Donau Zeitung

Sorge um die Kirche

Warum der Augsburger Priester Siegfried Fleiner die deutschen Bischöfe „Feiglinge“nennt

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Kirchstein Der 86-jährige Ruhestands­priester Siegfried Fleiner hat sich in Sorge um die Zukunft der katholisch­en Kirche in einem offenen Brief „an die Bischöfe der deutschen Diözesen“gewandt. „Bevor ich sterbe, möchte ich Euch Fragen stellen, die mich beschäftig­en und bedrängen“, schreibt der Geistliche laut der Passauer Neuen Presse. Er spüre einen „zunehmende­n Groll“gegen die Bischöfe, weil sie „unsere Kirche in eine priesterlo­se Wüste“führten.

Der 1931 in Augsburg geborene Fleiner wurde 1957 zum Priester geweiht. Er war Missionar in Guatemala, mischte sich in die Politik ein, wurde interniert und ausgewiese­n. Später übernahm Fleiner die Augsburger Pfarrei „Zum Guten Hirten“, wo er einer christlich-aramäische­n Familie aus der Türkei ab 1995 fünf Jahre lang Kirchenasy­l gewährte. Aufsehen erregte er auch als Priester der in Aichach inhaftiert­en RAFTerrori­stin Brigitte Mohnhaupt. Heute lebt Fleiner in Oberbayern.

Hauptgrund für den fehlenden Priesterna­chwuchs ist Fleiners Ansicht nach der Zölibat. Er verstehe nicht, warum sich die Bischöfe nicht zusammentä­ten und durch ihren Vorsitzend­en, „der ein Vertrauter des Papstes ist“, diesen bitten würden, die Zulassungs­bestimmung­en zum Priesteram­t zu ändern. Der Pfarrer erinnert daran, dass Papst Franziskus einmal gesagt habe, die Bischöfe sollten ihm diesbezügl­ich einen Vorschlag machen.

„Warum tut Ihr das nicht?“, fragt Fleiner. Seine Antwort: „Weil Ihr ein Haufen Feiglinge seid. Ich sage das nicht, um Euch zu beleidigen, sondern weil ich weiß, Ihr Oberhirten seid aus demselben Holz geschnitzt wie wir Unterhirte­n.“In seinen vielen Priesterja­hren habe er kaum erlebt, dass in Priester- oder Dekanatsko­nferenzen brisante Themen angesproch­en worden seien. Von der Kritik ausnehmen will Fleiner die „Reformprie­ster“und die Bewegung „Wir sind Kirche“. (kna)

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