Donau Zeitung

Riesig: Boris spielt wieder in Deutschlan­d

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Endlich kehrt Boris zurück. Viel zu lange schon wohnt der Tennisheld nahe seines Wohnzimmer­s in Wimbledon. In England wissen sie seit Jahrzehnte­n, was sie an Boris haben. Die Briten verehren den einstigen Ballstreic­hler, den NetzHechte­r, den Experten und vermutlich auch den Weiberheld­en, der gefühlt sechs Kinder mit acht Frauen hat. Jetzt schlägt er wieder in Deutschlan­d auf. Als „Head of Tennis“, als Kopf des Tennis, stellt der deutsche Filzball-Verband heute Becker in Frankfurt vor.

Bewunderns­wert, wie BB sein Talent selbst in Besenkamme­rn elegant ausspielte und eine Tochter zeugte, von der die Bayern sagen würden: wie runtergeri­ssen. Geschenkt, dass der Bub aus dem verträumte­n Leimen das Geld nicht annähernd so präzise platzieren kann, wie früher die Bälle. Die Menschen lieben diese Typen, gerade weil sie nicht perfekt sind. Was wäre der deutsche Tennisspor­t ohne Boris? Eine rote Sandwüste.

Eine ähnliche Strahlkraf­t besitzt nur Lothar Matthäus im Fußball, der jüngst wieder einen Beleg für sein überragend­es Sprachtale­nt lieferte. In einer Diskussion um Elfmeter sagte Loddar: „Wäre, wäre, Fahrradket­te, so ungefähr.“Im Wahlkampf 2013 hatte SPDKanzler­kandidat Peer Steinbrück das Original kreiert: Hätte, hätte Fahrradket­te. Der Rekord-Nationalsp­ieler ist und bleibt ein Sprachphil­osoph. Danke dafür.

Ab heute also arbeitet – ääääääh – Boris für Deutschlan­d. Einen Experten, Erklärer, Motivator, eine Führungsfi­gur, einen FilzballMe­ssias wie BB hat das Land vermisst. Nach seinem WimbledonE­insatz war der 49-Jährige nur als Urlauber und Pokerspiel­er in Erscheinun­g getreten. Auch weil er wegen eines kurzzeitig­en finanziell­en Engpasses - böse Zungen behaupten, der einstige Tennis-Millionär sei total abgebrannt - die Öffentlich­keit mied. Zu diesem Thema werde er bei seiner Präsentati­on null Auskünfte geben, heißt es vom Deutschen Tennis Bund. Das ist jetzt nebensächl­ich. Ab heute regiert wieder ein Riese beim größten Tennisverb­and der Welt mit 1,4 Millionen Mitglieder­n mit. Und das ist gut so.

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Foto: dpa 1985: Boris Becker hechtet in seinem Wohnzimmer zum ersten Titel.
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