Donau Zeitung

Ein Bekannter geht in Rente

24 Stunden Serie (19 Uhr) Max Lang arbeitet in der Dillinger Filiale der BayWa. Kurz vor Ladenschlu­ss gibt es hier noch einiges zu tun

- VON BENJAMIN REIF

Dillingen Schnell und konzentrie­rt schreitet Max Lang durch die Gänge der Dillinger BayWa. Es ist 19.20 Uhr, nur noch wenige Kunden sind in der Filiale im Dillinger Westen. Der 62-Jährige entdeckt eine Lücke in einem Regal mit Klebern. Energisch tritt Lang an das Regal und beginnt, die Tuben von hinten nach vorn zu holen, um die Lücke zu schließen. „In der Früh soll es ja alles wieder ordentlich aussehen“, sagt der Höchstädte­r. Also will er der Frühschich­t eine „gemähte Wiese“hinterlass­en, nach dem Heimwerker­jargon.

Seit seinem 15. Lebensjahr ist Lang mit allem rund um die Hausversch­önerung betraut. Wenn er über seine Arbeit bei der BayWa spricht – seit 26 Jahren arbeitet er hier in Dillingen –, beginnen seine Augen auch nach so langer Zeit noch zu leuchten. Ein tolles Betriebskl­ima gebe es hier, alle packen mit an, gleich, welcher Abteilung sie angehören. Lang ist eigentlich für den Verkauf von Sanitäranl­agen zuständig, aber in der letzten Stunde der Öffnungsze­it ist das egal. Er sieht mit seinem geschulten Blick sofort, wenn es irgendwo etwas zu tun gibt.

Ein großer Teil der Arbeit kurz vor Ladenschlu­ss ist im Normalfall, die Ware in den Regalen wieder aufzufrisc­hen. Dazu werden die Bestände aus dem Lager geholt. Anlieferun­gen von Lkw gibt es zu dieser fortgeschr­ittenen Stunde nicht mehr. Zwei junge Kollegen Langs haben die Aufgabe übernommen, sodass sich Lang weiter seinem Kontrollga­ng widmen kann. Alles wirkt sehr eingespiel­t. Kunden muss Lang jetzt nur noch vereinzelt bedienen – jedenfalls solche, die sich im Laden befinden. Jetzt geht es darum, Bestellung­en zusammenzu­stellen. „Kommission­ieren“, heißt das in der Fachsprach­e. Außerdem muss sich Lang einen Überblick verschaffe­n, was schon abholberei­t ist. Der 62-Jährige braucht nur kurze Zeit, um die zusammenge­stellten Kommission­en zu prüfen. Danach greift er zum Telefon und ruft die Kunden an. „Ging jetzt doch schneller als erwartet“, teilt er einem Mann mit, der sich am anderen Ende der Leitung über einen Schrank freut.

Nachdem er aufgelegt hat, erzählt Lang von den Vorzügen, die er an seinem Beruf schätzt. Bei jeder Witterung sei er im Laden, das sei gerade im Winter angenehm. Viel wichtiger ist ihm jedoch, dass er jeden Tag aufs Neue mit einer Vielzahl an Wünschen konfrontie­rt wird, die er erfüllen kann. „So viele Menschen kommen mit ihren Projekten hier- her. Das macht einfach Spaß, denen weiterzuhe­lfen“, sagt Lang. Er sagt, dass er persönlich keine monotone Arbeit verrichten könnte: „Ans Fließband zu gehen, das wäre nichts für mich gewesen.“

Die Digitalisi­erung hat seine Arbeit noch einmal angenehmer ge- macht, sagt er und lächelt breit. Früher habe er bei der Inventur mehrere Bleistifte weggeschri­eben, heute übernimmt ein handliches Gerät diese Arbeit. Er muss einfach den Strichcode „anschießen“.

Die Kundenwüns­che werden immer erfüllt, sagt Lang. Das bedeutet ab und an auch, dass er bedeutend später aus dem Baumarkt kommt als 20 Uhr, dem offizielle­n Ladenschlu­ss. „Rausschmei­ßen tun wir niemand, wenn derjenige noch einen Wunsch hat“, sagt Lang. Da kann es passieren, dass jemand noch für 25 Quadratmet­er Gartenstei­ne holen will. Sei alles schon vorgekomme­n. Kommt es aber heute nicht. Zu guter Letzt gehen alle aus dem BayWa-Team gemeinsam durch den Hauptgang und schauen, ob sich noch Kunden im Laden befinden. Ist nicht der Fall. Alle Wünsche sind für heute erfüllt.

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Die Pflanzen, die zu Öffnungsze­iten vor dem Laden herumstehe­n, müssen noch nach drinnen gebracht werden. Max Lang arbeitet eigentlich als Verkäufer für den Sanitärbe reich – doch alle packen mit an, wenn es etwas zu tun gibt, sagt er.
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Damit der Frühschich­t eine ordentlich­e Filiale übergeben wird, holt Lang die Ware in den Regalen nach vor ne.
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Fotos: Benjamin Reif Manches, wie diesen Duschkopf, muss Lang auch mit einer Lei ter herunterho­len.

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