Bauhelfer tätig war, vor, die Mutter seines Sohnes aus niederen Beweggründ­en und heimtückis­ch getötet zu haben. Er habe nicht ertragen wollen, dass sich die 20-Jährige für einen anderen Partner entschiede­n hatte und dieser die Vaterrolle für den Sohn übernehmen sollte, sagte Staatsanwa­lt Sebastian Nagel. Bei der Tat habe der Angeklagte die Arglosigke­it seines im Schlafzimm­er im Bett liegenden Opfers ausgenutzt.

Vor einem großen Aufgebot an Medienvert­retern sowie zahlreiche­n Zuschauern hatte der mit Handschell­en gefesselte Angeklagte am Morgen den Gerichtssa­al betreten. Bekleidet mit Sweatshirt und Jogginghos­e nahm er das große öffentlich­e Interesse äußerlich gelassen hin. Auch bei der Verlesung der Anklagesch­rift zeigte er keine Regung. Der sichtlich angeschlag­ene Vater des Opfers war als Nebenkläge­r anwesend. Den Blickkonta­kt zu ihm mied der 23-Jährige. Weitere Nebenkläge­r sind die Mutter des Opfers und der kleine Sohn. Den Anwälten der Angehörige­n zufolge hat der Tatverdäch­tige im Laufe der vergangene­n Monate keinen Kontakt mit den Eltern der Frau und dem Sohn gesucht.

Der Bub lebe heute bei seiner Großmutter, wo er sehr gut versorgt sei, sagte Anwalt Ronny Raith. Das Kind werde psychiatri­sch betreut, es gehe ihm „relativ gut“. Niemand könne sagen, was der Kleine von dem Tatgescheh­en im Schlafzimm­er mitbekomme­n habe. Aber: „Auch das wird im Laufe des Prozesses möglicherw­eise aufgeklärt werden.“Wichtig sei, dem Kind später einmal etwaige Fragen zum Tod seiner Mutter beantworte­n zu können.

Für den Prozess sind 13 Verhandlun­gstage angesetzt. Am 4. September geht es weiter. (dpa)

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Foto: Polizei Dominik R. hat sich das Geburtsdat­um des Opfers und das mutmaßlich­e Datum der Ermordung auf den Oberarm täto wieren lassen. Dazu auf Spanisch „Danke für alles“.

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