Ein Bekannter geht in Rente
24 Stunden Serie (19 Uhr) Max Lang arbeitet in der Dillinger Filiale der BayWa. Kurz vor Ladenschluss gibt es hier noch einiges zu tun
Dillingen Schnell und konzentriert schreitet Max Lang durch die Gänge der Dillinger BayWa. Es ist 19.20 Uhr, nur noch wenige Kunden sind in der Filiale im Dillinger Westen. Der 62-Jährige entdeckt eine Lücke in einem Regal mit Klebern. Energisch tritt Lang an das Regal und beginnt, die Tuben von hinten nach vorn zu holen, um die Lücke zu schließen. „In der Früh soll es ja alles wieder ordentlich aussehen“, sagt der Höchstädter. Also will er der Frühschicht eine „gemähte Wiese“hinterlassen, nach dem Heimwerkerjargon.
Seit seinem 15. Lebensjahr ist Lang mit allem rund um die Hausverschönerung betraut. Wenn er über seine Arbeit bei der BayWa spricht – seit 26 Jahren arbeitet er hier in Dillingen –, beginnen seine Augen auch nach so langer Zeit noch zu leuchten. Ein tolles Betriebsklima gebe es hier, alle packen mit an, gleich, welcher Abteilung sie angehören. Lang ist eigentlich für den Verkauf von Sanitäranlagen zuständig, aber in der letzten Stunde der Öffnungszeit ist das egal. Er sieht mit seinem geschulten Blick sofort, wenn es irgendwo etwas zu tun gibt.
Ein großer Teil der Arbeit kurz vor Ladenschluss ist im Normalfall, die Ware in den Regalen wieder aufzufrischen. Dazu werden die Bestände aus dem Lager geholt. Anlieferungen von Lkw gibt es zu dieser fortgeschrittenen Stunde nicht mehr. Zwei junge Kollegen Langs haben die Aufgabe übernommen, sodass sich Lang weiter seinem Kontrollgang widmen kann. Alles wirkt sehr eingespielt. Kunden muss Lang jetzt nur noch vereinzelt bedienen – jedenfalls solche, die sich im Laden befinden. Jetzt geht es darum, Bestellungen zusammenzustellen. „Kommissionieren“, heißt das in der Fachsprache. Außerdem muss sich Lang einen Überblick verschaffen, was schon abholbereit ist. Der 62-Jährige braucht nur kurze Zeit, um die zusammengestellten Kommissionen zu prüfen. Danach greift er zum Telefon und ruft die Kunden an. „Ging jetzt doch schneller als erwartet“, teilt er einem Mann mit, der sich am anderen Ende der Leitung über einen Schrank freut.
Nachdem er aufgelegt hat, erzählt Lang von den Vorzügen, die er an seinem Beruf schätzt. Bei jeder Witterung sei er im Laden, das sei gerade im Winter angenehm. Viel wichtiger ist ihm jedoch, dass er jeden Tag aufs Neue mit einer Vielzahl an Wünschen konfrontiert wird, die er erfüllen kann. „So viele Menschen kommen mit ihren Projekten hier- her. Das macht einfach Spaß, denen weiterzuhelfen“, sagt Lang. Er sagt, dass er persönlich keine monotone Arbeit verrichten könnte: „Ans Fließband zu gehen, das wäre nichts für mich gewesen.“
Die Digitalisierung hat seine Arbeit noch einmal angenehmer ge- macht, sagt er und lächelt breit. Früher habe er bei der Inventur mehrere Bleistifte weggeschrieben, heute übernimmt ein handliches Gerät diese Arbeit. Er muss einfach den Strichcode „anschießen“.
Die Kundenwünsche werden immer erfüllt, sagt Lang. Das bedeutet ab und an auch, dass er bedeutend später aus dem Baumarkt kommt als 20 Uhr, dem offiziellen Ladenschluss. „Rausschmeißen tun wir niemand, wenn derjenige noch einen Wunsch hat“, sagt Lang. Da kann es passieren, dass jemand noch für 25 Quadratmeter Gartensteine holen will. Sei alles schon vorgekommen. Kommt es aber heute nicht. Zu guter Letzt gehen alle aus dem BayWa-Team gemeinsam durch den Hauptgang und schauen, ob sich noch Kunden im Laden befinden. Ist nicht der Fall. Alle Wünsche sind für heute erfüllt.