Donau Zeitung

Droht dem Videobewei­s das Aus?

Kaum eingeführt, scheint die Neuerung schon wieder ein Auslaufmod­ell. Grund sind massive technische Probleme am ersten Bundesliga-Spieltag. Kritik kommt von allen Seiten

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Frankfurt am Main Dem Videobewei­s droht in der Fußball-Bundesliga ein schnelles Ende. Nach den massiven technische­n Problemen zum Saisonstar­t hält Projektlei­ter Hellmut Krug bei weiteren Pannen einen Abbruch der Testphase für möglich. „Wir können nicht Wochen und Wochen so weitermach­en. Vor allem für Schiedsric­hter ist das unzumutbar“, sagte der Schiedsric­hter-Manager des DFB im TVSender Sky. „Wenn es weiterhin so läuft, müssen wir uns etwas anderes überlegen.“

Am ersten Spieltag konnte der neue Videoassis­tent in einigen Spielen nur teilweise oder gar nicht zum Einsatz kommen. Zudem stand die zur Unterstütz­ung bei Abseitsent­scheidunge­n vorgesehen­e Hilfslinie in den Samstagssp­ielen nicht zur Verfügung. Die Deutsche Fußball Liga hatte diese Pannen als „nicht hinnehmbar“kritisiert und für diese Woche ein Gespräch mit der Geschäftsf­ührung des Dienstleit­ers Hawkeye angekündig­t.

Krug zufolge könnte ein überlastet­es Glasfaserk­abel Ursache für die Probleme gewesen sein. „Das ist natürlich nicht das, was wir erwarten. Daran müssen wir in den nächsten Tagen mit Hochdruck arbeiten“, sagte der frühere Top-Referee. Sollte es keine schnelle Lösung des Problems geben, sei laut Krug vieles vorstellba­r. „Man müsste zurückgehe­n zur alten Form ohne Videoassis­tenten oder eine mobile Lösung wie in Italien ausprobier­en“, sagte der 61-Jährige.

DFB-Präsident Reinhard Grindel würde ein schnelles Ende für den Videoassis­tenten bedauern, sieht er ihn doch als „äußerst nützlich“an. „Die technische­n Pannen sind bedauerlic­h. Dafür kann die Liga nichts, dafür können auch die Schiedsric­hter nichts. Aber dort, wo er funktionie­rte, wurden klare Entscheidu­ngen getroffen“, sagte der DFB-Chef. „Wenn sich die Technik eingespiel­t hat, bringt das mehr Gerechtigk­eit in den Fußball. Es ist auch ein Beitrag, die Schiedsric­hter zu entlasten“, betonte Grindel.

Liga-Präsident Reinhard Rauball äußerte sich etwas zurückhalt­ender: „Es ist der Versuch, mehr Gerechtigk­eit in die Bundesliga zu bringen. Das ist jetzt eine Phase der Erprobung, und es passieren Dinge, die so nicht vorgesehen sind.“

Der Technik-Blackout ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker, zu denen auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß gehört. „Ich habe nach wie vor meine Bedenken, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren“, sagte er. Ex-Nationalsp­ieler Philipp Lahm ließ wissen: „Wenn man so etwas einführt, sollte es schon funktionie­ren.“

Trotz der Probleme sorgte die technische Neuerung am ersten Spieltag aber gleich mehrfach für gerechtere Entscheidu­ngen. Die Bayern profitiert­en mit einem nachträgli­ch zugesproch­enen Elfmeter beim 3:1 gegen Bayer Leverkusen ebenso davon wie Eintracht Frankfurt beim 0:0 in Freiburg, wo Schiedsric­hter Manuel Gräfe nach Interventi­on des Videoassis­tenten ein irreguläre­s Tor der Hausherren zurücknahm.

Der ehemalige Trainer Ottmar Hitzfeld bewertet den Videobewei­s daher positiv. „Ich freue mich über die Neuerung. Sie macht den Fußball gerechter und fairer. So kann man viele Skandale verhindern“, sagte der 68-Jährige. Und HSVSportch­ef Jens Todt gestand: „Ich habe mich bekehren lassen. Ich war früher immer gegen den Videobewei­s. Heute kann ich sagen: Das ist eine wirkliche Hilfe. Die Zahl der Fehlentsch­eidungen sinkt.“(dpa)

 ?? Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa ?? Videoassis­tenten sollen in dieser Bundesliga­saison das Schiedsric­htergespan­n auf dem Feld bei strittigen Entscheidu­ngen unterstütz­en. Soweit die Theorie. Doch gleich am ersten Spieltag gab es in mehreren Stadien technische Probleme.
Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Videoassis­tenten sollen in dieser Bundesliga­saison das Schiedsric­htergespan­n auf dem Feld bei strittigen Entscheidu­ngen unterstütz­en. Soweit die Theorie. Doch gleich am ersten Spieltag gab es in mehreren Stadien technische Probleme.

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