Donau Zeitung

Konsequent unzeitgemä­ß

Nachruf Der Komponist Wilhelm Killmayer wurde fast 90 Jahre alt

- VON STEFAN DOSCH

München Wilhelm Killmayer war der große Unzeitgemä­ße unter den deutschen Komponiste­n in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts. Der Münchner wollte sich nicht vereinnahm­en lassen von Avantgarde­Strömungen wie etwa der seriellen Musik, die in den 50er Jahren, als Killmayer mit eigenen Werken hervorzutr­eten begann, den kompositor­ischen Mainstream bildeten. Killmayer setzte von Anfang an auf einen eigenen Personalst­il, der behutsam die Rückbindun­g an die Tradition suchte und dennoch durch und durch eigenständ­ig war. Die Melodie besaß bei Killmayer ebenso ihr Recht wie die herkömmlic­he Akkordik, wozu sich musikalisc­he Ironie ebenso gesellen konnte wie ein kompromiss­loser Ernst. Killmayer hielt sich jedenfalls an den Rat seines Lehrers Carl Orff, unbeirrt von Einflüster­ungen seinen ganz eigenen Weg als Komponist zu gehen.

Das OEuvre ist umfangreic­h, Orchesterw­erke finden sich darin ebenso wie Kompositio­nen für Kammermusi­k, ferner schrieb Killmayer zwei Ballettope­rn – Anfang der 60er Jahre war er Dirigent des Bayerische­n Staatsball­ettts – sowie die musikalisc­he Posse „Yolimba“zu einem Libretto von Tankred Dorst. Überragend war jedoch sein Schaffen als Liedkompon­ist, stammen aus seiner Feder doch mehr als 200 Lieder. Einen Höhepunkt bilden dabei die beiden breit angelegten Zyklen auf Spätgedich­te von Hölderlin.

Von 1973 an hatte Killmayer für knapp zwei Jahrzehnte eine Kompositio­nsprofessu­r an der Münchner Musikhochs­chule inne. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnu­ngen. Am Sonntag, einen Tag vor seinem 90. Geburtstag am 21. August, ist Wilhelm Killmayer in München gestorben.

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Foto: dpa

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